Innenminister erlaubte verbotene Choreo beim Derby doch noch

In der Curva Nord im Giuseppe-Meazza-Stadion war am Sonntag beim Derby zwischen dem AC Mailand und Inter Mailand doch noch eine Choreografie zu sehen, mit der an einen verstorbenen Varese-Ultrà gedacht wurde. Italiens Innenminister Matteo Salvini soll letztlich dafür gesorgt haben, dass die Kurvenshow erlaubt wurde.

Das vom rechtspopulistischen Politiker der Lega angeführte Innenministerium soll die Choreografie laut italienischen Medienberichten zwei Tage vorm Derby doch noch erlaubt haben. Die Curva Nord machte zuvor öffentlich, dass es von den Inter-Fans keine Derby-Choreografie geben wird, weil diese von der „Gruppo Operativo Sicurezza“, einem Sicherheitsträger aus Polizei, Feuerwerk und Ordnungsdienst verboten worden sein soll. Die Curva Nord bezeichnete die geplante Gedenkchoreografie für Daniele B., genannt „Dede“, als wichtigste Choreografie in der Geschichte der Curva Nord. Die Ultras von Inter Mailand hatten wenig Verständnis für das ursprüngliche Verbot der Choreografie, in dem die Inter-Ultras eine verpasste Gelegenheit der Sicherheitsbehörden sahen, Menschlichkeit zu zeigen.

Ausgerechnet der umstrittene Innenminister Salvini, der als glühender Anhänger vom AC Mailand gilt und Mitte Dezember die Feierlichkeiten zu 50 Jahren Curva Sud besuchte (Faszination Fankurve berichtete), sorgte im Vorfeld des Derbys offenbar dafür, dass die Inter-Ultras in der Nordkurve ihre Gedenkchoreografie zeigen konnten. Kürzlich war Salvini sogar mit einem Schal der Curva Sud und einer Carabinieri-Mütze im San Siro zu sehen.

Der bei Auseinandersetzungen zwischen Inter- und Napoli-Fans Ende Dezember 2018 verstorbene Varese-Fan galt als Führungsmitglied der rechtsgerichteten Ultràgruppe „Blood & Honor“ von Varese Calcio, die eine Fanfreundschaft mit der Curva Nord von Inter Mailand pflegt. Zudem soll er in der rechten Szene organisiert gewesen sein. Ausgangspunkt der Auseinandersetzungen in Mailand soll ein Angriff von Inter-Fans auf einen Kleinbus von Gästefans aus Neapel gewesen sein (Faszination Fankurve berichtete). Als der Kleinbus der Napoli-Fans auf der Via Novara auch mit Gegenständen angegriffen wurde, sollen die Insassen ausgestiegen und dann auch persönlich attackiert worden sein, bevor sie mit ihrem Auto flüchten konnten. Während dieser Auseinandersetzungen soll der verstorbene Fan von einem Auto angefahren und dadurch lebensgefährlich verletzt worden sein. Ein Napoli-Fan steht im Verdacht den Wagen gefahren zu sein (Faszination Fankurve berichtete). Mehrere Napoli-Fans erlitten bei den Vorfällen Stichverletzungen. Sechs Fans von Inter Mailand wurden wegen der Beteiligung und der Organisation des Angriffs auf die Napoli-Fans bereits zu Haftstrafen von bis zu 44 Monaten verurteilt.

​
Die Gedenkchoreografie für Dede war somit am Sonntag tatsächlich in der Curva Nord zu sehen. „Gli amici rimangono per sempre“ (Freunde bleiben für immer) war dabei vorm Mittelrang der Curva Nord zu lesen. Im Zentrum der Kurve wurde dazu ein Bild von Dede neben dem Logo der „Blood & Honor“-Ultràgruppe aus Varese ausgebreitet, die im Nachgang des Todes von Dede ihre Aktivitäten einstellte (Faszination Fankurve berichtete). Aus Papptafeln ergab sich zudem ein „CURVA NORD“-Schriftzug.

Im Nachgang der Choreografie entwickelte sich in Italien eine ähnlich Debatte, wie in Deutschland nach der Gedenkaktion für einen verstorbenen rechten Hooligan beim Chemnitzer FC. Während Inter-Fans ähnlich wie Ultras vom Chemnitzer FC argumentierten, stand dem auch in Italien Unverständnis gegenüber, warum für eine solche Person ein offizielles Gedenken ermöglicht wird.

Auch auf der gegenüberliegenden Curva Sud zeigten die Ultras vom AC Mailand ebenfalls eine Choreografie und zündeten später noch Pyrotechnik:


In der ersten Halbzeit des Derbys, das Inter Mailand mit 3:2 gewann, soll es zudem zu rassistischen Beleidigungen aus der Curva Nord gegen AC Mailand-Spieler Franck Kessié gekommen sein, weshalb dem Verein nun ein Zuschauerausschluss droht. (Faszination Fankurve, 21.03.2019)