24.02.2015 - 1. FC Köln

„Fußball wird irrational bleiben“


Fans des 1. FC Köln antworten auf dem Blog „Fußball als Volkssport erhalten“ auf die These von Stephan Grühsem, Aufsichtsratvize beim VfL Wolfsburg, der VfL Wolfsburg habe mehr Tradition als der 1. FC Köln. Aber auch das Engagement von Martin Kind wird thematisiert.

Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung der Kölner Fans:

Niedersachsens New Economy

Aus Wolfsburg konnte man dieser Tage hören, dass die örtliche Marketingabteilung des Volkswagenkonzerns eine größere Tradition als der 1. Fußball-Club Köln haben solle. Eine weitere steile These in der aktuellen Debatte um die Ausrichtung des Fußballs in der Zukunft. Natürlich ist der VfL Wolfsburg drei Jahre älter als der 1. FC Köln, allerdings gehen die fußballerischen Wurzeln in der Domstadt bis ins Jahr 1901 zurück. In Wolfsburg beginnt die Geschichte der Stadt hingegen erst 1938. Ein Vergleich zur Stadtgeschichte Kölns entfällt aufgrund der offensichtlichen Diskrepanz.

Provokationen aus Niedersachsen gehören in Fußballdeutschland mittlerweile auch zum (un-)guten Ton. Besonders hervorgetan hat sich in dieser Hinsicht der langjährige Präsident von Hannover 96, Martin Kind. Kind gilt als erfolgreicher Unternehmer (Hörgeräte) und positioniert sich immer wieder als fußballerischer Querdenker. Mit Erfolg hat er sich für die Lockerung der 50+1-Regelung eingesetzt. Nach 20 Jahren Unterstützung eines Vereins kann ein potentieller Investor jetzt auch offiziell die Mehrheit an einer Spielbetriebsgesellschaft übernehmen. Dietmar Hopp hat von diesem Recht bereits Gebrauch gemacht und die TSG Hoffenheim übernommen. Natürlich ist dieses Beispiel schlecht gewählt, da Herr Hopp auch vorher schon de-facto Besitzer der TSG gewesen ist. (http://www.volkssport-fussball.de/?p=25)

Die Gefahren, die sich hinter einer Aufhebung der 50+1-Regelung verbergen, wurden in diesem Blog schon des Öfteren thematisiert. (Siehe ferner: http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/620814/artikel_tsg-mitglieder-einstimmig_hopp-uebernimmt-mehrheit.html) In Hannover soll es im Jahr 2017 so weit sein. Nach den Auskünften von Herrn Kind steht ihm dann die Tür zum Kauf der Anteilsmehrheit offen, da er sich seit 1997 bei Hannover 96 engagiert. Folgt man den Äußerungen des hannoverschen Präsidenten, steht 96 dann eine rosige Zukunft bevor. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Anteile fließen in den Spielerkader und die Infrastruktur. Im Idealfall wird Hannover 96 zur nationalen Marke und Dauergast in den Wettbewerben des europäischen Wettbewerbs.

Diese Gleichung ist in der Marktwirtschaft nicht unbekannt, und dass sich ein Bundesligist in einem wirtschaftlichen Umfeld bewegt, sollte auch bekannt sein. Doch selbst Martin Kind muss sich eingestehen, dass die Entscheidungsfindung im Fußballzirkus nicht mit der freien Wirtschaft zu vergleichen ist. Die Emotionalität des Fußballs und die daraus entstehende öffentliche Wahrnehmung dieses Sports sind nicht zu Unrecht sein wesentliches Alleinstellungsmerkmal. Offensichtlich hat Herr Kind aber eben gerade mit dieser Komponente ein Problem. Für ihn sind Fans in erster Linie Kunden, die erfolgreichen Fußball in einem modernen Stadion sehen wollen. Die aktuelle Stimmung auf den Rängen im Niedersachsenstadion spricht in dieser Hinsicht Bände. Kritische und unbequeme Fans passen nicht in sein Bild und somit kam es zum Zerwürfnis mit der der aktiven Fanszene.

Hinzu kommen sinkende Zuschauerzahlen, da der gebotene Fußball nicht übereinstimmt mit den im Sommer getätigten Investitionen in den Kader. Sportliche Attraktivität lässt sich eben weitaus schwieriger realisieren als bloße Gewinnmaximierung. Fußball lebt nicht nur durch Emotionen, sondern er wird auch immer ein Stück weit irrational bleiben. Dieser Aspekt muss das unternehmerische Denken der Funktionäre immer erweitern, ansonsten verliert unser Volkssport noch mehr von seiner Faszination als er ohnehin schon verloren hat.

Fanfotos 1. FC Köln




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