04.05.2019 - 1. FC Magdeburg

FCM-Fans in Sonderzug verpassen Spiel wegen Polizeieinsatz


Über 700 Fans des 1. FC Magdeburg wurden heute am Bahnhof in Bochum von der Poli

zei festgesetzt. Die FCM-Fans verpassen deswegen fast das gesamte im Abstiegskampf wichtige Zweitligaspiel im Ruhrstadion gegen den VfL Bochum. Die Fanhilfe Magdeburg kritisiert das Vorgehen der Polizei scharf.


„Der Sonderzug der Magdeburger Fanszene wird aktuell am Bochumer Bahnhof ohne Angaben von Gründen von der Polizei kontrolliert. Etwa 700 bis 1.000 Fans des 1. FC Magdeburg, die mit einen selbstorganisierten Sonderzug und zahlreichen weiteren Zügen zum Zweitliga-Duell nach Bochum reisten, wurden am Bahnhof von der Polizei festgesetzt. Aktuell macht die Polizei keine Angabe zu den Gründen der Maßnahme. Betroffene Fans, die vor Ort nach der Rechtsgrundlage und Durchsuchungsbeschlüsse fragten, erhielten zunächst keine Antwort von der Polizeikräften. Später hieß es, dass einige wenige gezündete Pyro-Fackeln zu der Maßnahme geführt hätten. Ein Rechtsanwalt aus der Magdeburger Fanszene versucht vor Ort zu vermitteln und einen Überblick über die komplizierte Lage zu gewinnen. Der Zugang zu seinen Mandanten wurde ihm dabei bereits mehrmals von der Polizei verwehrt. Betroffene Fans erhielten keine sonst übliche Rechtsbelehrung durch die Polizei. Die Aktion macht auf Grund der enormen Zahl an Polizeikräften vor Ort einen lang geplanten Eindruck. Die Hinfahrt nach Bochum verlief friedlich und ohne besondere Vorkommnisse. Die Fanhilfe Magdeburg verurteilt die Aktion der Polizei und beklagt die fehlende Verhältnismäßigkeit der Einsatzleitung. Alle betroffenen Fans werden das Spiel des VfL Bochum gegen 1. FC Magdeburg trotz gültiger Eintrittskarten nicht mehr im Stadion verfolgen können. Auch im Stadion berichten Fans von zahlreichen Schikanen wie etwa doppelte Körperkontrollen sowie fehlende Sanitäranlagen. Bereits in den Wochen vor dem Spiel wurde in der Magdeburger Fanszene auf die besondere Fahrt hingewiesen. Die Organisatorinnen und Organisatoren des Sonderzuges riefen zu Besonnenheit auf und appellierten an die Eigenverantwortung der mitfahrenden Fans. Die Polizei unternimmt immer wieder solche kollektiven Festsetzungen von Fans, um sie am Besuch von Fußballspielen zu hindern. Die Magdeburger Fanszene erlebte etwa beim Spiel gegen FC Union Berlin II im Dezember 2014 solche Maßnahmen. Damals wurden über 250 Fans von der Berliner Polizei rechtswidrig festgehalten. Daraufhin wurde die Fanhilfe Magdeburg ins Leben gerufen, um betroffene Fans zu unterstützen“, teilte die Fanhilfe Magdeburg, die FCM-Fans bei Problemen mit Polizei und Justiz unterstützt, dazu mit.


Die Bundespolizei begründet die Maßnahmen damit, dass auf der Anfahrt des Sonderzuges Pyrotechnik gezündet worden sein soll. Weil FCM-Fans von der Polizei nicht vom Gleis gelassen wurden, kam es zudem zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr, die sich auf weitere Teile von Nordrhein-Westfalen ausweiteten. Die Einschränkungen dauerten bis zu drei Stunden und wurden erst gegen 14:15 Uhr wieder aufgehoben. Im Gästeblock des Ruhrstadions verließen bereits anwesende FCM-Fans teilweise wieder den Gästeblock, um sich mit den am Bahnhof festgehalten Gästefans zu solidarisieren.

⚠️⚠️⚠️⚠️

Ein Beitrag geteilt von Sportfotos Magdeburg (@sportfotos.md) am


Der Gästeblock im Ruhrstadion blieb heute wegen der umstrittenen Polizeikontrolle fast das gesamte Spiel über in Teilen leer. Erst in der Endphase des Spiels erreichten viele FCM-Fans das Stadion. Zaunfahne hingen deswegen nicht. In der Ostkurve solidarisierten sich VfL Bochum-Fans spontan mit den betroffenen FCM-Fans und zeigten ein schnell gemaltes „Solidarität mit Block U! ACAB“-Spruchband. (Faszination Fankurve, 04.05.2019)
Update 05. Mai 2019: Die Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, die zur Rechtfertigung des umstrittenen Polizeieinsatz am Bochumer Hauptbahnhof Videomaterial von der Abreise der FCM-Fans veröffentlichte, erklärte zu den Vorfällen im Nachgang in einer Pressemitteilung: „Etwa 680 Magdeburger Fans haben am heutigen Morgen (4. Mai) einen Fußballsonderzug genutzt, um nach Bochum zu reisen. Kurz vor dem Eintreffen am dortigen Hauptbahnhof wurde die Bundespolizei von der Notfallleitstelle der Deutschen Bahn darüber informiert, dass aus dem fahrenden Zug Pyrotechnik gezündet worden sei. Um weiteres Zünden von Rauchkörpern und Böllern sowie die dadurch entstehende erhebliche Gefahr für unbeteiligte Personen im Bahnhof zu verhindern, sollten alle Personen aus dem Sonderzug, vor Betreten des Personentunnels, nach Pyrotechnik abgetastet werden. Nachdem diese Maßnahmen angekündigt wurden, entfernten sich einige Fans kurz darauf und verließen durch die Nachbargleise den Bahnsteig, um sich den Kontrollen zu entziehen. Weitere Personen begaben sich zurück in den Zug, öffneten die Türen der Gegenseite und betraten ebenfalls die Gleisanlagen. Daraufhin mussten einige Gleise im Hauptbahnhof gesperrt werden, was zu beträchtlichen Einschränkungen im Bahnverkehr führte. Viele Magdeburger Fans zeigten sich im weiteren Verlaufe unkooperativ mit den Maßnahmen der Bundespolizei und verweigerten ein Abtasten ihrer Kleidung. Mehrere Polizeibeamte wurden dabei aus der großen Menge der Personen körperlich durch Faustschläge, Tritte und einen Flaschenwurf angegangen. Eine Beamtin wurde von einem 29-jährigen Mann durch einen Faustschlag gegen den Schutzhelm attackiert. Weiterhin versuchte er die Polizistin in die Menschenmenge zu ziehen und ihr die Einsatzmittel zu entwenden. Insgesamt drei Polizeibeamte wurden bei den beschriebenen Taten verletzt, blieben jedoch dienstfähig.“


Fanfotos 1. FC Magdeburg




Weitere News:
22.11.2021: Vorerst keine organisierte Stimmung mehr im Block U
13.11.2021: FCM-Ultras sorgten für große Kulisse bei U17-Spiel in Dessau
07.11.2021: 1. FC Magdeburg-Fans mit großer Pyroshow im Block U
23.10.2021: Pyroaktion in Gedenken an verstorbenen FCM-Fan
29.07.2021: „Alle zum ersten Heimspiel“: Block U macht mit Video mobil

Alle 230 News anzeigen