01.12.2004 - VfB Stuttgart

Hausverbot per Halbzeitpost


Der Ärger um die Stadionverbote gegen Fans des VfB Stuttgart, der mit einem Spiel beim SC Freiburg in der vergangenen Saison seinen Anfang nahm, ebbt nicht ab. Auch die diesjährige Austragung der Begegnung stand im Schatten der letztjährigen Vorfälle. Markus Schmalz vom Commando Cannstatt: „Im Vorfeld haben wir uns darauf geeinigt, in Freiburg absolut vorbildlich aufzutreten, gerade wegen der Vorsaison. Und da Spruchbänder verboten waren, haben wir halt 800 T-Shirts anfertigen lassen, um so gegen die Stadionverbote zu protestieren.“

Nur wenige Tage nach dem Spiel erfährt der „1. Vorsänger“ und stellvertretende Vorsitzende des VfB-Anhängverbandes, Thomas Angerbauer, Stadionverbot – ausgesprochen durch den SC Freiburg. „Mir wird vorgeworfen, dass ich einen Fuß über das Geländer gesetzt habe. Das habe ich in den beiden letzten Jahren auch getan, nur hat es niemanden interessiert. Zudem wird als Grund angeführt, dass ich die Spitze eines Zaunes verbogen habe. In der Tat war es so, dass ein anderer Fan die verbogen hat und ich sie nur wieder aufrichten wollte – eben wegen der Vorfälle in der Vorsaison“. Andere Fans, so Angerbauer, benähmen sich schlechter, aber in diesen Fällen schreite die Polizei nicht ein. Inzwischen vermutet man beim Commando Cannstatt eine gezielte Aktion gegen die führenden Köpfe der Gruppe.

Kurios muten auch die Umstände an, unter denen der „2. Anstimmer“, Matthias Vaffai, ein Hausverbot für das Gottlieb-Daimler-Stadion erhielt. Während der Halbzeit des Spiels gegen Benfica Lissabon bekam er durch Zivilpolizisten ein Schreiben in die Hand gedrückt, mit dem ihm die Anwesenheit beim Spiel gegen Hansa Rostock am folgenden Wochenende untersagt wurde. Der Vorwurf: Ein provozierender Aufruf im Gästebuch der Homepage der „Suptras Rostock“. Markus Schmalz: „Es waren sowohl sein Name als auch seine E-Mail-Adresse falsch angegeben. Man hätte zudem einfach nur die IP-Nummer vergleichen müssen, aber es gab direkt das Hausverbot.“ Als Reaktion verließen rund 100 Fans spontan das Stadion, um hinter der Haupttribüne zu protestieren.

Nur einen Tag später wurde nach einem Gespräch mit Thomas Weyhing, der als VfB-Geschäftsführer das Schreiben unterzeichnet hatte, das Hausverbot wieder aufgehoben. Weyhing selbst bestätigt, dass es inzwischen ein Gespräch mit den betroffenen Fans gegeben hat, möchte sich jedoch, nachdem die Stadionverbotsthematik bereits die Schlagzeilen der Stuttgarter Presselandschaft erreicht hat, zu dem Fall auch nicht mehr äußern: „Es wurde festgelegt, dass zu solchen Dingen nichts mehr in der Öffentlichkeit gesagt wird. Wer individuelle Probleme hat, soll sie auch individuell lösen.“

Das folgende Heimspiel gegen Rostock nutzen die Stuttgarter Fans zum erneuten Protest. 15.000 Flugblätter wurden verteilt, um einen Supportboykott über die komplette erste Halbzeit aufrecht zu erhalten. „In der zweiten Halbzeit haben wir den Block beben lassen. Thomas Angerbauer hat sich dann per Mikrofon von allen für ein Jahr verabschiedet. Er wirkte sehr mitgenommen“, beschreibt Schmalz die Situation. (Faszination Fankurve, 01.12.2004)

Fanfotos VfB Stuttgart




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