21.09.2011 - VfR Aalen

Fans kritisieren Einkesselung und Beleidigung durch Polizei


Die Fanoffensive Rohrwang macht in einer langen Stellungnahme deutlich, dass sie die Einkesselung von rund 200 VfR Aalen Fans beim Spiel gegen Heidenheim kritisieren. Diese dauerte ca. zwei Stunden. Der Fanverein kritisiert dabei besonders Beleidigungen, die von Polizeibeamten ausgesprochen worden sein sollen.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Fanoffensive Rohrwang e.V.:

Stellungnahme der Fanoffensive Rohrwang e.V. bezüglich der Vorkomnisse vor der Partie VfR Aalen - 1.FC Heidenheim!

Die Fanoffensive Rohrwang e.V. als Interessensvertretung aller organisierter Fans und Anhänger des VfR Aalen bezieht hiermit Stellung zu den Vorkommnissen im Vorfeld der 3.Liga Begegnung VfR Aalen – 1.FC Heidenheim.

Vor Spielbeginn trugen sich in der Aalener Innenstadt Szenen zu, die an einen schlechten Film erinnern.

Folgendes spielte sich ab:

Um 10.30Uhr traf man sich zum traditionellen Derbymarsch im Aalener Stadtgarten, um geschlossen in das Stadion zu marschieren. Lautstark, um auf sich aufmerksam zu machen, ansonsten aber völlig friedlich, machte man sich kurze Zeit später auf den Weg. Einzig im Stadtgarten wurden für ein Gruppenfoto kontrolliert ein paar pyrotechnische Mittel verwendet. Jedoch war kein Unbeteiligter in der Nähe und die Bengalos brannten an Ort und Stelle in aller Ruhe einfach ab. Dass dann später im "Kessel von Aalen" noch eine Rauchbomge hochging konnten wir leider nicht mehr verhindern. Die Polizei hatte durch ihr Auftreten schon dafür gesorgt, dass die Stimmung aufgeheizt war.

Unser Vorhaben durch die Aalener City hoch zum Stadion zu laufen war mit Verein und Polizei im Vorfeld abgestimmt. Hinzu kommt, dass man daraus auch nie ein Geheimnis machen wollte. Sonst hätte man wohl kaum im Internet öffentlich dafür geworben und jeden VfR Fan dazu eingeladen.

Uns ist schließlich das überzogene Vorgehen der Polizei bei Fußballspielen aus gesammelten Erfahrungen hinlänglich bekannt. Dem wollte man diesmal von Beginn an durch Transparenz vorbeugen.

Wer nämlich als normaler Fan in Vereinstracht kommt genießt schon eine „spezielle Sonderbehandlung“. Der Stadiongänger ohne Fanschal aber bleibt meistens völlig unbehelligt. Eine Pauschalisierung aller Fußballfans als potenzielle Verbrecher und Gewalttäter einzustufen ist somit längst an der Tagesordnung.

Selbst vor Mädchen und Kindern schreckt man nicht zurück. So wurde beispielsweise vor den Augen eines kleinen Mädchens im Stadion der Großvater auf das Schärfste angegangen und beleidigt. Das alles nur, weil er seine Fotokamera zückte und die Geschehnisse ablichten wollte.

Hierbei ist auch noch zu erwähnen, dass unformierte Staatsdiener wohl absolute Narrenfreiheit besitzen. Der normale Bürger aber für derartige Äußerungen, welche der „Freund und Helfer“ ihm scheinbar entgegnen darf, schon längst eine Anzeige am Hals hätte.

Wer diese offenkundigen Schikanen nicht einmal selbst erdulden musste, der kann es sich nur schwer vorstellen. Man sieht ja neuerdings immer öfters in den Medien wie „organisiert, emotionslos und professionell“, die Polizei bei Demonstrationen und anderen Veranstaltungen zu Werke geht.

Weiter im Geschehen:

Unsere Route führte aus dem Stadtgarten in Richtung Mercatura, auf die Mittelbachstraße und anschließend in die Stadelgasse. Kaum in Bewegung gesetzt stürmten mehrere Einsatzkommandos der Bereitschaftspolizei in ihrer vollen und einsetzbaren Kampfausrüstung aus unzähligen Mannschaftswagen uns entgegen.

Kompromisslos, rigoros, respektlos und völlig willkürlich, griffen sie durch. Unser Fanbeauftragter, Mitarbeiter des VfR Aalen, schritt sofort deeskalierend ein, wurde aber brutal zurückgewiesen.

Wortwörtlich sagte der Einsatzleiter: „Es interessiert mich nicht wer du bist und was du willst. Es wird gemacht was ich sage, oder ihr geht in Gewahrsam.“

Trotz dieser offensichtlichen Provokation blieb die Menge friedlich. Hierzu trug nicht die Polizei bei, sondern unser „Vorsänger“, welcher beruhigend per Megaphone einwirkte.

Dennoch ging man weiter gegen uns vor und zog noch zusätzliche Einsatzkräfte hinzu. Wie so oft macht der Ton und das Auftreten die Musik. Wie ein Heerführer schritt der Einsatzleiter seine Reihen ab und gab die Befehle: „Helme auf. Schlagstöcke raus und vorrücken.“ Irgendwie erinnerte das an den Wilden Westen. Dort galt auch die Prämisse: „Erst schießen. Dann fragen.“

Bei der Polizei ist das umzumünzen in: „Erst bedrohlich aufmarschieren, sicherheitshalber gleich mal draufhauen und dann die Lage sondieren.“

Selbst als der Aalener szenekundige Beamte auf ihn einredete und meinte, dass es besser wäre wenn man die Gruppe ziehen lasse und etwaige Kontrollen dann vielleicht direkt am Stadion macht, beharrte er auf die Einhaltung seiner fest zementierten Regeln, welche ihm Aalens Revier Chef Andreas Tellbach per Telefon ins Ohr flüsterte.

Es sei hier nochmals erwähnt, dass von der ca. 200 Personen umfassenden Gruppe, bis auf das kontrollierte Abbrennen der Bengalos im Aalener Stadtgarten, nicht der Hauch von einem Anlass geliefert wurde, welcher diese Maßnahmen hätten rechtfertigen können.

Unser Ziel war einzig und allein mit einer möglichst großen Gruppe gemeinsam den Weg ins Stadion zu bestreiten, mit lautstarken Gesängen auf uns aufmerksam zu machen und um spätestens 11:30 Uhr im Rohrwang anzukommen. Denn diese Uhrzeit war mit den Verantwortlichen des VfR Aalen schon vorher ausgemacht worden. Dann hätte man sich seine Fanutensilien geschnappt und sich in den Fanblock begeben. Allein die offenkundige Abneigung von Herr Tellbach gegenüber der Aalener Fanszene und eine völlig überforderte Bereitschaftspolizei aus Göppingen, welche wohl ihre Unfähigkeit mit übertriebener Härte ausgleichen wollte, sorgten dafür, dass man überhaupt Sichtkontakt zu den Heidenheimer Fans bekam und die Innenstadt quasi lahm gelegt wurde.

Die dann folgende Personenkontrolle der 200 Anwesenden zog sich dermaßen in die Länge, dass der Großteil erst ca. 20 Minuten nach Anpfiff den Weg ins Stadion fand.

Die Kontrolle an sich dauerte weit über 2 Stunden und war entwürdigend: Zum Beispiel wurde der Toilettengang verwehrt. Harmlose und in normalem Ton gestellte Fragen, z.B. ob der Länge dieser Prozedur, wurden mit Beleidigungen übelster Sorte quittiert. Man kann durchaus sagen, dass die Polizei nonstop provozierte und allem Anschein nach wohl unbedingt wollte, dass die Lage eskalierte.

In den „Genuss“ dieser Behandlung kamen zudem nicht etwa auch die Heidenheimer Fans, welche Pyrotechnik im großen Stile und mitten in der Menge abbrannten, tags zuvor noch die Aalener Innenstadt mit Graffiti besudelten. Nein! Es waren Aalener.

Es ist den Verantwortlichen von Fanszene und VfR Aalen, sowie der Besonnenheit aller VfR Anhänger, zu verdanken, dass die Aalener Fans es noch zum Stadion geschafft haben. Ein besonderer Dank gilt hierbei unserem OB Gerlach, der sich auch für die Belange der Fans eingesetzt hat.

Aufgrund der Tatsache, dass von Beginn an der Marsch mit Verein und Polizei abgestimmt war, ist das Verhalten seitens der Staatsmacht inakzeptabel und so nicht hinnehmbar.

Solche Vorfälle führen unweigerlich dazu, dass man das Vertrauen in den „Freund und Helfer“ verliert.

An dieser Stelle sei gesagt: Fußballfans sind keine Verbrecher!!!

Fanfotos VfR Aalen




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