30.01.2020 - Stuttgart/Heidenheim

Gedenken an verstorben Ultra & mehrere Protestaktionen


Das gestrige Württemberg-Duell zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Heidenheim begann mit einem Gedenkspruchband vor der Cannstatter Kurve sowie einer Schweigeminute für einen in der Winterpause verstorbenen Ultra vom VfB Stuttgart. Später protestierten beide Fanszenen noch gegen die fanunfreundliche Anstoßzeit.

Der in der Winterpause verstorbene Ultra war Mitglied der Schwaben Kompanie. „Um Ossi in seiner Cannstatter Kurve die letzte Ehre zu erweisen, wird es heute zu Spielbeginn eine Schweigeminute geben. Wir bitten euch, uns diesen Moment der Stille zu ermöglichen, um unserem verstorbenen Bruder zu gedenken. Bitte erhebt euch zum stillen Gedenken von euren Sitzplätzen“, kündigte die Gruppe die Gedenkminute vorab auf Flyern an. Auch die Gäste aus Heidenheim beteiligten sich mit einem gemeinsamen „Ruhe in Frieden Ossi!“-Spruchband von den Fanatico Boys und von Unitas Aquileiae an der Gedenkaktion. Vor der Cannstatter Kurve hing währenddessen eine große „Wir werden dich in Ehren halten. Ossi für immer unvergessen!“-Botschaft.


Während des Spiels waren noch weitere Trauerspruchbänder zu sehen und die Stuttgarter Ultragruppen gedachten dem Verstorbenen noch mit kleinen Überhängern, die über den Zaunfahnen der jeweiligen Gruppen hingen. Die von der Alb angereisten Gästefans präsentierten gestern im Oberrang des Gästeblocks im Neckarstadion noch ein Banner mit der Aufschrift „Heidenheim für fangerechte Anstoßzeiten“. Auch das Commando Cannstatt zeigte die eigene Abneigung gegen die fanunfreundliche Anstoßzeit und hielt ein „Mittwoch 18:30 Uhr – Des kotzt an‘‘-Spruchband in der Cannstatter Kurve hoch. Die DFL hatte entschieden, dass die 2. Bundesliga ins Jahr 2020 direkt mit einer englischen Woche startet. Obwohl die 1. Bundesliga nicht zeitgleich spielte wurden mit Bielefeld gegen Bochum am Dienstag und Stuttgart gegen Heidenheim am Mittwoch zwei Partien des 19. Spieltags bereits um 18:30 Uhr angepfiffen.


Bevor die Gastgeber aus der Landeshauptstadt gestern Abend im Neckarstadion mit 1:0 in Führung gingen und der Halbzeitpfiff ertönte, zeigten Heidenheimer Ultras noch ein Solidaritätsspruchband für die befreundete B1 Crew vom Eishockeyverein aus Ravensburg. „Can’t Stop Ultras – Durchhalten B1C“, stand auf dem Plakat geschrieben, das den Ultras der Towestars, die aktuell mit Sanktionen des eigenen Vereins zu kämpfen haben (Faszination Fankurve berichtete), Mut zusprechen sollte. Auf der gegenüberliegenden Seite gratulierte der Schwabensturm der Szene E aus Reutlingen, zu der freundschaftliche Kontakte bestehen, mit einem „15 Jahre wild und frei – Alles Gute Szene-E“-Spruchband zum Geburtstag.


In der zweiten Hälfte richtete das Commando Cannstatt noch eine Botschaft an die ausgesperrten Freunde in Cesena, die nicht aufgeben sollen: „Diffidati non mollate!“ Die etwa 3.000 Gäste aus Heidenheim, welche den Weg unter anderem per Entlastungszug antraten, sprachen sich noch gegen hohe Eintrittspreise beim VfB Stuttgart aus, welche in der Vergangenheit auch schon von anderen deutschen Fanszenen, die in Stuttgart zu Gast waren, bemängelt wurden. Am Zaun des Gästeblocks war deshalb gestern eine „Fußball muss bezahlbar sein“-Fahne zu sehen, im Hintergrund stand dazu „Mit den Ticketpreisen Europacup! Sportlich noch 2. Liga! Wir Fans müssen endlich aufwachen, unseren Mund aufmachen“ geschrieben.


In der 69. Minute gab es in der Cannstatter Kurve noch ein Spruchband der Südbande Stuttgart, welches sich an die weibliche Ultragruppe Societas aus Heidenheim richtete. „Ey Societas, wo sind eure BHs“, stand auf dem Plakat geschrieben. Dazu wurden an Stangen befestigte Büstenhalter präsentiert.


Der VfB Stuttgart gewann das gestrige Heimspiel gegen Heidenheim vor 52.585 Zuschauern mit 3:0. Die Stimmung soll auf beiden Seiten eher durchwachsen gewesen sein, was bei der fanunfreundlichen Anstoßzeit aber auch keine Überraschung ist. Wirklich laut wurde es gestern im Neckarstadion jedenfalls nur selten. Der VfB klettere durch den Heimsieg auf den zweiten Tabellenplatz, den der HSV, der heute zum Abschluss des Spieltags Nürnberg empfängt, den Schwaben aber noch streitig machen kann. (Faszination Fankurve, 30.01.2020)