10.11.2011 - 1. FC Köln

Fans sagen Vorstand den Kampf an


Am Sonntag wird der 1. FC Köln seine Jahreshauptversammlung abhalten. Über 30 Kölner Fanclubs gaben nun bekannt, dass sie den Vorstand wie schon im vergangenen Jahr nicht entlasten möchten. In einer fundamentalen Kritik üben die Fans in verschiedensten Bereichen Kritik an Overath und Co.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme von über 30 Fanclubs des 1.FC Köln:

Stellungnahme zur Nicht-Entlastung des Vorstandes auf der Jahreshauptversammlung des 1. FC Köln

Wir wollen mit dieser öffentlichen Stellungnahme unseren Unmut über die Führung des 1. FC Köln zum Ausdruck bringen. Unabhängig von kurzfristigen sportlichen Entwicklungen liegt es uns als aktiven Fans und Mitgliedern am Herzen langfristige Strukturen zu schaffen. Diese Strukturen müssen sich an der Tradition dieses Vereins orientieren und auf langfristigen Erfolg ausgerichtet sein. Die Aufgaben eines Vorstandes umfassen, neben der Vorgabe eines Weges für den gesamten Verein, auch die Außendarstellung und weitere elementare Punkte, die wir im Folgenden aufgreifen.

VERANTWORTUNG

Dem Vorstand eines großen Vereins und mittelständischen Unternehmens, wie dem 1. FC Köln, obliegt eine große Verantwortung. Leider sind die Herren Overath, Glowacz und Neukirch dieser Verantwortung zu keinem Zeitpunkt ihrer Amtszeit gerecht geworden. Die Entscheidungen über Trainer- und Managerentlassungen wurden intransparent in Hinterzimmern getroffen und anschließend waren die Herren nicht bereit, ehrlich in der Öffentlichkeit Stellung zu beziehen.

Bereits bei der Übernahme der Vereinsführung von Herrn Caspers zeigte unsere jetzige Vereinsführung schlechten Stil und drängte ihn inklusive öffentlicher Schlammschlacht aus dem Amt. Der Rauswurf von Herrn Soldo war in dieser Hinsicht wohl der unrühmliche Höhepunkt.

In Verbindung mit der Entlassung von Herrn Meier konnte man sich zwar selbst im Amt halten, Verantwortung wurde jedoch nicht übernommen. Stattdessen wurde Michael Meier zum alleinigen Sündenbock abgestempelt. An dieser Stelle sei auch auf die vorangegangene zweifelhafte Verlängerung des Vertrages mit Geschäftsführer Meier hingewiesen, die sie zu verantworten hatten.

Diese Verantwortung tragen die drei Vorstandsmitglieder ganz alleine als oberstes gewähltes Gremium des Vereins. Zudem sind sie durch die Stellung in der Gesellschafterversammlung der 1. FC Köln Verwaltungs GmbH maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung der Profimannschaft.

Die getroffenen Entscheidungen waren jedoch oftmals mehr als diskussionswürdig, bereits beim angeblichen Trikotsponsor aus Zypern haben die drei eindrucksvoll bewiesen, dass sie mit dem Amt scheinbar überfordert waren und sind. Sicherlich handelt es sich um Einzelentscheidungen, doch unter dem Strich fallen in ihre Amtszeit zwei Abstiege und aktuell haben sie sieben Trainer verschlissen. Es reicht nicht aus kleinlaut und sich mehrfach einzugestehen: “Wir haben Fehler gemacht“. Schließlich haben sich diese Fehler während der Amtszeit gehäuft und wiederholt. Die inhaltlichen und persönlichen Konsequenzen blieben aus.

AUSSENDARSTELLUNG

Zwar wurden nicht alle Trainer entlassen, dennoch nahm der Vorstand, wie zum Beispiel im Falle von Frank Schaefer, oftmals eine mehr als unglückliche Rolle ein. Statt öffentliche Diskussionen im Keim zu ersticken, glänzten die Herren mit Abwesenheit und sorgten somit für eine existenzbedrohende Situation für den gesamten Verein. Diese unglückliche Figur in der Öffentlichkeit führt auch dazu, dass wir ihnen kein gutes Zeugnis in Sachen „Außendarstellung“ ausstellen können.

Die Außendarstellung geht natürlich über die bloße Anwesenheit im Stadion hinaus und insbesondere in kritischen Situationen und nach Fehlentscheidungen ist der Vorstand in der Pflicht. Es scheint gerade so, als ob man sich immer mit den positiven Entwicklungen brüsten will und in stürmischen Zeiten abtaucht. Besonders in diesen Zeiten aber braucht der Club starke Repräsentanten. Die Entscheidungsgewalt lag und liegt jedoch zu jeder Zeit bei der gewählten Führungsriege, auch wenn hier beispielsweise bei Transfers und Vertragsentscheidungen nach außen ein anderer Eindruck vermittelt werden soll, indem auf die alleinige Entscheidungsbefugnis von Manager, Trainer und Sportslab verwiesen wird. Allerdings hört diese Befugnis bei konkreten Summen auf und der Vorstand ist als letzte Entscheidungsinstanz gefragt.

Sicherlich sind sie nicht für einzelne Niederlagen explizit verantwortlich, doch ist ein Fernbleiben der Weihnachtsfeier nach dem Debakel im DFB-Pokal gegen den MSV Duisburg kein Zeichen von Größe, vielmehr ist es den Mitgliedern, Spielern und Vereinsvertretern gegenüber ein deutliches Zeichen von Missachtung und mangelnder Wertschätzung. Vor der aktuellen Saison gab es einen weiteren unrühmlichen Höhepunkt, indem mehrere Altinternationale unseres Vereins neue Sitzplätze im Müngersdorfer Stadion erhielten und die mangelnde Kommunikationsfähigkeit der Vereinsführung dazu führte, dass der FC um ein weiteres Kapitel peinlicher öffentlicher Auseinandersetzungen reicher war.

KOMMUNIKATION

Neben der bloßen Repräsentation des Vereins nach außen ist der Vorstand auch das Bindeglied zwischen Verein und Lizenzspielbetrieb. Jedoch scheint man sich dieser Aufgabe kaum bewusst zu sein. Die Kommunikation innerhalb des Gebildes 1. FC Köln hat sehr unter ihrem Führungsstil gelitten. Arrogante Äußerungen gegenüber Mitgliedern des Vereins nach der letzten Jahreshauptversammlung gipfelten schließlich in einer offenen Feindseligkeit gegenüber der Mitgliederinitiative „FC:Reloaded“. Sicherlich hat die Initiative öffentlich in Form von Herrn Müller-Römer polarisiert und Fehler gemacht. Man muss die Ziele der Kampagne auch nicht komplett teilen und man kann mit einzelnen Personen durchaus Differenzen haben, dennoch ist es die Pflicht des Vorstands, einen respektvollen Umgang im Verein zu wahren.

Kritische Mitglieder und Fans mit dem Verweis auf die Anzahl von Länderspielen mundtot zu machen, zeugt nicht nur von schlechtem Stil, sondern auch von Kleingeist. Diese persönlichen Eitelkeiten gehen sogar soweit, dass Spielern verboten wurde Interviews mit einem Fernsehsender zu führen, der zuvor mit einem Vertreter von „FC:Reloaded“ sprach. Dieses Verbot wurde zudem noch während des wichtigen Spiels gegen Bremen in der letzten Saison durchgesetzt und es ist fraglich, ob mit solchen Maßnahmen nicht die Unruhe im Umfeld erst auf die Mannschaft übertragen wird.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass sich die Kritik nicht auf einzelne Personen des Vorstands fokussiert. Weder Herr Neukirch, noch Herr Glowacz und auch nicht Herr Overath haben es jemals geschafft einen würdevollen Umgangston zu etablieren. Die unpassenden Attacken gegen langjährige ehrenamtlich tätige Vereinsmitglieder beim „Herbsttreff“ vor dem Spiel gegen Hannover waren in dieser Hinsicht ein weiterer negativer Höhepunkt. Selbst nach der Niederlage vor Gericht im Bezug auf die Herausgabe der Mitgliederdaten spielen die Herren weiterhin auf Zeit und versuchen die öffentliche Wahrnehmung dieser Schlappe durch schriftliche Stellungnahmen zu verzerren.

STRUKTUR

In den vergangenen Jahren ist immer wieder betont worden, ein Umfeld und eine Struktur zu schaffen, um diesen Verein in eine sportlich erfolgreiche Zukunft zu führen. Leider waren diese Bemühungen nie von einem klaren Konzept geprägt. Die Änderungen im Zuge der zum Saisonbeginn propagierten Neuausrichtung sind nicht die Früchte ihrer Arbeit, sondern größtenteils die Korrektur zahlreicher Fehler ihrer Amtszeit. Es handelt sich hierbei nämlich in keinster Weise um geplante Änderungen, sondern der Not geschuldeten Anpassungen, die nicht zuletzt dem öffentlichen Druck in Folge der Jahreshauptversammlung 2010 geschuldet waren.

Die Anstellung von Matthias Scherz und der jetzige Rechtsstreit sind wohl das aktuellste Beispiel für diesen Schlingerkurs. Die Alleinschuld beim ehemaligen Manager Meier zu suchen, mag der leichtere aber nicht der ehrliche Weg sein. So müsste sich die Kritik des Vorstandsgönners Franz-Josef Wernze nicht auf Meier und Horstmann richten, sondern auch an die Adresse seiner Busenfreunde im Vorstand gerichtet werden. Allerdings scheinen Overath & Co nicht nur von der Kritik ausgenommen zu sein, sondern sie nutzen Wernze als Sprachohr für ihre Sicht der Dinge. Grundsätzlich müssen die Entwicklungen und sämtliche Entscheidungen im Verein überwacht und kontrolliert werden. Leider scheinen die übrigen Vereinsgremien aber dazu zurzeit nicht in der Lage zu sein oder sind nicht wirklich dazu befähigt. Schließlich sind nahezu sämtliche entscheidenden Positionen nur in Abhängigkeit von den handelnden Personen im Vorstand zu besetzen. Eine solch ungünstige Verquickung innerhalb eines Vereins beziehungsweise eines Unternehmens ist weder zeitgemäß, noch versprechen diese den größtmöglichen sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg. Daran müssen sich die handelnden Personen jedoch messen lassen. Dazu zählen auch transparente Entscheidungsstrukturen und ein Klima der Gemeinsamkeiten, nicht der Abgrenzung gegenüber engagierten Fans und Mitgliedern.

FINANZEN

In der Öffentlichkeit wird durch die Vereinsvertreter stets betont, wie wichtig externe Geldquellen –sprich Investoren– sind, da sie unsere letzte Chance auf Wettbewerbsfähigkeit seien. Dann muss an dieser Stelle jedoch die Frage erlaubt sein, in welchem Maß der sportliche Erfolg die getätigten Investitionen und eingegangenen Abhängigkeiten rechtfertigt? Sicherlich haben wir uns im unteren Mittelfeld der Bundesliga etabliert, doch ist der Preis eine Verpfändung der wichtigsten Spieler, wie Podolski oder Geromel, an externe Dritte und die gebetsmühlenartige Wiederholung der eingeschränkten Möglichkeiten tatsächlich der Weisheit letzter Schluss?

In Fachmagazinen wurde bereits das Risiko der Überschuldung des Konzerns 1. FC Köln thematisiert. Der Vorstand rühmt sich immer wieder mit der unermesslichen Arbeit im Bereich der Sponsorenaquise und auch die zahlreichen Investitionen externer Geldgeber schreibt man sich gerne auf die Fahne des „Erfolgs“. Geld ist fraglos von Nöten, um im Bundesligageschäft Erfolg zu haben. Allerdings ist der zunehmende Einfluss des externen Investoren Franz-Josef Wernze zweifelsohne mit Overath & Co verbunden. Wernzes Kommentare zu sportlichen Entscheidungen, wie der Kapitänswahl vor der Saison, und fragwürdige Analysen über einzelne Positionen in der Öffentlichkeit sind aber ein warnendes Beispiel. Fußballvereine dürfen sich nicht in die Hände einzelner externer Geldgeber begeben, sondern müssen stattdessen auf eine breite Basis von Mitglieder und Fans gestellt sein, um eine solide Zukunft zu haben.

Der zunehmende Einfluss von Investoren ist vielleicht die Konsequenz der von den Vorstandsentscheidungen verursachten finanziellen Probleme, steht aber in klarem Widerspruch zu einem Verein mit starken Mitgliedern und einer breiten Fan-Basis, mit welcher sich der gesamte Verein immer wieder rühmt. Wir werden es nicht hinnehmen, dass sich aufgrund persönlicher Seilschaften Personen wie Franz-Josef Wernze immer weiter in den Strukturen des 1. FC Köln festsetzen. Daher werden wir auch den Antrag auf Einzelwahl bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung unterstützen, um anschließend eine Wahl von Franz-Josef Wernze in den Verwaltungsrat zu verhindern.

In letzter Instanz ist der Vorstand verantwortlich für die finanziellen, strukturellen und öffentlichen Verfehlungen der letzten Jahre. Statt sich in Interviews beleidigt zu geben und jede inhaltliche Verantwortung zu bestreiten, um persönliche Konsequenzen zu vermeiden, sollten sich die Herren endlich wie ordentliche Kaufmänner verhalten und den Weg zum nächst möglichen Termin freimachen.

Den angestoßenen Änderungen von anderen Stellen des Vereins sowie von „FC:Reloaded“ zur Demokratisierung und Stärkung des Einflusses des gesamten e.V. auf die VerwaltungsGmbH beziehungsweise auf die KG stehen wir selbstverständlich positiv gegenüber und erhoffen uns auch eine langfristige Verbesserung für den gesamten Verein. Eine glaubhafte Neuausrichtung ist allerdings mit dem bisherigen Vorstand mittelfristig nicht mehr möglich. Aus den oben genannten Gründen sehen wir auch keine Möglichkeit den Vorstand bei dieser Jahreshauptversammlung zu entlasten.

Unterzeichner:

Sektion Remscheid

Wahner Jungs

Red Sky Cologne

Tohuwabohu Köln

KÖLN-SÜD

Kölsches Herzblut

Wilde Horde Köln 1996

Kölsch Bajaasch

Boyz Köln

Domstadt Syndikat

Emsböcke Salzbergen 1998

Mutiere Geissböcke

Rote Elite Domstadt

Brigade Red Cologne 1999

Sektion Videotext

ABSCHAUM Köln 1999

Südstadt Boyz

Suffböcke Dünnwald

ARROGANTIA COLONIA 1994

FanOrga - Op ewig treu

Ladies in Red

Troika Köln

Rote Böcke

VeedelsRadau

Cologne Power East Belgium

Drinking Now

Fluktuation 8

High Society Pulheim

Coloniacs

Cologne Billy-Goats

Fanfotos 1. FC Köln




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