Europapokal jährt sich - Spendenaktion gestartet

Die Geschichte des 1. FC Magdeburg ist eine der tragischen: In den letzten 13 Jahren ist der Verein drei Spielklassen abgesackt und ist dabei nur einmal sportlich abgestiegen. Die Auflösung der DDR-Oberliga und Staffel-Zusammenlegungen im Bereich des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes waren die Ursache für die aktuelle Viertliga-Zugehörigkeit.

Große Teile der Fans haben sich allerdings ihre Erstklassigkeit bewahrt und erinnern sich nur zu gerne an die Zeiten, als der FCM ein Verein der europäischen Spitzenklasse war.

Das ist mittlerweile drei Jahrzehnte her. 1974 war es, als nur knapp 5.000 Zuschauer Zeugen des Europacupendspiels gegen den AC Mailand waren – nie gab es ein schlechter besuchtes Finale. Niederländer waren an diesem verregneten Tag nur spärlich ins De Kuip gekommen und auch vom Goliath Milan war kaum jemand angereist, denn für den hohen Favoriten war der Sieg gegen die Ostdeutschen lediglich Formsache. Die FCM-Fans litten unten den Begleiterscheinungen der Zeit: Gerade einmal 500 „ausgesuchte“ Fans wurden in drei Interflug-Maschinen eingeflogen. Nur wer über Beziehungen verfügte und darüber hinaus als linientreu galt durfte zum Spiel. Es musste sicher gestellt sein, dass niemand die Reise zur Republikflucht nutze. So waren viele Leute dabei, die zuvor noch nie ein Spiel der Magdeburger gesehen hatten und sich überhaupt nicht für den FCM interessierten.

Doch das Ereignis wurde besungen: Nach dem Original von „Seven Tears“ der Goombay Dance Band hieß es im Lied „Sieben Tränen muss ein Clubfan weinen“: „Neunzehnhundertvierundsiebzig/8.Mai im Kuip von Rotterdam/Zehn Uhr Abends hielt der Paule Seguin/Den Europacup in seiner Hand“

„Die letzten drei Zeilen stehen auf den Blockfahnen im oberen Teil der Choreo vor dem Spiel gegen den Halleschen FC. Die linke, untere Fahne zeigt das damalige Ankündigungsplakat zum Spiel. Auf der rechts unten streckt Volksheld Wolfgang „Paule“ Seguin den Europapokal in den Rotterdammer Nachthimmel. Hinzu kommen die beiden Vereinswappen und das Ergebnis (2:0)“, erklärt Stefan Lehmann (20) von der „Blue Generation“.

Im Übrigen war die nicht die einzige Aktion der abgelaufenen Saison. Auch gegen den VfB Leipzig, Carl Zeiss Jena oder den MSV Duisburg (Pokal) waren Aktionen zu bewundern.

Liegt man im Bereich der Aktionen deutlich über dem Oberliga-Standard, so sieht die Zukunft des Clubs nicht unbedingt rosig aus. Der FCM ist chronisch pleite und das Schicksal lag schon in den Händen der Insolvenzverwalter. Ein ums andere mal wurde mit einer Spendenaktion die Notbremse gezogen. Die aktuelle Unterdeckung: 118.000 Euro. Da bedeuteten die 10.000 Zuschauer im Spiel gegen Halle einen warmen Regen für die Vereinskasse. Sonst kommen im Schnitt 2.839 zu den Spielen in der Oberliga.

Schon mehrfach mussten die Fans alle Hebel in Bewegung setzen, damit in Magdeburg nicht die Lichter ausgehen. Hieran waren Fans wie beispielsweise die „Meckerköppe“ beteiligt. Seit nun sechs Jahren gibt es den Fanclub mit seinen 15 Mitgliedern „und unser Name ist Programm“ so Ralf Lutz (42). Dass sie nicht allein darauf beschränkt sind, zeigt ihr Engagement für den FCM. Vor dem Haupteingang des Ernst-Grube-Stadions bauten sie ein Stadionmodell, das die Fans animieren sollte, die eine oder andere Spende hineinzuschmeißen.

Ralf Lutz erklärt, was es damit auf sich hatte: „Ein Mitglied unseres Fanclubs hat eine Trainingsmaßnahme als Straßenbauer gemacht und einfach mal angefangen, das zu Pflastern. Der FCM-Vizepräsident Andreas Müller war davon so begeistert, dass er den Kontakt zu einem Clubsponsor herstellte.“

Steine und Sand gab es vom Tiefbauunternehmen – die Arbeitskraft investierten die Meckerköppe selber: „Vier Mann waren rund zwölf Stunden beschäftigt.“ Das Ergebnis war schließlich als drei mal sechs Meter großes Modell zu bewundern.

Die Fans honorierten es mit Spenden in Höhe von 900 Euro. 400 Euro kamen bei der anschließenden Versteigung hinzu – das Modell bauten die Meckerköppe in einem Berliner Garten wieder auf.

„Von dem Geld haben wir den Ordnern endlich mal wetterfeste Jacken finanziert. Wir wollten es nicht einfach so dem Club geben, sondern auch etwas für die Leute am Spielfeldrand tun.“ (Faszination Fankurve, 01.06.2004)