08.11.2011 - Unsere Kurve

IG Unsere Kurve fordert konsequenten Dialog auf Augenhöhe


Die IG unsere Kurve fordert in einer Pressemitteilung einen Dialog auf Augenhöhe mit den Offiziellen von DFB und DFL und kritisert gleichzeitig die Berichterstattung über die letzten Ereignisse. Die ausgelösten Debatte entspreche nach Meinung der IG nicht der Realität.

Faszination Fankurve dokumentiert die vollständige Pressemitteilung der IG:

Die öffentlichkeitswirksamen und intensiv geführten Diskussionen über erfolgversprechende

Maßnahmen zur Bekämpfung von Fangewalt hat in den Reihen der Interessengemeinschaft Unsere

Kurve für Aufregung gesorgt. Das größte bundesweite Fanbündnis, bei dem derzeit 14

Fanorganisationen von der ersten bis zur dritten Liga zusammengeschlossen sind, fordert von allen

Beteiligten in den anstehenden „Runden Tischen“ ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung der

gemeinsamen Gespräche mit den Fans. „Die Ereignisse und Reaktionen verursachen bei uns heftige Bauchschmerzen. Wir distanzieren uns von Gewalt und Diskriminierung“, macht Mathias

Scheurer als Sprecher der Interessengemeinschaft Unsere Kurve, die mehr als 300.000 Fußballfans vertritt, deutlich. „Wir stellen jedoch fest, dass bei der Betrachtung der Vorfälle viel zu wenig differenziert wird und was viel schlimmer ist, zum wiederholten Mal fehlt bei den eilig einberufenen Gesprächsrunden derjenige am Tisch, um den es eigentlich geht – der Fußballfan“, kritisiert Scheurer.

Die IG Unsere Kurve setzt sich seit Jahren für einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Fanvertretern

und Offiziellen ein, beteiligt sich maßgeblich an der Zusammenarbeit mit dem DFB und der DFL.

Das Fazit fällt dennoch ernüchternd aus. „Die Interessen der Fans finden in der Öffentlichkeit kaum

Gehör, der Umgang mit fanrelevanten Themen ist beim DFB haarsträubend“, urteilt Robert Pohl

aus Dresden als Vertreter der Fangemeinschaft Dynamo in der IG Unsere Kurve. „Es ist keine

Überraschung, dass die Initiatoren der Pyro-Kampagne über den Verlauf der Gespräche enttäuscht

sind. Das Muster spiegelt genau die Erfahrungen wieder, die wir in den letzten Jahren sammeln

durften.“ Mit einem Konzept hatten mehr als 50 Ultragruppierungen versucht, im andauernden

Konflikt um Pyrotechnik eine Lösung herbeizuführen. „Anstatt sich mit den Vertretern weiterhin

persönlich an einen Tisch zu setzen, stößt man ihnen vor den Kopf und erklärt die Gespräche per

Pressemitteilung für beendet, ohne auch nur ansatzweise mitzuteilen, wie es nun weitergehen soll.

Diese Strategie des Fußballverbandes muss man nicht verstehen“, so Pohl.

Ebenso verurteilen die Mitglieder der Interessengemeinschaft die offene Absichtserklärung des

DFB, gegenüber Vereinen und Fans neue Kollektivstrafen aussprechen zu wollen. „Diese

Strafenpolitik geht weit am Ziel vorbei, um die negativen Begleiterscheinungen in Zukunft zu

minimieren. Wer Gewalt im Fußball verdrängen will, darf als Verband diese Verantwortung nicht

allein auf die Vereine abwälzen“, sorgt sich Christian Bieberstein vom Supporters Club aus

Hamburg und erwartet einen fairen Umgang sowie eine sachliche Bewertung der Geschehnisse.

„Benehmen sich die Fans daneben, wird von allen Seiten mit der Keule agiert, während

Vorkommisse wie beim Spiel zwischen Hannover 96 und Bayern München, bei denen Fans durch

einen ungerechtfertigten Polizeieinsatz zu Schaden kamen, in keinster Weise hinterfragt werden, bis Gras über die Sache gewachsen ist.“

Im Zuge der Pyro-Diskussion legt Tobias Westerfellhaus von der Fan- und Förderabteilung von

Borussia Dortmund Wert darauf, dass man zwischen dem Einsatz von Pyrotechnik und Gewalt

unterscheiden sollte, „denn der Einsatz von Pyrotechnik hat mit der in den Medien allzu häufig

genannten "Gewalt im Fußball" nichts zu tun, sondern unterstützt lediglich optisch die Kurven. In

diesem Zusammenhang von Gewalt zu sprechen zeugt davon, dass man sich mit der Fanszene

keineswegs auseinander gesetzt hat.“

Die Empörung spiegelt sich ebenso in der Kritik an Repressionen gegenüber friedlichen Fußballfans wieder. Nach Ansicht der IG Unsere Kurve haben diese in den letzten Jahren bereits Ausmaße angenommen, die nicht mehr zu akzeptieren sind. „Das Maß ist in dieser Hinsicht voll“, warnt Bieberstein vor einer weiteren Welle an populistisch geprägten Maßnahmen, die in der

Vergangenheit schon zu keiner Verbesserung geführt haben. Gemeint sind personalisierte Karten,

erhöhte Eintrittspreise durch Sicherheitszulagen oder der komplette Ausschluss von Gästefans.

„Wer mit ernsthafter Absicht noch das Ziel verfolgt, Stehplätze abzuschaffen, zeigt damit deutlich

sein fehlendes Interesse an einer sachlichen und offenen Auseinandersetzung mit den Fans“, glaubt

Bieberstein.

Unter diesen Umständen sehen die Vertreter der IG Unsere Kurve die Gefahr, dass die gerade erst

wieder neu ins Leben gerufene AG Fandialog schon im Ansatz scheitert. „Wir haben fast ein Jahr

auf die konstituierende Sitzung warten müssen und sind mit viel Hoffnung in diese neue Ära

gegangen“, sagt Mathias Scheurer von der Fan- und Förderabteilung von Eintracht Frankfurt.

„Wenn wir in den Medien lesen, dass „runde Tische“ erneut ohne unabhängige Fanvertreter

stattfinden sollen, fehlt uns der Glaube an die ehrliche Bereitschaft für einen gemeinsamen Dialog

auf Augenhöhe.“

Die IG Unsere Kurve steht als größte unabhängige Fanvertretung in Deutschland zu ihrer

Verantwortung und wird den Dialog unter den Fans fördern und ihr Mitspracherecht beim DFB und

der DFL konsequent einfordern. Für die aufgebrachte Anhängerschaft haben die Mitglieder des

Bündnisses trotzdem eine wichtige Botschaft: „Wir rufen alle Fußballfans trotz undifferenzierter

und unsachlicher Öffentlichkeit auf, besonnen und fair zu bleiben, um nicht noch mehr Öl ins

lodernde Feuer zu gießen.“

Unsere Kurve - Interessengemeinschaft der Fanorgansiationen, 7. November 2011

• Interessengemeinschaft der Alemannia Fans und Fan-Clubs „Fan-IG“ e.V. (Aachen)

• Arminia Supporters Club und Schwarz-Weiß-Blaues Dach (Bielefeld)

• BvB Fan- und Förderabteilung (Dortmund)

• Fangemeinschaft Dynamo e.V. (Dresden)

• Supporters Club Düsseldorf 2003 e.V. (Düsseldorf)

• Fan- und Förderabteilung Eintracht Frankfurt e. V. (Frankfurt)

• Schalker Fan-Club Verband e.V. (Gelsenkirchen)

• Abteilung Fördernde Mitglieder / HSV Supporters Club (Hamburg)

• Rote Kurve - 96 Supporters Club (Hannover)

• Supporters Karlsruhe 1986 e.V. (Karlsruhe)

• Fan-Projekt 1. FC Köln 1991 e.V. (Köln)

• FPMG Supporters Club (Mönchengladbach)






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