21.10.2014 - 1. FC Köln

Fanszene des 1. FC Köln äußert sich zu RB Leipzig


Die Fanszene des 1. FC Köln hat einen Text zum Thema RB Leipzig veröffentlicht, indem der Verein u.a. mit der TSG, Bayer, Wolfsburg und Fortuna Köln verglichen wird. Manche der eigenen Positionen werden dabei als irrational bezeichnet. Durch den Text soll die Diskussion in Köln angestoßen werden.

Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung von Fußball als Volkssport erhalten:

Ist der Fußball noch zu retten?

Zwei Buchstaben polarisieren momentan die Fußballfans zwischen Rostock und Freiburg. Wie unschwer zu erraten, handelt es sich dabei um die Buchstaben R und B. RB steht offiziell für RasenBallsport und dahinter verbirgt sich der österreichische Brausehersteller Red Bull. Die Geschichte von Red Bull im Fußball ist hinlänglich bekannt, den Anfang machte die Übernahme von Austria Salzburg. Über den SSV Markranstädt im Leipziger Umland hat es die deutsche Filiale zu dieser Saison in die 2. Bundesliga geschafft.

Beim Start in der Oberliga 2009 gab es den ersten Aufschrei, insbesondere ostdeutsche Fanszenen protestierten gegen den neuen Verein. Nach dem Aufstieg in die 3. Liga war das Thema in der bundesdeutschen Fanlandschaft angekommen. Spätestens seit dem vergangenen Sommer hat sich ein breiter Widerstand formiert. Ein Großteil der Aktivitäten läuft unter dem Dach der Kampagne „Nein zu RB“. Fast alle Fanszenen haben bisher zu einem Boykott des Auswärtspiels in Leipzig aufgerufen. Die Fans von Union Berlin und Fortuna Düsseldorf haben die Heimspiele gegen RB genutzt um auf verschiedene Weisen ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Vor einigen Jahren gab es in Fußballdeutschland bereits einen ähnlichen Aufschrei. Damals war es die TSG Hoffenheim, die durch ihren sportlichen Aufstieg für einen großen Aufschrei sorgte.

Dieser Aufschrei ist mittlerweile merklich leiser geworden und eine Akzeptanz des ganzen Konstrukts scheint sich bereits abzuzeichnen. Dietmar Hopp wiederholt schließlich auch regelmäßig und erst vor kurzem erneut, dass der Verein eines Tages finanziell unabhängig sein soll. Die Werksvereine aus Leverkusen und Wolfsburg sind ohnehin schon in der Spitzengruppe des deutschen Fußballs angekommen. Ist das Projekt in Leipzig nicht nur die konsequente Fortführung dieser Entwicklung? Natürlich weisen Bayer und Volkswagen eine Verbindung zu ihren Standorten auf. Sowohl die Städte als auch die Vereine würden höchstwahrscheinlich ohne die jeweiligen Konzerne in der jetzigen Form gar nicht existieren. Dietmar Hopp kann man seine Verbindung zum Kraichgau auch nicht absprechen. Die Beweggründe von Red Bull hingegen liegen ausschließlich darin eine Plattform zur Werbung zu schaffen. Der Fußball ist nur noch Nebenzweck, denn Red Bull betreibt kein klassisches Sponsoring.

Geht es aber nicht genau darum in einer Marktwirtschaft? Geht es nicht um Gewinnmaximierung durch innovative Ideen? Der europäische Fußball bewegt sich schließlich in einem Umfeld der Kapitalverkehrsfreiheit. Der FC Bayern und Borussia Dortmund haben schließlich auch schon Anteile an ihren Kapitalgesellschaften veräußert. Liegt ihre Berechtigung für dieses Vorgehen darin, dass sie bereits seit Jahrzehnten den Fußball in Deutschland prägen und große Fangemeinschaften um sich scharen? Der Mainzer Manager Christian Heidel fragte vor kurzem übrigens, ob eine Partie zwischen Ingolstadt und Hoffenheim das Land elektrisiert. Die Gegenfrage müsste wohl lauten, ob die Partie Freiburg gegen Mainz das Land denn deutlich mehr elektrisiert. Diesen beiden Vereinen stehen schließlich nicht im Verdacht durch Millioneninvestitionen ihren Startplatz in der Bundesliga „erkauft“ zu haben. Insbesondere in Leipzig scheint der Zuschauerzuspruch zudem momentan ungebrochen.

Sind Zuschauer oder Fans also überhaupt ein Maßstab? Natürlich haben Vereine wie der FC eine treue und loyale Fanschaft. Gerade diese Leidenschaft ist ein Alleinstellungmerkmal und wird überdies auch oft neben vergangenen Erfolgen als Indikator für den Status als Traditionsverein herangezogen. Finden sich nicht aber auch in der Geschichte jedes Traditionsvereins einzelne Personen oder Unternehmen, die die erfolgreichen Zeiten entscheidend mitgeprägt haben? Was wäre beispielsweise aus Fortuna Köln ohne Jean Löring oder den Stuttgarter Kickers ohne Axel Dünnwald-Metzler geworden? Der TSV München 1860 würde heute nicht mehr im professionellen Fußball vertreten sein, wenn nicht ein arabischer Investor den Club mit seinen Millionen am Leben erhält. Ist es als doch unproblematischer, wenn ein lokaler Unternehmer „seinen“ Verein unterstützt als wenn dies ein ausländischer Investor tut? Diese Fragestellung erhält eine ganz neue Dimension bei Diskussionen um das Financial Fairplay der UEFA. Die Scheiche in Paris oder Oligarchen in London lassen grüßen.

So sehr in die Ferne muss man aber gar nicht schweifen. In jeder Kreis-, Bezirks-, Landes-, Verbands-, Ober- oder Regionalliga wird es Vereine geben, die von einzelnen Unternehme(r)n abhängig sind und deren sportlicher Erfolg ausschließlich auf diese Unterstützung zurückzuführen ist. Muss man nicht bereits dort mit der Kritik ansetzen? Sind Mäzen nicht aber mindestens genauso alt wie der Sport selbst? Man könnte diese Aufzählung von Fragen noch weiter fortführen oder auch direkt noch vor der Beantwortung kapitulieren. Das wird aber sicher nicht geschehen!

Es gibt immer noch genügend Positionen, für die es sich lohnt einzutreten. Vielleicht sind einige Positionen nicht immer rational zu begründen. Doch die Liebe zum Fußball ist mindestens genau so oft irrational. Aus diesem Grund ist Ralf Rangnick auch im Unrecht, wenn er davon spricht, dass ihm Traditionsvereine leidtun. Denn es ist diese irrationale Leidenschaft, die den Fußball groß gemacht hat und ihn immer noch ausmacht. Doch darüber hinaus gibt es auch eine Vielzahl guter Argumente gegen Projekte wie RB Leipzig. Die Diskussion beginnt vielleicht etwas spät, aber sie sollte jetzt beginnen.

Fortsetzung folgt…

Fanfotos 1. FC Köln




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