25.07.2018 - 1. FC Magdeburg

Fanhilfe kritisiert Zahlen zu „gewaltbereiten Fans“


In der Mitteldeutschen Zeitung ist zuletzt ein Artikel erschienen, in dem die Polizei von 630 gewaltbereiten Fußballfans in Sachsen-Anhalt sprach. Alleine beim 1. FC Magdeburg solle es demnach 450 gewaltbereite Fans geben. Die Fanhilfe Magdeburg hat nun Kritik an der Ausrichtung des Artikels geäußert. (Faszination Fankurve, 25.07.2018)

Faszination Fankurve dokumentiert die Pressemitteilung der Fanhilfe Magdeburg:

Rechenspiele bei der „Mitteldeutschen Zeitung“ mit freundlicher Unterstützung des Innenministeriums

Ein Leitartikel der MZ unter der reißerischen Überschrift „Fluch des Erfolgs? Sachsen-Anhalt hat mehr gewalttätige Fußballfans“ sorgte zu Beginn dieser Woche für Aufregung. Die Redakteurin des Artikels jonglierte hierin mit Zahlen der Polizei, die in der vergangenen Spielzeit 630 Fußballfans in Sachsen-Anhalt als gewaltbereit eingestuft haben. Was genau das bedeutet, wäre nur interessant, wenn die Umstände der Einstufung als gewaltbereit ebenfalls transparent gemacht würden. Eine Einordnung der Zahlen durch Fanvertreter, wie es etwa Fanprojekte oder auch Fanhilfen sind, fehlt indes komplett.

Bei einem Anstieg um das „Dreifache auf 330000 Heimfans“ beim 1. FC Magdeburg, die das Innenministerium gezählt haben möchte, machen 450 (71% der 630 als gewaltbereit eingestuften Fans) als gewaltbereit eingeschätzte Personen 0,13 % aus. Sofern die Parität der anteiligen Personen konstant bei circa 70 angenommen wird, entspricht das der Compound Annual Growth Rate von 7,81 %. Über eine sehr komplizierte Gleichung, würde sich nun ermitteln lassen – gemäß dem Fall, dass die Stadionkapazität begrenzt ist, ein durchschnittlicher Faktor für potenzielle Heimfans ermittelt wird, sowie die aktuelle jährliche Wachstumsrate inflationäre durch Sterbe- und Geburtenraten bereinigt wird –, dass in circa 274 Jahren 99,9 % der Magdeburger Fußallfans gewaltbereit wären. Sind sie verwirrt?! Wir auch.

Zahlenspiele wie sie im besagtem Artikel begangen werden, sind keine journalistische Glanzleistung und dienen nur als Erfüllungsgehilfe für (innen-)ministeriale Medienkampagnen für z. B. aktuell umstrittene Polizeigesetze. Wie bereits erwähnt, ist die Kategorisierung von Fußballfans intransparent und zum Teil werden Daten zentral, also bundesweit, erfasst, aber auch lokal erhoben, wie Anfragen in den Landesparlamenten bzgl. der Affären zu ungerechtfertigten 129a Verfahren in Leipzig oder der Datengrundlage für Betretungsverbote in Sachsen-Anhalt ergaben. Eine aktuelle Anfrage an die Bundesregierung zur Datenübermittlung von Informationen aus der sogenannten Datei „Gewalttäter Sport“ anlässlich der WM veranlasst die AG Fananwälte erneut zu kritisieren, dass in der Datei „entgegen aller Verlautbarungen […] in einer hohen Zahl Vorkommnisse eingetragen sind, die nicht im Entferntesten mit Gewalt zu tun haben“. Dazu kommt, dass die Gewalt in den und um Stadien messbar abnimmt, wie der Jahresbericht der ZIS zeigt.

Zahlenspiele hin oder her, am Ende sollte ausschlaggebend sein, was für ein Sicherheitsgefühl die Menschen beim Fußballspiel sowie auf den Ab- und Anreisewegen haben. Das lässt sich freilich schwer messen, aber eine Zunahme der Zuschauer um das Dreifache spricht für sich. Die zunehmenden Sicherheitsmaßnahmen werden von Fans eher als störend und teilweise beängstigend wahrgenommen. Es ist bedauerlich, dass es so viele ungehörte und unkommentierte lesens- und wahrnehmungswerte Arbeiten zum Thema Fans und Sicherheit gibt, die nicht polizeilich eingefärbt sind, mit denen sich die MZ-Redakteurin jedoch nicht befasst hat. Journalistische Qualität ließ der Artikel vermissen. Wenn die Vereine und sozialpädagogischen Fanprojekte im Text aufgefordert werden zu handeln, sollten diese eventuell auch zu den Zahlen befragt und gehört werden.

Fanfotos 1. FC Magdeburg




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