20.04.2019 - Bayer 04 Leverkusen

„Es fehlen massig helfende Hände“


Nach der Auseinandersetzung zwischen Bayer 04 Leverkusen-Ultras, die von KSC-Fans unterstützt wurden, mit VfB Stuttgart-Fans vor einer Woche in Bad Cannstatt, wurden etwa 60 Bayer 04-Fans vom VfB Stuttgart mit bundesweit gültigen Stadionverboten belegt (Faszination Fankurve berichtete).

Die Stadionverbote wurden im direkten Anschluss an die Vorfälle in Bad Cannstatt auf Verdacht ausgesprochen. Eine Anhörung wurde den Betroffenen nicht eingeräumt. Doch damit nicht genug. Die Kölner Polizei hat nun die 60 Bayer 04 Leverkusen-Fans für das heutige Heimspiel der Werkself gegen den 1. FC Nürnberg zusätzlich mit sogenannten Bereichbetretungsverboten belegt. Die betroffenen Fans dürfen somit nicht nur nicht in die BayArena, sondern zudem auch nicht in die Stadtteile, die ans Stadion angrenzen. Andernfalls droht ihnen ein Zwangsgeld in Höhe von 500 Euro.

Damit dürfen die betroffenen Fans heute auch nicht das StadionEck, den Treffpunkt der aktiven Fanszene von Bayer 04 Leverkusen, besuchen. Die sogenannten Stadtverbote wurden mit dem rivalisierenden Verhältnis zwischen Leverkusener und Nürnberger Fans begründet, was für Unverständnis in der Fanszene sorgt. Das StadionEck wird in ehrenamtlicher Arbeit von aktiven Bayer 04-Fans betrieben. Durch die vielen Stadtverbote gibt es nun Schwierigkeiten, den Betrieb am Spieltag aufrecht zu erhalten. Anders als bei der Aussprache vieler Stadtverbote in der Vergangenheit soll das StadionEck heute trotzdem geöffnet werden.

„Wie ihr sicherlich schon auch die letzten Tage mitbekommen habt bzw. euch spätestens durch unser Cover klar wird, ist morgen kein normaler Spieltag für unsere Fanszene. Dass es in Deutschland üblich ist, bei einer vermeintlichen Beteiligung an einer Straftat direkt ein Stadionverbot zu bekommen, weiß mittlerweile leider jeder. So hatte auch in diesem Fall keiner die Möglichkeit, sich vor der Erteilung zu dem Vorfall zu äußern bzw. konnte ihm irgendetwas nachgewiesen werden – Stadionverbote kann man eben einfach so verteilen. Dass man so nicht nur die Spiele seines eigenen Vereins verpasst, ist das eine. Die Polizei setzt aber die Unschuldsvermutung, die in Deutschland ja grundsätzlich gilt, noch weiter außer Kraft und hat zahlreichen Fans ein Betretungsverbot für sämtliche Stadtteile rund um das Stadion für den morgigen Tag erteilt. Gerechtfertigt wird dies durch die scheinheilige Begründung, dass ein rivalisierendes Verhältnis zwischen unserem und dem Nürnberger Fanlager bestehe. Zusätzlich wird selbst Fans, die das erste (!) Mal überhaupt irgendwie beim Fußball vermeintlich involviert waren, vorgeworfen, es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich dies wiederhole. Das heißt im Klartext: Die Tatsache, dass man eben kontrolliert wurde, rechtfertigt, dass man das Fußballspiel nicht nur nicht mehr im Stadion, nein sogar nicht mal mehr im Eck schauen darf und man dadurch auch noch von vielen seiner Freunde getrennt wird. Bewiesen werden muss das ganze nicht, die Unschuldsvermutung wird hier umgedreht und grundsätzlich vermutet, dass die Person nicht nur schuld ist, sondern automatisch auch zum Wiederholungstäter wird. Deutschland im Jahre 2019. Entgegen dem letzten Mal, als es so viele Stadtverbote gab, hat sich die Fanszene dieses Mal dazu entschlossen, das Eck trotz erschwerter Bedingungen zu öffnen, um die Nutzlosigkeit dieser schikanierenden Maßnahmen zu verdeutlichen. Bitte habt etwas Geduld, wenn es morgen etwas länger dauert, bis ihr euer Bierchen oder eure Wurst von uns bekommt. Es fehlen massig helfende Hände“, fasst die Redaktion des „Reines Gewissen“-Fanzines die aktuelle Situation in Leverkusen zusammen. Wie sich die ausgesprochenen Stadionverbote auf das Geschehen in der Nordkurve auswirken werden, wird das heutige Heimspiel gegen Nürnberg zeigen. (Faszination Fankurve, 20.04.2019)

Fanfotos Bayer 04 Leverkusen




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