01.12.2004 - Hamburger SV

Gemeinsame Choreo


Beim Nord-Duell zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV blickte so manch ein Zuschauer zu Spielbeginn etwas verwirrt in die Kurven. Sowohl auf der SVW-Seite, als auch auf der des HSV bestimmte Lyrik die Spruchbänder.

Zu lesen war ein Zitat von Hoffmann von Fallersleben, des deutschen Dichters, zu dessen Werk das „Deutschlandlied“ oder auch „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ gehören. Um gegen die aktuelle Vorgehensweise im Umgang mit Stadionverboten, gegen die Willkür und die Repression zu protestieren, wählten die Fans einen ihrer Meinung nach passenden Text:

Deutsche Freiheit lebet nur im Liede.

Deutsches Recht – es ist ein Märchen nur!

Deutschlands Wohlfahrt ist ein Friede

Voll von Willkür und Zensur!

Den Hamburgern war es vorbehalten, die beiden ersten Zeilen auf ihr 95-Meter-Transparent zu bringen, die Bremer übernahmen den zweiten Part. Christian Behrendt von der „Eastside 97“: „Wir wollten von Anfang an einen Spruch machen, der das Thema „Willkür und Repressionen“ eventuell auch bisher nicht interessierten Stadionbesuchern sinnvoll veranschaulicht. Nachdem wir einige Zeit gesucht haben, wurden schließlich diese Zeilen ausgewählt.“ Schon im Vorfeld hatte man in Fan-Foren und durch Flyer vor dem Stadion auf die Spruchbänder hingewiesen. „Vom HSV gab es Unterstützung dadurch, dass die gemeinsame Erklärung über den Presseverteiler des Vereins verbreitet wurde“, sagt Chosen-Few-Mitglied Philipp Markhardt, „das vom Supporters Club gestellte Vorstandsmitglied Christian Reichert hat uns da sehr geholfen und unser Anliegen sehr ernst genommen.“

Die Aktion ist bemerkenswert, denn Bremer und Hamburger Fans pflegen eine lange und tiefe Rivalität. Gerade deshalb, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung, wollen sie ein positives Zeichen setzen und die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. „Die Idee ist während einer gemeinsamen Autofahrt entstanden, als wir im Sommer zusammen mit zwei Rostockern von einem „ProFans“-Treffen in Mönchen-gladbach heimgefahren sind“, so Behrendt. „Es war uns schon klar, dass es wegen der Rivalität nicht einfach sein würde, bei allen Fans auf Akzeptanz zu stoßen, aber vor dem Hintergrund, dass es eine inoffizielle „ProFans“-Aktion sein würde, sollte man das gutheißen.“ Markhardt: „Christian und ich kennen uns schon einige Jährchen. Deshalb kann man heute ein Bierchen miteinander trinken. Wir wollen ja auch keine Freundschaft hervorrufen. Die Rivalität soll weiter bestehen bleiben.“ (Faszination Fankurve, 01.12.2004)

Fanfotos Hamburger SV




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