20.05.2020 - Hertha BSC

Geisterspiele nicht mit Stilmitteln der Fankultur aufwerten


Hertha BSC bestreitet am Freitagabend gegen den 1. FC Union Berlin das erste Geisterspiel im heimischen Olympiastadion. Die Harlekins Berlin haben sich im Vorfeld des Derbys, das wegen der fehlenden Zuschauer keinen typischen Derby-Charakter mitbringen wird, zum Thema Geisterspiele zu Wort gemeldet.

Die Ultragruppe von Hertha BSC macht mit dem Statement öffentlich, dass man die Geisterspiele zwar nicht verhindern konnte, aber in keiner Weise an ihnen teilnehmen werde. Ansammlungen von Hertha-Fans am Olympiastadion sind am Freitag somit nicht zu erwarten. Die Harlekins rufen alle Hertha-Fans dazu auf, die Geisterspiele nicht mit Zaunfahnen, Spruchbändern oder anderen Stilmitteln der Fankultur aufzuwerten. Damit positionieren sich die Hertha-Ultras auch gegen Pappaufsteller und eingespielte Fangesänge.

„Nun ist es soweit und die Bundesliga hat ihren Spielbetrieb wieder aufgenommen. Dieses ganze Schauspiel hat nichts mit dem Fußball zu tun, den wir lieben und unterstützen. Es ist zudem offen, ob mit den Geisterspielen das Überleben der Vereine oder doch schlichtweg die Rettung der bestehenden Gehaltsstrukturen in Millionenhöhe gesichert werden soll. Die Bundesligen sind abhängig von den TV-Geldern. Deshalb soll nun allein für das Fernsehen Fußball gespielt werden. Das haben wir häufig genug kritisiert und vor dem Hintergrund der Abhängigkeit ist das moralisch verwerfliche Lechzen nach schnellstmöglichem Saisonendspurt logisch und nachvollziehbar. Wir aber wollen diesen Fußball nicht so, wie er ist! Wir wollen nicht das reine Geschäft! Auch das haben wir bereits häufig verlauten lassen und auch konkretisiert. Mit dieser Geisteshaltung gehen wir auch die Geisterspiele an. Wir konnten sie nicht verhindern, aber wir werden in keinster Weise an ihnen teilnehmen. Die Entwicklung des Fußballs hat ein Produkt herausgebracht, welches eine gesellschaftliche Sonderrolle beansprucht und sich seiner, auch selbst gegebenen Vorbildfunktion entledigt, um einen scheinbaren Kollaps zu verhindern. Dieses Produkt, dass Vereine und Verbände haben wollten, darf somit auch unverfälscht im TV zu sehen sein. Wir rufen daher alle Herthaner auf, es uns gleichzutun und die Geisterspiele nicht mittels Zaunfahnen, Spruchbändern oder anderen Stilmitteln von Fankultur aufzuwerten. Lächerliche Pappaufsteller, eingespielte Fangesänge oder Pfiffe und alle weiteren hilflosen Versuche, wenigstens etwas von der gewohnten Atmosphäre in die leeren Stadien zu bringen, die bundesweit teilweise diskutiert und teilweise praktiziert werden, lehnen wir strikt ab! Der Fußball hat sich von seinen Wurzeln entfernt. Nur so konnte es dazu kommen, dass das Premiumprodukt im Fernsehen finanziell wichtiger sein kann, als das Erlebnis im Stadion. Wir Stadiongänger werden diese falsche Entwicklung nicht durch eine Aufwertung der Geisterspiele unterstützen“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Harlekins Berlin. (Faszination Fankurve, 20.05.2020)

Fanfotos Hertha BSC




Weitere News:
04.11.2021: „Nehmt Euch paar Minuten Zeit & unterstützt unser Anliegen“
23.10.2021: Spendenaufruf der Harlekins für „Hertha wärmt“-Aktion
17.09.2021: „Volle Auslastung–Jetzt!“: Hertha-Ultras stellen Forderungen
28.07.2021: „Lieber draußen zu unseren Bedingungen,als drinnen zu ihren“
18.07.2021: Schwenkfahne geklaut: Angriff auf Hertha BSC-Fans

Alle 208 News anzeigen