06.03.2019 - UEFA

Fans fordern Stehplätze auch im Europapokal


In den kommenden Wochen werden Fußballfans in Europa unter dem Motto „Europe wants to stand“ für die Wiedereinführung von Stehplätzen bei Champions- und Europa League-Spielen protestieren. Auch in Deutschland haben sich Fanorganisationen und Fanszenen dieser Forderung angeschlossen.

Ein Bündnis europäischer Fanorganisationen hat einen offenen Brief an die UEFA verfasst. Seit 21 Jahren sind Stehplätze in den Europapokal-Wettbewerben verboten. Dennoch stehen Fans vielerorts während der Spiele auf oder neben den Sitzen. Dies kann auch ein Sicherheitsrisiko darstellen. (Faszination Fankurve, 06.03.201)

Faszination Fankurve dokumentiert den offenen Brief der europäischen Fanorganisationen:

EUROPE WANTS TO STAND

Beginnend mit dem UEFA-Champions League Spiel Borussia Dortmund – Tottenham Hotspurs am 5. März 2019 werden in den nächsten Wochen unter dem Motto „EUROPE WANTS TO STAND“ Fußballfans in verschiedenen europäischen Stadien auf das nicht mehr zeitgemäße Verbot von Stehplätzen durch den europäischen Fußballverband aufmerksam machen. Mit den angekündigten Spruchbändern flankieren die Fans den im Folgenden dokumentierten offenen Brief an die UEFA. Dieser wurde von einem breiten Bündnis Europäische Fanorganisationen unterzeichnet.

Sehr geehrter Herr Čeferin,

Sehr geehrte Mitglieder des UEFA-Exekutivkomitees,

vor 21 Jahren wurde von der UEFA ein Verbot von Stehplätzen bei internationalen Fußballspielen eingeführt. Im Namen unzähliger europäischer Fußballfans appellieren wir an Sie, dieses Verbot zu überdenken und Clubs und ihre Anhänger nicht weiter zu zwingen, gegen ihren Willen Fußballspiele im Sitzen zu verfolgen.

Die Einführung der Regelung im Jahr 1998 stand im engen Zusammenhang mit mehreren tragischen Katastrophen und sollte dazu dienen, eine schnelle Lösung zur Verbesserung der Sicherheit in den europäischen Stadien zu erzielen. Die zum Teil lang andauernde Aufarbeitung dieser schrecklichen Vorfälle kam jedoch zu dem Ergebnis, dass das Vorhandensein von Stehplätzen NICHT ursächlich für diese Tragödien war.

Dass es heute möglich ist, Stehplätze ohne Sicherheitsrisiko bei Fußballspielen anzubieten, zeigt u.a. die Praxis in der deutschen Fußballbundesliga, in der an jedem Wochenende etwa 100.000 Fans stehend ihre Mannschaften unterstützen und dabei viel zu der großartigen Atmosphäre in den deutschen Stadien beitragen.

Demgegenüber wurde in England über mehr als zwei Jahrzehnte erfolglos versucht, Fans zum Sitzen zu zwingen. In der Praxis stehen nun bei jedem Premier League-Spiel mehrere tausend Fans in Sitzplatzbereichen, die nicht für stehende Zuschauer ausgelegt sind.

Besonders absurd ist die Situation jedoch in Deutschland: Sichere Stehplatzbereiche werden mit hohem Kostenaufwand für jedes einzelne Spiel der UEFA-Clubwettbewerbe in Sitzplatzbereiche umgebaut, mit dem Ergebnis, dass die Fans dann in diesen nicht fürs Stehen ausgelegten Bereichen auf oder zwischen den Sitzen stehen.

Zusätzlich zu der Sicherheitsproblematik hat die All-Seater-Politik und die damit zusammenhängende Anhebung der Ticketpreise auch zu einer Verdrängung von jungen und anderen einkommensschwachen Fans geführt. Diesen Zustand darf die UEFA weder unterschätzen noch ignorieren. Der Stadionbesuch muss nach unserem Verständnis allen Gesellschaftsschichten offenstehen und das Anbieten von Stehplatztickets bietet hierfür bewiesenermaßen eine der erfolgreichsten Strategien.

Wir möchten deshalb mit Nachdruck anregen, den Kurs der UEFA hinsichtlich Stehplätzen im Sinne der Fans zu überdenken. Die erfolgreiche Anpassung der Vorgaben zum Ausschank von alkoholischen Getränken hat aufgezeigt, dass es möglich ist, durch Lösungen auf nationaler Ebene fanfreundlichere Regelungen zu ermöglichen. In mehreren Ländern wie z.B. Schottland, Niederlande oder Frankreich wurde das Verbot von Stehplätzen in den letzten Jahren über Bord geworfen, in weiteren Ländern wird dies zurzeit in Erwägung gezogen. Wir erwarten, dass die UEFA diese Entwicklungen aufgreift. Fanfreundliche Regelungen auf lokaler oder nationaler Ebene dürfen nicht durch eine UEFA-Vorgabe blockiert werden, die auf einem zwischenzeitlich überholten Wissensstand basiert.

Mit sportlichen Grüßen,

Südkurve München / Bündnis Südtribüne Dortmund / Nordwestkurve Frankfurt / Nordkurve Mönchengladbach

Football Supporters Europe

Belgian Supporters (Belgien)

Danske Fodbold Fanklubber (Dänemark)

Football Supporters Federation (England)

Association Nationale des Supporters (Frankreich)

Pro Fans / Unsere Kurve / Bündnis aktiver Fußball Fans (Deutschland)

Irish Supporters Network (Irland)

Supporterscollectief Nederland (Niederlande)

Amalgamation of Official Northern Ireland Supporters' Clubs (Nordirland)

Norsk Supporterallianse (Norwegen)

Federación de Accionistas y Socios del Fútbol Español (Spanien)

Svenska Fotbollssupporterunionen (Schweden)

Associação Portuguesa de Defesa do Adepto - APDA (Portugal)

FSF Cymru (Wales)






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