28.02.2020 - Hertha BSC

Hertha-Ultras äußern sich zu Investor Windhorst


Im Juni 2019 wurde bekannt, dass sich der Unternehmer Lars Windhorst 37,5 Prozent der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA gesichert hat. Im November 2019 erhöhte der Investor seine Anteile sogar noch auf 49,9 Prozent und soll dafür insgesamt 225 Millionen Euro in Hertha BSC investiert haben.

Die Ultras von Hertha BSC haben sich nach dem Einstieg von Windhorst, wie auch beim vorherigen Anteilsverkauf 2014 an KKR, relativ bedeckt gehalten. Doch nach dem Rücktritt von Jürgen Klinsmann via Facebook und der aktuellen Außendarstellung von Hertha BSC sahen sich die Harlekins Berlin nun gezwungen, Stellung zum Investorenthema zu nehmen.

Schon beim Auswärtsspiel in Paderborn zeigte die Gruppe eine Aktion mit einer „Wir wollen Fußball mit Herz und Seele ohne Konzerne und Milliardäre!“-Fahne. Beim Heimspiel gegen Köln präsentierten die Harlekins in der Ostkurve ein Spruchband, auf dem „Der Verein gehört den Fans und Mitglieder - 50+1 bleibt unantastbar!“ geschrieben stand (Faszination Fankurve berichtete).

Anders als der ehemalige Investor KKR tritt Lars Windhorst im Zusammenhang mit Hertha öffentlichkeitswirksamer auf und mischt sich mehr ein. „KKR zahlte Hertha 2014 Geld für 9,7% der Anteile an der KgaA und erhielt 2018 Geld zurück. In sportliche Belange oder andere Themenfelder mischte sich die Finanzheuschrecke von der Wall Street nicht ein. Vermutlich auch bedingt dadurch, dass KKR eines ihrer wenigen 'seriösen' Geschäfte neben unzähligen Spekulationsinvestments als sichere Bank ruhig nebenher wollte laufen lassen. Lars Windhorsts Einstieg unterscheidet sich insofern vom KKR-Deal, als dass die bisher geflossenen Summen (225 Millionen Euro) Hertha BSC als Eigenkapital zur Verfügung stehen. Zurückzahlen muss Hertha diesen dreistelligen Millionenbetrag vorerst nicht“, vergleichen die Hertha-Ultras die beiden bisherigen Investoren.

Nachdem Klinsmann seinen Rücktritt in den sozialen Netzwerken bekannt gab, war es auch Investor Windhorst, der auf der Pressekonferenz von Hertha BSC Rede und Antwort stand. Die Harlekins Berlin kritisieren dieses Auftreten des Investors deutlich: „Es zeigte sich hier ein Bild, welches für uns untragbar ist. Lars Windhorst hat sich in sportliche Belange nicht einzumischen, und er ist für uns keiner der 'Bosse' von Hertha BSC. Diese Rolle, die ihm von den Medien im Nachgang dieser Pressekonferenz bereitwillig angehängt wurde und die ihm, vermutlich im Wunsch Einigkeit und Ruhe auszustrahlen, von den Verantwortlichen bei Hertha BSC leichtfertig vor die Füße geworfen wurde, ist vielleicht aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten logisch, da kein Investor Geld zu verschenken hat. Der Verein Hertha BSC gehört jedoch uns, den Fans und Mitgliedern“, so das Statement der Harlekins weiter.

Die Hertha-Ultras wollen verhindern, dass ihr Verein zu einem Spielzeug eines Superreichen wird. „Um diesem Horrorszenario entgegenzuwirken, sind mehrere Punkte enorm wichtig. Die Verantwortlichen im Verein haben richtig gehandelt, als sie Jürgens Klinsmanns Wunsch nach mehr Kompetenzen widersprachen. Dies muss definitiv auch in Zukunft geschehen! Die Hoheit über sportliche Belange muss beim Verein bleiben, auch wenn der Trainer bei Transfers natürlich ein Mitspracherecht hat. Es gilt nun, die Geschehnisse rund um Hertha BSC aufmerksam im Auge zu behalten.“, so die Erklärung der Harlekins, die auch die hohen Ablösesummen, die Hertha BSC in der Winterpause zahlte, kritisierten.

Weiter gesteht die Ultragruppe ein, dass man die Verkäufe der Anteile von 49,9 Prozent der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA akzeptiert habe. Doch umso wichtiger sei nun der Kampf für den Erhalt der 50+1-Regel, der auch bei Hertha BSC die Stimmenmehrheit des Vereins gegenüber dem Investor sichert: „Die 50+1-Regel ist für uns kein Idealzustand, sie ist die Minimalanforderung, die wir an den modernen Fußball überhaupt noch stellen können. Sie ist unantastbar und unverhandelbar! Dahingehend erwarten wir eine Positionierung der Geschäftsführung von Hertha BSC! Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir die Zeit nicht zurückdrehen können. Das, was auch von uns als „moderner Fußball“ häufig und zurecht kritisiert und abgelehnt wird, ist längst Realität und die Spirale dreht sich auf verschiedenen Ebenen weiter. Bei unserem geliebten Verein hat sie nun einen Quantensprung genommen, der dazu führt, dass uns Fans, als Bewahrer des Ideellen eine noch wichtigere Rolle zukommt, als ohnehin schon. Wir sind uns auch darüber im Klaren, dass wir diesen Zustand durch unsere weitere Aktivität ein Stück weit legitimieren. Diesen Widerspruch gilt es auszuhalten, wenn man als aktiver Fan in diesem ganzen Geschäft seine Hingabe für seine Farben ausleben möchte. Umso mehr ist es allerdings unsere Aufgabe, der Stachel im Hintern all derer zu sein, die daran arbeiten, dass sich diese Spirale immer schneller dreht bis am Ende gar nichts mehr von unserem Sport und unserem Verein übrigbleibt“, so die Stellungnahme der Harlekins Berlin weiter. (Faszination Fankurve, 28.02.2020)

Fanfotos Hertha BSC




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