15.05.2014 - Bayer 04 Leverkusen

„Homos gehen uns am Arsch vorbei“


Die Ultras Leverkusen (UL) äußern sich zum Spruchband gegen Bremen und dem Vorwurf, dass das Spruchband homophob sei. Die Ultras erläutern, dass sie sarkastisch Teile der Werder Fanszene kritisieren wollten, die politische Themen nach Meinung von UL in den Vordergrund stellen würden.

Auf der Webseite der Gruppe heißt es zu dem Spruchband: „Uns liegt es fern Rechenschaft dafür abzulegen, dass wir es kritisch und mit einer Prise Sarkasmus aufgreifen, wenn eine fremde Fanszene die Fußballbühne nur noch für Dinge nutzt, die mit eben jener vom Grundsatz her gar nichts zu tun haben.“ Auf dem Spruchband am Samstag beim Spiel gegen Werder Bremen war zu lesen: „HetrosexUL - Vereinsfarben uninteressant - Hauptsache die Homofahne in der Hand“.

Die Ultras aus Leverkusen verstehen das Spruchband als Kritik am ausgeprägten politischen Engagement der Fans von Werder Bremen. Die UL kritisiert außerdem den DFB, der wegen des Spruchbandes gegen Bayer Leverkusen ermittelt. Die Gruppe wirft dem DFB heuchlerisches Verhalten vor, da dieser den Schriftzug „Kein Fußball den Faschisten“ beim DFB-Training im Millerntor neutralisierte.

Weiter heißt es in der Stellungnahme der Ultras: „Homos gehen uns am Arsch vorbei - Die meisten hätten also sicherlich gedacht, dieser Satz wäre gegen Menschen mit anderer Ausrichtung gerichtet, gemeint wäre aber, dass uns völlig egal ist, wenn jemand anders ist!“ (Faszination Fankurve, 15.05.2014)

Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung der Ultras Leverkusen:

Der Zitronenmann sagt: “Hirn einschalten, es folgt ein Spruchband!”

Diesen Zusatz sollten wir wohl in Zukunft besser zuzüglich jedes satirischen Banners unsererseits präsentieren. Noch einfacher: Denkt ihn euch demnächst einfach dazu und vor allem, handelt danach. Während die meisten dies glücklicherweise schon von selber tun, gibt es scheinbar immer noch einige, denen man eine fehlende Interpretationsfähigkeit vorwerfen muss. Uns war zwar bewusst, dass wir unser Spruchband gegen die übertriebene – mitunter oft politische – Profilneurose der Bremer Ultra-Szene äußerst provokant formuliert haben und dies somit zwangsläufig Diskussionen hervorrufen würde. In welchem Ausmaße aber viele Unwissende ohne weitere Reflexion hier versuchen einen homophoben Strick aus der Sache zu drehen, ist schon abenteuerlich. Uns liegt es fern Rechenschaft dafür abzulegen, dass wir es kritisch und mit einer Prise Sarkasmus aufgreifen, wenn eine fremde Fanszene die Fußballbühne nur noch für Dinge nutzt, die mit eben jener vom Grundsatz her gar nichts zu tun haben. Dennoch möchten wir an dieser Stelle ein paar Worte darüber verlieren, wohlwissend, dass der Großteil den Hintergrund des Banners mittlerweile verstanden hat und die anderen eh lernresistent sind.

Ebenfalls möchten wir auf das heuchlerische Verhalten des DFB eingehen, der wie man liest nun gegen das Spruchband in der Leverkusener Nordkurve ermittelt. Will man sich hiermit vielleicht nur selber aus der Schusslinie nehmen, in der man aufgrund des verdeckten Antifaschismus-Schriftzugs im Millerntorstadion von St. Pauli wohl zurecht steht und vom eigenen Fehlverhalten ablenken? Auch hier gilt, Hirn einschalten! Denn der DFB ermittelt nun de facto gegen ein Spruchband, welches sich gegen politische Profilneurose im Stadion richtet, während man selber einen Anti-Faschismus-Spruch abdecken lässt, weil man politisch neutral sein will? Hä? Mehr Widerspruch geht ja schon nicht mehr!

Zurück nach Leverkusen: Was uns bei der Diskussion rund um besagtes Spruchband immer wieder auffiel war, dass je tiefer die Leute in der Fanszene verwurzelt sind, sprich je besser sie sich mit den Gegebenheiten auskennen, umso besser konnten sie auch die Intention der Aussage einschätzen. So mussten wir im realen Leben außerhalb von Fanforen und Facebook zum Glück nur selten in eine letztlich nicht begründete Homophobie-Diskussion einsteigen. Da hier die meisten den eigentlichen Sinn des Spruchbands, auch aufgrund der Kenntnisse über die Bremer Szene und deren Machenschaften, direkt oder zumindest im zweiten Anlauf verstanden haben, drehte sich die Diskussion hier meist darum, ob man erstens diesen Typen überhaupt soviel Aufmerksamkeit schenken sollte, Stichwort “unnötig”. Dazu muss man wissen, dass die Bremer Antifaschisten-Szene in der Vergangenheit immer wieder auf unterstem politischem Niveau gegen uns und ALLE Bayer 04-Fans geschossen hat und uns allen unterstellt das “antisemitische Erbe der Farbenfabriken” weiter zu tragen, weil wir einen Verein unterstützen, der aus einer Firma emporstieg, die an Naziverbrechen beteiligt gewesen sei. Soviel zum Horizont dieser Kleingeister.

Oder aber, ob ein Spruchband gegen zuviel politische Profilneurose im Stadion nicht auch schon zu politisch ist. DIESEN Diskussionen stellen wir uns zu Recht und gerne, sofern sie sachlich und konstruktiv vorgetragen werden. Was uns ebenfalls aufgefallen war, dass gerade Personen, die selber noch nie etwas für die Fanszene oder unseren Verein getan haben, sehr schnell ins Unsachliche, ja gar Beleidigende abgedriftet sind und somit nie an einer konstruktiven Diskussion interessiert waren, während aktive Leute zwar mitunter auch mal anderer Meinung waren, dies aber immer sachlich und zielgerichtet vorgetragen haben.

Zu guter Letzt wagen wir noch ein Experiment. Da in Foren und auf Social Media-Seiten immer wieder gefordert wird, wir sollten doch im Gegenzug auch mal etwas für Toleranz und Gleichberechtigung machen, tun wir das an dieser Stelle. Aber Achtung, denkt an den Satz von oben… fertig? Dann los: “Homos gehen uns am Arsch vorbei!” Wow, das ist harter Tobak, würde man nun ohne der heute gelernten Lektion vermuten lassen. Doch vielleicht steckt ja doch etwas ganz anderes dahinter. Im Grunde genommen, ist dieser Satz nämlich sogar dreideutig. Einige würden denken, es wäre wieder etwas Homophobes. Doch könnte es nicht auch einfach heißen: “Warum muss man diese Thematik immer wieder künstlich pushen? Lasst doch jeden so leben, wie er es für richtig hält, ohne das man es der Öffentlichkeit immer wieder penetrant servieren muss und somit genau das Gegenteil bewirkt.” Die meisten hätten also sicherlich gedacht, dieser Satz wäre gegen Menschen mit anderer Ausrichtung gerichtet, gemeint wäre aber, dass uns völlig egal ist, wenn jemand anders ist! Lektion gelernt, Thema abgehakt!

Fanfotos Bayer 04 Leverkusen




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