„Geht nicht zur Stadionverbotskommission!“

Immer mehr Vereine in Deutschland räumen eigenen Fans ein Anhörungsrecht ein, bevor sie Stadionverbote gegen diese Fans aussprechen. Ein solches Anhörungsrecht wurde von den aktiven Fanszenen lange Zeit gefordert. Doch in der Praxis ergeben sich gravierende Probleme für betroffene Fans.

Sprechen Fans, denen eine Stadionverbot droht, vor einer sogenannten Stadionverbotskommission vor, ist es möglich, dass die Staatsanwaltschaft eine in dieser Kommission sitzende Person vorlädt, um an die Information aus der Aussage des Fans zu kommen, der dort vorgesprochen hat.

„Die Stadionverbotskommission besteht aus verschiedenen FC-Funktionären. Aber auch ein Pfarrer, ein Justiziar, sowie ein Mitglied des sozialpädagogischen Fanprojekts nehmen an den Sitzungen teil. Wir möchten aufklären, was eine dortige Aussage für juristische Konsequenzen haben könnte, denn spätestens ab dem Punkt wird es schwierig. Theoretisch kann jedes Mitglied der Stadionverbotskommission von der Staatsanwaltschaft als Zeuge zu dem Sachverhalt vorgeladen werden. In derartigen Fällen greift kein Zeugnisverweigerungsrecht und natürlich muss jeder Mensch vor dem Staat eine wahrheitsgemäße Aussage tätigen. Nach wie vor halten wir die Idee der Anhörung vor einer Stadionverbotsvergabe für unterstützenswert. In der Praxis funktioniert das aber nur bei gegenseitigem Vertrauen. Hier wird allerdings auf der einen Seite Vertrauen suggeriert, auf der anderen Seite wird der Staatsanwaltschaft Tür und Tor sperrangelweit aufgestoßen, um so an Aussagen zu kommen. Nicht umsonst sehen viele Anwälte derartige Kommissionen kritisch und raten ihren Mandanten dort nicht hinzugehen“, heißt es dazu vom Kölschen Klüngel, der Fanhilfe aus der Fanszene des 1. FC Köln.

Der Kölsch Klüngel kritisiert zudem, dass in Köln interne Informationen aus den Gesprächen vor der Stadionverbotskommission in Boulevardzeitungen gelandet seien und rät betroffenen Fans des 1. FC Köln, nicht vor der Kommission vorzusprechen: „Geht nicht zur Stadionverbotskommission! Nehmt euer Recht wahr die Aussage zu verweigern! Falls Ihr Hilfestellung benötigt, sprecht uns an oder kontaktiert uns. Auch wenn ihr unsicher seid, sprecht uns lieber an als unüberlegt zu handeln. Ebenso können wir euch Anwälte vermitteln“, heißt es dazu vom Kölschen Klüngel weiter. (Faszination Fankurve, 31.08.2018)