„Freiheit Fankurve: Die Kultur der Ultras“-Doku-Reihe

Der Sender Arte hat mit „Freiheit Fankurve. Die Kultur der Ultras“ eine siebenteilige Doku-Reihe über Ultras veröffentlicht und dabei auch wichtige Protagonisten und Gründungsmitglieder bedeutender französischer Ultragruppen vor die Kamera bekommen. Die Videos sind alle online zu sehen.

Mit Bordeaux, Marseille, Lyon, Lens und St. Etienne liegt der Hauptfokus der Doku-Reihe auf Frankreich. Ausflüge nach Liverpool, als ehemaliger Vorreiter beim Thema Fangesänge und nach Donezk in der Ukraine runden die Doku-Reihe ab.

„Fünf Regisseure tauchen in die Kultur der Ultras ein. Sie erzählen persönliche Geschichten und beleuchten die Identifikation der Gemeinschaft. Sie thematisieren Fangewalt und den Einfluss der Kommerzialisierung auf den Fußball. Sie stellen Fragen nach der kulturellen, sozialen und politischen Dimension der Ultra-Leidenschaft. Die dokumentarische Webserie besucht die Fankurven von sieben europäischen Ländern, von Liverpool bis nach Donezk“, kündigte der Sender Arte die Doku-Reihe an.

In der ersten Folge geben die Ultramarines Bordeaux Einblicke in ihre Gruppe. In dieser Folge, die im April 2019 entstanden ist, geht es vor allem über Stigmatisierungen, denen Ultras ausgesetzt sind. Das Thema Überwachung von Fußballfans im Allgemeinen und von Ultras im Besonderen wird näher behandelt. Ultras vom FC Girondins de Bordeaux erklären außerdem, welche Rolle Gewalt ihrer Meinung nach in der Ultrakultur spiele. Aber es geht auch um Zusammenhalt und Probleme mit den Verbänden:

In der zweiten Folge der Doku-Reihe geht es um Liverpool, was weniger mit Ultras, als mit der Geschichte von Fangesängen und dem Einfluss der Popkultur auf die Fankultur zu tun hat. Auch die Hillsborough-Katastrophe, deren Folgen bis heute starke Einschränkungen für die Fankultur auf der Insel bedeuten, wird thematisiert und Jamie Webster, ein Musiker, der durch das Singen von Liverpooler Fansongs auch über die Region hinaus bekannt wurde, kommt zu Wort:

Ein Porträt der Ultras von Olympique Marseille folgt in der dritten Folge der Arte-Serie. Zu Wort kommen dabei Ultras verschiedene Generationen aus Marseille. Ein Gründungsmitglied vom Commando Ultra, das 1984 als erste Ultragruppe in Frankreich gegründet wurde, hat sich für die Arte-Doku ebenso vor die Kamera getraut, wie eine Gründungsmitglied der Fanatics sowie ein weiblicher und ein Nachwuchs-Ultra von Marseille Trop Puissant (MTP):

Folge 4 behandelt hingegen eine ganz persönliche Familien-Story. Ein Sohn erzählt, wie er durch seinen Vater, der ebenfalls schon Ultra von Olympique Lyon war, selbst zu dieser Subkultur kam. Die Geschichte soll auf Gesprächen mit Mitgliedern der Gruppen Kops Lyon und Bad Gones beruhen:

Ludovic ist Vorsitzender des 1993 gegründeten Kop Sang et Or vom RC Lens. In der fünften Folge der Arte-Doku-Reihe wird dieser Ulta aus Lens porträtiert:

In Folge 6 geht die Reise in die Ukraine. Vitalii, der knapp zehn Jahre Ultra von Schachtar Donezk war, kommt darin ausführlich zu Wort. Heute ist Vitalii, der früher auch an verabredeten Hooligan-Auseinandersetzungen teilnahm, politischer Aktivist. Bis zu den Maidan-Protesten habe er sein Dasein als Ultra gegenüber seinen Mitstudenten verheimlicht, danach jedoch nicht mehr. Nachdem auf ihn geschossen wurde, zog es Vitalii von Donezk nach Kiew, um an den Protesten teilzunehmen. Später zog er auf Seiten der Ukraine freiwillig in den Krieg, bevor er wegen einer Verletzung aus dem Kriegsdienst entlassen wurde. Bis heute lebt der Schachtar Donezk-Fan in Kiew, weil er ähnlich wie sein Verein nicht zurück in den Donbass ziehen kann. Der Fußball spielt für Vitalii heute nicht mehr eine so bedeutende Rolle, wie vor dem Jahr 2014:

Auch in der letzten Folge, in der es um den AS St. Etienne und damit natürlich um die Magic Fans und die Green Angels geht, kommen wieder Ultras und Gründungsmitglieder der dortigen Szene zu Wort:

(Faszination Fankurve, 27.08.2020)​