26.05.2017 - TV-Tipp

Fiktiver „Polizeiruf 110“ über Rostocker Ultràszene


Im vergangenen Jahr wurde in Rostock und Hamburg ein fiktiver „Polizeiruf 110“ gedreht, in dem es über den Mord innerhalb der Rostocker Ultràszene geht (Faszination Fankurve berichtete). Am Sonntag wird der Kriminalfilm „Einer für alle, alle für Rostock“ nun in der ARD ausgestrahlt.

„Der Mord an einem Fußballfan führt Alexander Bukow und Katrin König in die Ultraszene in Rostock. Schnell finden sich Tatverdächtige, die im Zusammenhang mit einem älteren Fall schon einmal straffällig wurden. Damals hatten sie einen Polizisten bei einem Fußballspiel ins Koma getreten. Aber warum wird ein Kumpel aus den eigenen Reihen getötet? Wer könnte ein Motiv haben?“, heißt es in der Ankündigung der ARD zu dem Krimi.

Im Trailer des Polizeirufs geht es auch um verabredete Drittortauseinandersetzungen zwischen Fans aus Hamburg und Rostock. Der Krimi hat nicht den Anspruch die Ultràszene realistisch wiederzugeben. Auch heißt der Verein, um den es geht, nicht Hansa Rostock und die Ultràgruppe wird im Polizeiruf „red Rostocks“ genannt.

„Für mich geht es in diesem Film nicht um eine Art sozialempirische Auseinandersetzung mit Hooligans oder Ultras, sondern um die Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen zwei Figuren; und diese zwei Figuren sind eben im Milieu der Rostocker Ultras angesiedelt“, stellt der Regisseur Matthias Tiefenbacher klar. „Es geht also um ein bestimmtes Lebensgefühl, um das Fremdsein in der Welt. Das spezifische Milieu der Ultra-Szene ist nur einer von verschiedenen möglichen Zusammenhängen, in denen man diese Geschichte erzählen könnte. Aber ich fand das einen ganz spannenden Ansatz, sich der Frage zu nähern, warum es Menschen ins Stadion treibt und warum sie dann in genau solche Exzesse verwickelt werden. Darin steckt, ohne das romantisieren zu wollen, auch eine bestimmte Form von Sehnsucht nach einem authentischen Lebensgefühl. Da wir Rostock erzählen, erzählen wir, ob wir wollen oder nicht, auch den Rostocker Fußballverein, auch wenn wir ihn anders nennen. Aber es war nie unser Anspruch, die authentische Rostocker Ultra-Szene abzubilden. Genauso wenig geht es uns darum, den Ultra als Schläger zu desavouieren. Wir hatten in der Vorbereitung und beim Dreh Kontakt zu echten Ultras und haben uns auf eine konstruktive Weise mit ihnen auseinandergesetzt. Es gibt ja alle möglichen Vorurteile über Ultras, mit denen sich gerade die ostdeutsche Fußballszene aktiv auseinanderzusetzen hat. Man muss mit allem Respekt sagen, dass sich die Rostocker Ultra-Bewegung klar gegen den 'hemmungslosen' Hooligan positioniert“, so Tiefenbacher weiter.

Der Schauspieler Charly Hübner, der im Film den Kriminalhauptkommissar Alexander Bukow spielt, erklärt zu dem am Sonntag in ARD zu sehenden Krimi: „Es gibt für die Arbeit an so einem Kriminalfilm durchaus Parallelen zu bestehenden Ultraverbänden, aber 'red Rostocks'“ ist natürlich eine Filmsetzung. Die Abläufe und Rituale in der Ultraszene von Hansa Rostock sind wie alle Ultraszenen spezifisch und eigen und schwer zu markieren, da es sich ja um Subkultur in Reinkultur handelt. Was viele, aber auch nicht alle, eint, ist die Bereitschaft, sich in einer sogenannten dritten Halbzeit zu prügeln. Einher damit geht viel Gewalt und viel Ärger mit Ordnungs- und Gesetzeshütern. Die machen Randale, und das heißt für Bukow und Co. unnötig viel Arbeit und Ärger und Geheimnisse und Parallelgesellschaft.“ Der „Polizeiruf 110: Einer für alle, alle für Rostock“ ist eine 88:43 Minuten dauernde Produktion von filmpool fiction GmbH im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks. (Faszination Fankurve, 26.05.2017)

Hier geht es zum Trailer von „Einer für alle, alle für Rostock“.






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