Fußball für Sie

Die Bundesliga ist weiblich, der Name Hertha sowieso. Vielleicht geht der Hauptstadtclub deswegen neue Wege. Als erster Club bietet er seinen weiblichen Fans eine eigene Internetseite an. Dort findet sich, was das Frauenfußballherz begehrt.

Die Mauer, die Bude, die Wurst, die Schirisau, die Nummer Neun, die Flanke. In der Sprache des Fußballs spielt Weiblichkeit eine tragende Rolle. Mit Herthafreundin.de widmet Hertha ihren Anhängerinnen eine eigene Homepage. Natürlich ist das innovativ. Fraglich nur, weshalb eine Unterscheidung zwischen weiblich und männlich im Fanbereich überhaupt sein muss? Sicherlich werden die Männer noch viele Spielzeiten in der Überzahl sein, aber Frauen im Stadion bzw. Block sind alles andere als eine Rarität. Doch selbst der Gedanke einer exklusiven Homepage für Frauen ist noch nicht verurteilenswert.

Nach eigener Aussage bietet Herthafreundin.de private Einblicke in den Alltag der Spieler. Über Jahrzehnte durch unzählige Stadiongänge gestählte Fußballfanatiker werden mit den Augen rollen. Es gibt aber auch genügend Männer, die sich offensichtlich an Schweinis Frisur orientieren und gerne wissen würden, wo und wie lange der Kevin abends tanzt.

Wunderlich wird die Seite spätestens beim Unterpunkt Fußballwissen – das hängt natürlich mit der Reihenfolge des Anklickens zusammen. Ob die Regel des Monats als zweideutiges Wortspiel gedacht war oder bloß wenig einfühlsam unüberlegt daherkommt, sei dahin gestellt. Gleich mit der Abseitsregel zu beginnen, beweist ohne Blick in das Impressum, welches Geschlecht für die Inhalte der Seite verantwortlich war. Die meisten Männer trauen den meisten Frauen eben nicht zu, sich vielleicht über das verworrene brasilianische Ligensystem informieren zu wollen. Und wenn es nur unterbewusst ist.

Eine Wahl zum attraktivsten Kicker der Hertha-Truppe darf natürlich genauso wenig fehlen wie 1-2-3-Oberkörperfrei-Bilder von Kevin Prince Boateng. Mit den Beauty-Tipps, Zitat: „90 Minuten bei eisiger Kälte im Stadion. So schützt Du deine Haut“, werden wiederum auch Männer etwas anzufangen wissen. Schließlich ist deren Haut bei eisiger Kälte genauso gefährdet. (DIE Faszination Fankurve für alle, 9.2.2007)