23.02.2012 - Hamburger SV

Extreme Kontrollen beim Nordderby


Beim Nordderby zwischen Hamburg und Bremen kam es vor dem Fanblock 25 A zu verschärften Kontrollen. Nun kritisieren die beiden Ultragruppen Poptown und Chosen Few diese Maßnahme des HSV. Die Fans kritisieren die Kontrolle in Zelten, die Kosten dafür und die langen Wartezeiten. Neben den Kontrollen wurde Poptown mit einem Materialverbot für das Derby belegt.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahmen von Poptown Hamburg und Chosen Few Hamburg:

Stellungnahme von Poptown Hamburg:

An den Block 25A:

Heute ist ein besonderer Spieltag. Zum einen haben wir heute mit dem Nordderby das wohl wichtigste Spiel des Jahres und zum anderen eine mindestens genauso aufregende Kontrollsituation für die Besucher des Blocks 25A. Zu dieser außergewöhnlichen und absolut unverhältnismäßigen, unverständlichen Kontrollsituation, der bisher noch kein HSV-Fan im Volksparkstadion ausgesetzt war, kam es wie folgt: Wir erhielten Anfang dieser Woche ein Einschreiben vom Hamburger Sport-Verein e.V. In diesem wurde uns mitgeteilt, dass wir, die Besucher des Blocks 25A, auf Grund des Pyrotechnik-Einsatzes während des Bayern-Spiels, beim heutigen Spiel gegen Bremen neben dem kompletten und umfassenden Materialverbot für unsere Gruppe, mit einer Steigerung der Einlasskontrollen zu rechnen haben. Die gesteigerten Einlasskontrollen werden in Form von erhöhter Anzahl des Ordnerpersonals, einer Hundestaffel, Erhöhung der Zäune in 25A, zwei intensiven Durchsuchungen sowie einem Container zur noch intensiveren Durchsuchung zu verzeichnen sein. Durch diese Erweiterungen des Sicherheitsstandards soll das Abbrennen von Pyrotechnik verhindert und die Sicherheit des 25A-Besuchers gewährleistet werden.

Wir sehen diese Maßnahmen als sehr kritisch und unprofessionell an. Es handelt sich unserer Auffassung nach um eine Kollektivstrafe, mit der gezielt versucht wird, Uneinigkeiten und Spannungen in die Fanszene zu treiben bzw. diese Tendenzen zu erhöhen und unsere Gruppe in Misskredit zu bringen. Wir finden es bedauernswert, dass die monatelange Stimmungsmache von DFB und DPolG sowie die reißerische und undifferenzierte Berichterstattung vieler Medien ihr Ziel erreicht zu haben scheinen. Dass nun aber gerade unser Hamburger Sport-Verein e.V., der sich selbst als einzigartig fanfreundlich präsentiert, auf das konstruierte “Fan-Problem” eingeht, entsetzt und enttäuscht uns zugleich.

Nun ist es wirklich nicht das erste Mal, dass im Volksparkstadion Pyrotechnik abgebrannt wird (auch auf der Nordtribüne) und es auch schon zu sehr viel schlimmeren Handlungen im Stadion als auch außerhalb kam, doch eine Maßnahme, die auch nur ansatzweise an das Ausmaß der aktuellen Situation heran kommt, ist uns nicht bekannt. Die Vorkehrungen werden ihren angeblichen Zweck nicht erfüllen können, da Pyrotechnik immer abgebrannt werden kann, das hat die Vergangenheit mehrmals bewiesen und das sollte auch der Vorstand wissen. Außerdem ist uns kein Fall in der knapp 13 Jahre alten Geschichte des neuen Volksparkstadions bekannt, in dem die oftmals eingesetzte Pyrotechnik zu Personenschäden oder Verletzungen führte. Weiter möchten wir an dieser Stelle auf die Kosten dieser Maßnahmen hinweisen. Das die Kosten eines Pyrotechnik-Einsatzes (durchschnittlich ca. 5000 €) in keinem Verhältnis zu den Kosten für die oben aufgezeigten Maßnahmen stehen, muss nicht weiter ausgeführt aber dafür umso intensiver hinterfragt werden.

Wir möchten klarstellen, dass wir eine Reaktion des Hamburger Sport-Verein e.V. auf die Vorkommnisse nicht grundsätzlich als etwas Unverständliches angesehen hätten, allerdings ist diese Art und Weise eine völlig unbeholfene, befremdliche und von blindem Aktionismus geprägte.

Lieber Block 25A, wir bedauern, dass wir nun gemeinsam diesen zusätzlichen Unannehmlichkeiten ausgesetzt sind! Um bestehende Unstimmigkeiten konstruktiv anzugehen und einmal über die Vorgänge des letzten Jahres sprechen zu können, laden wir euch alle zu einer offenen Diskussionsrunde in das Fanhaus ein und bieten euch an, eure Kritiken und Anregungen direkt an uns zu wenden und euch auch unsere Wahrnehmung der Vorgänge zu schildern. Diese Veranstaltung wird am kommenden Samstag, 25.02.2012 ab 18:30 Uhr im Fanhaus in der Stresemannstraße (S-Holstenstraße) stattfinden. Genauere Informationen hierfür findet ihr im Laufe der kommenden Woche auf unserer Homepage www.poptown-hamburg.de. Und nun: Lasst uns heute ? als Herz der Kurve ? unseren Verein mit voller Hingabe unterstützen und den Derbysieg holen!

Poptown Hamburg 1998

Stellungnahme der Chosen Few:

Hallo Freunde,

wie wir erfahren haben, prüft der Vorstand eine Fortführung der unverhältnismäßigen Blockkontrollen für 25a. Das verurteilen wir, da die Kontrollen unserer Ansicht nach keinen positiven Effekt hatten. Eher das Gegenteil ist der Fall. Der Verein rühmte sich der gefundenen Gegenstände und nutzte diese als Argument dafür, dass strengere Kontrollen arg nötig sind. In der Tat hatte man offenbar Blinker und Breslauer Lichter sowie einige Knallkörper gefunden. Allerdings stellen wir die These auf, dass der Fund nur darauf zurückzuführen ist, dass offenbar einige “Spezialisten” beweisen wollten, dass die Kontrollen niemanden daran hindern können, Feuerwerkskörper ins Stadion zu bekommen (auch wenn das wohl nur bedingt stimmt). Keineswegs handelt es sich bei der gefundenen Pyrotechnik allerdings um eine „normale Menge“. Wäre diese Menge Feuerwerkskörper nämlich alltäglich, würde es schließlich zu jedem Heimspiel auf der Nordtribüne brennen. Das ist bekanntermaßen nicht der Fall.

Unserer Meinung nach bereiten die Kontrollen zudem mehr Probleme, als dass sie nutzen. So waren am vergangenen Sonnabend zahlreiche Personen schwerstens verärgert, weil sie zu spät im Stadion waren und auch wäre es interessant zu erfahren, wie hoch die zusätzlichen Kosten für den aufgebauten Sicherheitszirkus waren. Abgesehen von diesen logistischen Problemen stellt sich uns die Frage: Ist das wirklich die Art und Weise, wie unser Verein mit seinen Anhängern umgehen möchte?

Wir haben bewusst am vergangenen Wochenende Ruhe bewahrt, auch vor dem Hintergrund, dass der Vorstand nach den Vorfällen eben reagieren musste – wenn auch unserer Meinung nach unangemessen. Vor allem aber, da wir davon ausgegangen sind, dass es sich hierbei um eine einmalige Machtdemonstration gehandelt hat. Offenbar ist dies nicht ganz der Fall. Vielmehr, so haben wir am Montag in einem Gespräch mit dem Vorstand erfahren, steht eine Weiterführung der Kontrollen im Raum. Dies wird allerdings erst entschieden, wenn wir in Gladbach gespielt haben. Hier, so wurde gesagt, wird der HSV-Block unter Beobachtung stehen und dann darüber befunden werden, ob beim folgenden Heimspiel weiterhin stark kontrolliert wird oder die Maßnahmen auf ein normales Maß zurückgefahren werden.

Letzteres hoffen wir natürlich, denn bis vor dem letzten Wochenende waren wir gemeinsam als HSV Vorreiter in Sachen “Umgang mit den Fans”. Dieses Image ist bereits durch die einmalige Kontrolle am Sonnabend schwer beschädigt worden und der Verein läuft Gefahr, sich in eine Richtung zu entwickeln, die sich nicht nur äußerst negativ auf seine Außendarstellung sondern vor allem auch auf das Verhältnis zu seinen aktiven Fans auswirken wird. Der Schaden und der Vertrauensverlust, der entstehen könnte, wäre mit Sicherheit langwierig und die langjährige Aufbauarbeit vieler aktiver Fans konterkariert. Kurz zusammen gefasst: diese kollektive Bestrafung des gesamten Blockes hat nichts mit einem gemeinsamen Neuanfang zu tun.

Daher fordern wir den HSV auf, schnellstens wieder zurückfinden zu Ruhe, Sachlichkeit und Vertrauen im Umgang mit seinen Fans. Hoffen wir, dass also in der kommenden Woche dem Kontrollirrsinn ein Ende gesetzt wird.

- Chosen Few Hamburg

Fanfotos Hamburger SV




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