10.07.2020 - Hamburger SV

HSV-Ultras kritisieren Hausdurchsuchung bei Bakery Jatta


Am vergangenen Donnerstag kam es bei Hamburger SV-Spieler Bakery Jatta auf Anweisung der Staatsanwaltschaft Hamburg zu einer Hausdurchsuchung, obwohl das Bezirksamt die eigenen Ermittlungen bereits eingestellt hatte. Die aktive Fan- und Ultraszene solidarisierte sich nun erneut mit Jatta.

In einer heute veröffentlichten Stellungnahme von Banda Caotica, Castaways, Clique du Nord, Forza Hamburg, Förderkreis Nordtribüne e.V., HH-Ost, Iron Loyalty, Nordhessen und Turn Up wird kritisiert, dass ein Reporter der Bild-Zeitung Informationen erlangen konnte, um bei der Durchsuchung am Wohnort von Jatta vor Ort zu sein.

Die Fan- und Ultragruppen des HSV fordern nun die sofortige Einstellung der Ermittlungen gegen Jatta und die Zurückgabe alle beschlagnahmten Geräte. Der Hamburger SV wird von den eigenen Fans zudem aufgerufen, mit der Bild-Zeitung nicht mehr zusammenzuarbeiten, da diese die Identität von Jatta wiederholt anzweifelte.

„Es sind einige Monate vergangen, in denen die Ermittlungen bezüglich der Identität von Bakery Jatta scheinbar ruhten. Trotzdem kam es am vergangenen Donnerstag zu einer Durchsuchung seiner Wohnung durch die Polizei, abgenickt durch die Staatsanwaltschaft. Dass das Bezirksamt die Ermittlungen bereits eingestellt hatte, scheint dabei nichts zur Sache zu tun. Vielmehr drängt sich uns der Eindruck auf, dass die Allianz von BILD und Staatsanwaltschaft, getragen von alltagsrassistischen Klischees, ihr angekratztes Ego aufpolieren möchte und daher zu solch drastischen Maßnahmen greift. Anders ist nicht zu erklären, weshalb ein Reporter der BILD-Zeitung bereits zum Startzeitpunkt der Hausdurchsuchung am frühen Morgen mit vor Ort sein und sensible Informationen sammeln konnte. Allzu verwunderlich ist dieser Vorgang und die damit verbundene Einstellung nicht. Die ganze abgelaufene Saison über wurde in der BILD stets Jattas angeblich „richtiger“ Name Daffeh in Verbindung mit seiner Person gebracht, wenn es um die Berichterstattung rein sportlicher Leistungen ging. Umso mehr drängt sich die Frage auf, warum die Polizei einem einzelnen Pressevertreter der Zeitung, die diese eklige Kampagne überhaupt erst gestartet und dabei Menschen vorverurteilt und stigmatisiert hat, einen Exklusivbericht ermöglicht. Und das, obwohl die BILD seit über einem Jahr jeden Beweis für ihre Behauptungen schuldig geblieben ist. Von einer ausgewogenen oder neutralen Berichterstattung kann bei derartigen Vorgängen kaum die Rede sein. So tritt das Medium ein weiteres Mal zugleich als selbstgerechter Ankläger und Richter in dieser Affäre auf. Unabhängig von der hier komplett ignorierten Unschuldsvermutung, spielt es für uns jedoch keine Rolle, ob Bakery bei seiner Flucht aus Gambia im Jahre 2015 17 Jahre alt war, oder doch bereits volljährig. Ein Mensch, der durch die Sahara und über das Mittelmeer flüchtet, tut dies garantiert nicht aus der Absicht heraus, deutsche Behörden zu überlisten und Profifußballer zu werden. Tagtäglich ertrinken Menschen mit ähnlichen Schicksalen wie dem von Bakery oder werden von Grenzbeamten misshandelt und gefoltert. Das ist der wahre Skandal. Wir freuen uns darüber, dass der HSV bislang die Werte vertreten hat, für die unser Verein qua Satzung steht. Wir stehen weiterhin voll und ganz hinter unserem Spieler und Mitbürger Bakery Jatta und fordern die Stadt Hamburg dazu auf, das Gleiche zu tun. Bakery Jatta steht für uns mit seiner Prominenz als Fußballprofi stellvertretend für alle Menschen, die in Hamburg Zuflucht und ein sicheres Leben suchen. Wir fordern die unverzügliche Rückgabe aller von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten Geräte an Bakery Jatta, sowie eine sofortige Einstellung des Ermittlungsverfahrens. Zudem fordern wir den HSV auf, falls bestehend, jede Zusammenarbeit mit der BILD einzustellen“, heißt es dazu in der Stellungnahme aus der aktiven Fan- und Ultraszene des HSV.

Die Gruppe Forza Hamburg hatte nach der Durchsuchung zuletzt Spruchbänder am Volksparkstadion angebracht, auf denen in Richtung der Bild-Zeitung „Eure Hetze zerstört Leben! Noch immer Solidarität mit Baka!“ geschrieben stand. Bereits beim Pokalspiel vor knapp einem Jahr in Chemnitz zeigten die HSV-Ultras von den Castaways ein Spruchband, auf dem „Bakery, no matter what - we got yourback“ zu lesen war und solidarisierten sich so mit Jatta (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 10.07.2020)

Fanfotos Hamburger SV




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