01.09.2006 - FIFA

FIFA-Regeln - Fans fordern Jubelfreiheit


Am Anfang stand eine Meldung im Internet-Angebot der ARD: „Künftig wird ein Fußballer in Deutschland schon mit einer gelben Karte bestraft, wenn er sein Trikot nicht ganz aus-, sondern nur über seinen Kopf zieht. Das erklärte Eugen Strigel, Schiedsrichter-Lehrwart des DFB. Der DFB setze eine Regel der FIFA um.“ Die Erklärung folgte. „Die neue Regel besteht wegen der kulturellen Verschiedenheiten in den Ländern der FIFA-Mitglieder. In islamischen Staaten gibt es in dieser Hinsicht Probleme.“ Zudem sei es in Südamerika zu Tumulten und Todesfällen gekommen, nachdem Spieler ihre Trikots in die Ränge geworfen hatten.

Damit wollen sich die hiesigen Fans nicht anfreunden. Der Unmut über den Erlass ist so groß, dass inzwischen die Initiative „Pro Emotionen“ entstand, „um eine Protestaktion in allen Fußballstadien, mit Fans aus allen Vereinen, zu organisieren“, heißt es in einem offenen Brief der im Internet veröffentlicht wurde.

Die Initiatoren, das sind die beiden Dynamo-Dresden-Fans Matthias Götze (21) und Christan Flack (23) sowie Marco Mattivi (17), ein Anhänger von Energie Cottbus. Über das Forum von www.zweiteliga.net fanden sie zueinander.

Schon bald soll die Sache im professionellen Rahmen aufgezogen werden: Christian Flack: „In den letzten Wochen waren wir damit beschäftigt, Kontakte zu Personen zu knüpfen, die uns mit ihrer Erfahrung und Engagement bei der Umsetzung von Pro Emotionen helfen können. Fans in ganz Deutschland sind aufgerufen, mit Aktionen zu zeigen, was sie von solchen Regeln halten. In welcher Form dies geschieht, ist der Fantasie der einzelnen Fangruppen überlassen.“ Die neue virtuelle Anlaufstelle der Initiative kann man unter www.pro-emotionen.de besuchen.

Die ersten Spruchbänder waren unterdessen schon im Einsatz, so beispielsweise beim Spiel Köln - Cottbus. Derer zwei gab es bei Bayern München – Hertha. Was zunächst den Anschein einer abgesprochen Aktion hatte – ähnlich der gemeinschaftlichen „In dubio pro Fans“-Kampagne Anfang des Jahres, entpuppte sich als nahezu zeitgleiche Beschäftigung mit der selben Thematik.

„Die Münchener haben das wohl eigenständig gemacht. Ich selber habe erst über die Bilder auf der Faszination Fankurve.de davon erfahren“, sagt Matthias. Das bestätigt Mike Sturm (22) von der Schickeria München: „Wir haben das aus Eigeninitiative organisiert. Auslöser waren die Nachrichten über Regelungen, die das Jubeln der Spieler einschränken. Wir wollen einfach gegen diese Sucht der FIFA angehen, die Emotionen, die den Fußball ausmachen, auszusperren. Allerdings sehen wir es nicht als sinnvoll an, eine neue Initiative zu gründen. Es wäre vernünftiger, Pro Fans wieder etwas mehr zu beleben und diese Problematik auf diesem Wege anzugehen.“

Erste Anzeichen, dass die Aktionen zukünftig koordiniert verlaufen werden, gibt es aber bereits: In Duisburg ist der „Offene Brief an alle Fußballfans“ angekommen. Bei einem Halbzeitspielchen zog sich der Schütze nach seinem Elfmeter-Versuch das Trikot aus, um mit dem „Pro Emotionen“-T-Shirt vor die Ränge zu laufen. Wie abgesprochen zeigen ihm dort 1.000 Fans die zuvor verteilten gelben Karten. Dass er den Elfer gegen einen MSV-Jugendtorwart gar nicht verwandelt hatte, ist nur ein kleiner Schönheitsfehler.

Eine Meinung, mehrere Umsetzungen. Es ist nicht auszuschließen, dass das, was sich in mehreren Keimzellen entwickelt, in den nächsten Monaten ausweitet. Sogar die Gründung eines e.V. wird erwogen. Matthias Götze: „Wir orientieren uns an Organisationen wie BAFF und ProFans – die haben ja auch einiges erreicht.“ (Faszination Fankurve, 01.09.2004)






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