20.08.2019 - SSV Jahn Regensburg

Jahn-Fans protestierten mit Präsident gegen Polizeiwillkür


Am vergangenen Sonntag ging die Fanszene des SSV Jahn Regensburg vom Hauptbahnhof in Fürth zum Sportpark Ronhof. Beim letzten Gastspiel in Fürth wurde dies den Jahnfans noch verboten, worauf ein umstrittener Polizeieinsatz folgte. Am Sonntag zogen die Gästefans deswegen hinter einer „Gegen Polizeiwillkür“-Fahne durch Fürth.

Die bereitstehenden Shuttelbusse wurden von den Gästefans nicht genutzt und sich stattdessen für den Fußweg entschieden, wie es viele Fanszenen in Fürth auch machen. Doch beim letzten Gastspiel von Regensburg in Fürth war den Gästefans dies nicht möglich.

Am 06. Oktober 2018 kam es sowohl am Hauptbahnhof in Fürth, als auch hinterm Gästeblock am Ronhof zu umstrittenen Polizeieinsätzen gegen Jahn Regensburg-Fans, bei denen die Polizisten Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzten. Die Situation eskalierte damals, als Jahn-Fans zu Fuß zum Stadion gehen und nicht in die vorgesehenen Shuttlebusse steigen wollten. Nachdem ein Polizist einem Jahn-Ultrà mit dem Schlagstock auf den Kopf geschlagen haben soll, wurde der Jahn-Ultrà laut Angaben der Ultras Regensburg mit einer Schädelprellung, Einblutungen in Hals und Nacken sowie einer leichte Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert. Laut den Ultras berichtete der behandelnde Arzt von einem möglichen Schädelbruch, falls der Schlag zwei Zentimeter weiter oben eingeschlagen wäre. Hinterm Gästeblock des Sportpark Ronhofs soll zudem ein Jahn-Fan von der Polizei bewusstlos geschlagen worden sein (Faszination Fankurve berichtete).

Wegen dieser Vorfälle kam es am Sonntag zu der Protestaktion, an der sich auch der Präsident des SSV Jahn Regensburg, Hans Rothammer beteiligte. Die Regensburger Fanszene traf sich am Sonntag um 08:30 Uhr am Regensburger Hauptbahnhof, von wo aus es um 09:18 Uhr mit dem Bayern-Ticket nach Fürth ging. Vom dortigen Hauptbahnhof ging es dann in einem Fußmarsch zum Gästeblock, an dem sich auch der Vereinspräsident beteiligte.

Gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung erklärte Rothammer, dass er sich an den Innenminister und den Justizminister wandte, nachdem er erfahren hatte, dass Jahn Regensburg-Fans, die nach dem letzten Gastspiel in Fürth Anzeige gegen die Polizei stellten, mit Gegenanzeigen wegen Vortäuschung einer Straftat belegt wurden, während die Ermittlungen gegen die Polizei schnell eingestellt waren. Weiter kündigte Rothammer an, die betroffenen Fans von Vereinsseite aus zu unterstützen, was er am Sonntag mit seiner Teilnahme am Fanmarsch auch symbolisch tat.

Die Regensburger Fanszene hat wegen der Vorfälle im Oktober 2018 mit Repressionen und Geldstrafen zu kämpfen, wie noch nie in der eigenen Geschichte. Zuletzt wurden zahlreiche Solidaritätsaktionen durchgeführt, damit den betroffenen Fans geholfen werden kann. Dabei wurden zwar schon große Summen eingenommen, doch die Gelder reichen trotzdem nicht. Am Sonntag verkaufte die Hans Jakob Tribüne „Gegen Polizeiwillkür“-Schals zum Preis von zehn Euro, womit weitere Gelder generiert und im Gästeblock ein einheitliches Bild abgegeben wurde. „Es gibt bereits einige Härtefälle, bei denen Leute wohl ins Gefängnis gehen müssen, sollten sie ihre hohen Strafen nicht bezahlen können, es gibt Fälle in denen Kredite aufgenommen werden mussten, es gibt viele junge Jahnfans, die kein geregeltes Einkommen besitzen“, fasste die Hans Jakob Tribüne das Problem noch vor Saisonbeginn zusammen, weshalb sich Jahn-Fans zuletzt trafen, um über die Verteilung der Gelder zu beraten.

Von der Fanszene der Spielvereinigung Fürth gab es am Sonntag, wie schon am Tag der Vorfälle selbst, solidarische Gesten in Richtung der Regensburg-Fans. So führten beide Fanszenen nun eine gemeinsame Spruchbandaktion durch, bei der Plakate auf der Nordtribüne und im Gästeblock gemeinsam folgende Botschaft ergaben: „Alle fordern eine lückenlose Aufklärung - Aber die Provokateure in Uniform sind nicht zu identifizieren! Kennzeichnungspflicht für Polizisten!“ Im Gästeblock hing zudem die „Gegen Polizeiwillkür“-Fahne, hinter der die Gästefans zuvor zum Stadion zogen.

Fürther Ultras beteiligten sich beim Spiel gegen Regensburg mit Spruchbändern noch am bundesweiten Aktionsspieltag der Fanszenen Deutschland und forderten mit einem „#TypischKleeblatt - Ein Social-Media-Eigentor jagt das Nächste. Der Weg zu mehr Fanbindung u. Identität führt über die #SpVggFürth!“-Plakat erneut die Rückbenennung des eigenen Vereins in Spielvereinigung Fürth. Die Kleeblätter gewannen das Heimspiel vor 9.665 Zuschauern mit 1:0. Den einzigen Treffer des Spiels erzielte Julian Green in der 74. Minute per Kopf. (Faszination Fankurve, 20.08.2019)

Fanfotos SSV Jahn Regensburg




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