20.05.2019 - Magdeburg/Köln

Fahnentag, Mottotour, Pyro, Unterbrechung & Aktion gegen AfD


Sportlich ging es beim gestrigen Zweitligaspiel zwischen dem bereits abgestiegenen 1. FC Magdeburg und dem als Zweitligameister feststehenden 1. FC Köln um nichts mehr. Auf den Rängen wurde den 18.902 Zuschauern im ausverkauften Heinz-Krügel-Stadion trotzdem einiges geboten.

Die knapp 2.000 Gästefans aus Köln reisten, wie von der Wilden Horde aufgerufen (Faszination Fankurve berichtete) in Rot nach Sachsen-Anhalt. Vor der Auswärtsfahrt wurde von den Gästefans bereits das Motto „Wir sind die Fans, wir sind der Verein!“ bekannt gegeben. „Gegenseitige Anfeindungen sollten der Vergangenheit angehören. Zuhören statt abwenden, aufeinander zugehen statt sich voneinander zu entfernen und miteinander statt übereinander reden! Schubladendenken, Klischees und Missverständnisse tauschen wir einfach gegen Emotionen, Lautstärke und Kampfeswillen ein. Es gibt keine 'besseren', 'wahren' oder 'einzigen' Fans! Es gibt nur FC-Fans und alle lieben sie ihren 1. FC Köln. Jeder auf seine Art und Weise. Wir alle haben Auf- und Abstiege, Erfolge- und Misserfolge, Europa und Unterhaching miterlebt. Wir alle haben Funktionäre, Spieler, Trainer, Präsidenten und Geschäftsführer kommen und gehen sehen. Wir alle sind geblieben! Weil wir diesen Verein lieben! Weil wir diesen Verein ausmachen! Ob Kutte oder Hool, Trikotträger oder Ultra und egal welchen Alters: Die FC-Fans sind und bleiben das Herzstück des Vereins, auf immer und ewig!“, hieß es zu der Mottotour aus Köln. Das „Wir sind die Fans, wir sind der Verein!“-Logo auf dem ein Ultrà, ein Trikotträger und eine Kutte zu sehen waren, kam bei der Mottofahrt auch auf T-Shirts, Fahnen und vor dem Gästeblock zum Vorschein. Zum Intro zündeten Ultras des 1. FC Köln gestern in Magdeburg roten Rauch.


Im restlichen Stadion wurde hingegen bereits zum vierten Mal ein sogenannter Fahnentag durchgeführt. FCM-Fans waren aufgerufen, ihre Fahnen mit ins Stadion zu bringen, die auf allen Tribünen geschwenkt wurden (Faszination Fankurve berichtete). Vor und nach dem Spiel gab es zudem eine Solidaritätsgrillaktion der Magdeburger Fanszene (Faszination Fankurve berichtete).


Auf dem Rasen gingen die Gäste aus Köln bereits in der dritten Minute durch ein Kopfballtor von Terodde in Führung. Nachdem Lohkemper in 53. Minute den Ausgleich für Magdeburg erzielte, bestiegen vereinzelte mit Sturmhauben bekleidete FCM-Fans die Absperrungen zwischen Block U und dem Sitzplatzbereich des Gästeblocks. Der Gästebereich und die Heimkurve befinden sich wegen Umbauarbeiten im Heinz-Krügel-Stadion aktuell direkt nebeneinander (Faszination Fankurve berichtete). Ebenfalls teils vermummte Kölner Fans machten sich daraufhin auf in die Ecke des Sitzplatzbereichs, in der FCM-Fans bereits das Fangnetz zur Seite geschoben hatten und Rauch und Fackeln in den Gästeblock warfen. Kölner Fans schleuderten anschließend ebenfalls Pyrotechnik in den Heimbereich und schossen mit Leuchtspurraketen. Auch wenn sich die Vorfälle fernab des Spielfeldes zutrugen, unterbrach Schiedsrichter Sven Waschitzki die Partie für sechs Minuten. Polizisten gingen daraufhin in den Sitzplatzbereich des Gästeblocks, vergrößerten den Pufferbereich zwischen beiden Fanlagern und auch die vermummten FCM-Fans in der oberen Ecke zogen sich zurück. Anschließend konnte das Spiel dann fortgesetzt werden.


Von beiden Fanlagern wurde sich gestern gegenseitig mit Gesängen provoziert. „Wir hassen Ostdeutschland“, „40 Jahre DDR – Hinter Mauern, hinter Gittern“, „Absteiger“ und „Wo ist die Banane“-Gesänge kamen im Gästeblock auf. „Wir steigen ab – Ihr kriegt aufs Maul“ oder „Ostdeutschland“-Gesänge waren die Antworten aus dem Heimbereich. Zudem zündeten beide Fanlager immer mal wieder Bengalische Fackeln oder Rauch.


Im Block U zeigten die Ultras vom Commando East Side noch ein gegen die AfD gerichtetes Spruchband: „Und wehe demjenigen, der sich anmaßt in unserem Namen zu sprechen! 1. FCM stärkste Kraft im Osten! Commando East Side - Gott will es!“, war darauf zu lesen. Hintergrund der Aktion ist laut Informationen des MDR ein Wahlplakat der AfD im Saalekreis, auf dem „Gott will es! AfD stärkste Partei im Osten“ geschrieben steht. Das Commando East Side benutzt seit Jahren eine Zaunfahne mit „Gott will es!“-Aufschrift.


Im Spieltagsflyer der Blue Generation, dem Planet MD, wurde die AfD gestern kritisiert, weil diese den Tod von FCM-Fan „Hannes“ für Stimmenfang genutzt habe. „Der 1. FC Magdeburg und Block U stehen über allem. Wenn also eine Partei wie die AfD meint, den Tod von Hannes in Stimmen umwandeln zu müssen, wenn die AfD glaubt mit Anfragen im Landtag unsere Fan-Szene angreifen und spalten zu können und wenn die AfD denkt, sie könnte unsere Fahnen und den einzig uns übertragenen Status der auserwählten Gottes für sich nutzen, werden wir sie eines Besseren belehren“, positionierten sich die FCM-Ultras in ihrem Spieltagsflyer gestern gegen die AfD und erklärten gleichzeitig: „Uns ist egal, wie ihr politisch tickt, was ihr wählt und warum. Was uns jedoch definitiv nicht egal ist, wenn unser FCM, unsere Fan-Szene zum Spielball politischen Stimmenfangs verkommt.“


Nach Abpfiff bedankten sich zuerst die Kölner Spieler bei den mitgereisten Fans. Dabei flog noch blauer Rauch auf das Spielfeld und Spieler und Gästefans machten sich auf den Heimweg. Auf dem Rasen wurden anschließend noch die FCM-Spieler verabschiedet, die nach dem Abstieg in dieser Saison nicht mehr für den FCM auflaufen werden. (Faszination Fankurve, 20.05.2019)