26.04.2019 - Unsere Kurve

Freigabe von Fanmaterial: „Es gibt noch viel zu tun“


Der DFB und die DFL haben sich am 03. April 2019 zum "Abschluss der Pilotphase zur Vereinheitlichung von Fanutensilien" zu Wort gemeldet und dabei erklärt, wie es in deutschen Stadien zu einheitlichen Vorgaben kommen soll, die regeln, welche Fanmaterialien mit ins Stadion dürfen.

Die Pilotphase startete offiziell am 15. März 2018 und endete zum 31. Dezember 2018. Die Vereine der obersten drei Ligen waren in dieser Zeit aufgefordern, die zuvor definierten Fanmaterialien so weit wie möglich freizugeben. Anfang April 2019 teilten die Verbände dann mit, dass die Anlage 9 der Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Spielen der Bundesliga, 2. Bundesliga und der 3. Liga, in der die Freigabe von Fanutensilien geregelt ist, weiterhin bestehen bleibt.

In der Anlage 9 (Seite 149) heißt es wörtlich: „Der Deutsche Fußball-Bund spricht sich für die Vereinheitlichung und Freigabe von Fan-Utensilien aus und befürwortet grundsätzlich, dass in allen Stadien die gleiche Praxis gilt – auch mit dem Ziel, Konflikte an den Stadiontoren zu vermeiden. Die finale Entscheidung des Umgangs mit Fan-Utensilien ist jedoch immer von der anlassbezogenen Gefahrenanalyse und Sicherheitsbeurteilung des Veranstalters unter Berücksichtigung seiner Verkehrssicherungspflichten und zu beachtender sicherheitstechnischer Bestimmungen abhängig. Sollten bei der Freigabe von Fan-Utensilien bei einzelnen Spielen Einschränkungen als notwendig erachtet werden, sollen diese in den Sicherheitsbesprechungen, in denen die Interessen der Fans durch die Fan-Beauftragten eingebracht werden können, im Dialog mit Sicherheits-Beauftragten, Ordnungsdienstleitung, Feuerwehr und Polizei thematisiert und anschließend mit ausreichendem Vorlauf transparent kommuniziert werden. Fan-Utensilien sind ein fester Bestandteil der Fankultur in Deutschland und sollen nicht als Privilegien angesehen werden. Hierdurch können Fans ihre Zuneigung zu ihren jeweiligen Klubs ausdrücken und für positive Stimmung und tolle Bilder in den Stadien sorgen. Für viele Fans ist es nur schwer nachvollziehbar, warum die Vorgaben für die Mitnahme von Fan-Utensilien in den Stadien sehr unterschiedlich ausfallen. Häufig führen Unklarheiten hierüber zu möglicherweise vermeidbaren Irritationen an den unterschiedlichen Standorten. Der DFB setzt sich dafür ein, dass Fan-Utensilien bundesweit einheitlich in den Fußballstadien zugelassen werden können.“ Aufgeführt werden in Anhang 9 dann Kleine und große Schwenkfahnen, Megafone mit Ersatzakkus, unten offene Trommeln, Doppelhalter und Zaunfahnen, die von den Fans persönlich aufgehangen werden dürfen.

„In der AG Fankulturen, auf deren Initiative dieses Vorgehen zustande kam, wurden die Umsetzung durch Clubs und Verbände sowie die Effekte auf das Fanverhalten kritisch begleitet. Insgesamt sind die Ergebnisse aus Sicht der AG Fankulturen hoffnungsvoll, die DFB-Kommission Prävention & Sicherheit & Fußballkultur befürwortet daher die weitere Umsetzung. An einigen Standorten gab es objektiv eine Verbesserung der Unterstützungsmöglichkeiten für Heim- und Gästefans. Die Regelungen für das Mitbringen sogenannter Support-/Tifo-Materialien (Fahnen, Doppelhalter, Trommeln, Megafone, Banner und Schwenkfahnen) wurden einheitlicher gestaltet – unter anderem mit dem Ziel, die Situation an den Zugangskontrollen zu entspannen. Aufgrund unterschiedlicher Landesgesetze und Versammlungsstättenverordnungen ergibt sich in Deutschland eine heterogene Ausgangslage für die Freigabe von Fanutensilien“, teilten DFB und DFL dazu in der gemeinsamen Stellungnahme mit.

Trotzdem kommt es auch weiterhin vor, dass Fanszene Probleme haben, die vom DFB aufgeführten Fanutensilien mit ins Stadion zu bekommen. Anhang 9 sieht vor, dass dies bei einzelnen Spielen möglich ist, dann jedoch frühzeitig kommuniziert werden sollte. Gestern meldete sich dann die Fanorganisation Unsere Kurve, die Teil der AG Fankulturen ist, zum Thema zu Wort. Im Hinblick auf das von Preußen Münster zuletzt gegen die eigene Fanszene ausgesprochene Fanmaterialverbot (Faszination Fankurve berichtete) und die Vorgänge in Freiburg, wo zwei SC Freiburg-Fans wegen Schwenkens einer zu großen Fahne eine Geldstrafe zahlen sollen (Faszination Fankurve berichtete), sieht Unsere Kurve weiterhin Probleme bei manchen Vereinen beim Thema Fanutensilien: „Betrachtet man zwei Fälle, die in sich in den vergangenen Wochen zugetragen haben, so müssen wir, als Interessengemeinschaft Unsere Kurve, sicherlich konstatieren, dass hier noch erheblicher Nachholbedarf für diese besondere Anlage 9 bei Vereinen herrscht.“ Die Fanorganisation sieht beim diesem Thema also weiterhin viel Arbeit und kündigte an, dass im Sommer ein Übersicht veröffentlicht werden soll, wie die Umsetzung der Freigabe von Fan-Utensilien aus Sicht der Auswärtsfans realisiert ist. (Faszination Fankurve, 26.04.2019)






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