22.12.2011 - TSV Alemannia Aachen

Karlsbande Ultras weisen Vorwürfe zurück


Erstmals nach den Übergriffen auf die Aachen Ultras meldet sich nun die Karlsbande zu Wort und distanziert sich von politischem Extremismus. Außerdem sagt die Gruppe, dass keines ihrer Mitglieder Gewalt gegen ACU-Mitglieder angewendet hat. Auch das Fanprojekt Aachen wird kritisiert.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Karlsbande Ultras:

Stellungnahme der Karlsbande zu den Vorwürfen nach dem Aue Heimspiel

In den vergangen Tagen ist unsere Gruppe von verschiedenen Seiten wiederholt in einem falschen Licht dargestellt worden. Unser Ziel war es nicht, den Sturm der Entrüstung an uns vorbeiziehen zu lassen, sondern wir brauchten etwas Zeit, um in Ruhe die vorgebrachten Beschuldigungen zu beleuchten und mit den uns bekannten Sachverhalten abzugleichen. Um sämtliche Missverständnisse auszuräumen, möchten wir zunächst konkret auf die Vorwürfe gegen uns eingehen, erneut unseren Standpunkt zur Thematik Politik im Stadion erläutern und abschließend eine fundierte und durch Tatsachen unterfütterte Analyse der Arbeit des Sozialpädagogischen Fanprojekts Aachen, sowie der Gruppe Aachen Ultras 1999 vorstellen.

Die Einladung des Sozialpädagogischen Aachener Fanprojektes zur Buchvorstellung des Werkes „Angriff von Rechtsaußen“ durch den Autor Ronny Blaschke nahmen etwa 15 unserer Mitglieder wahr. Obwohl keiner der 15 jemals eine rechtsextreme Veranstaltung besucht hat, geschweige denn Mitglied einer neonazistischen Partei/Vereinigung war, wurde die Gruppe, obwohl bereits vegane Speisen der Organisatoren, sowie Getränke erworben und bezahlt wurden, der Lokalität verwiesen. Der Aufforderung kam man, trotz großer Verwunderung über die Beweggründe des Selbigen, als auch über die Drohkulisse von etwa 30 vermummten jungen Männern direkt an dem Veranstaltungsort, postwendend nach. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass neben uns nur Mitglieder der autonomen linksextremen Antifa und ihrer Gesinnungsgenossen, den Aachen Ultras vor Ort waren, drängt sich uns die Frage auf, zu welchem Zweck die oben genannte Lesung abgehalten werden solle, wurde doch das vermeintliche Zielpublikum ausgeschlossen.

Beim Heimspiel gegen den FC Erzgebirge Aue hat keines unserer Mitglieder irgendeiner Person aus den Reihen der Aachen Ultras Gewalt angetan. Zu akustischen Unmutsäußerungen kam es nur, weil der zu dem Zeitpunkt aus etwa 40 Personen bestehende Pulk der Aachen Ultras damit begann, auf zwei für uns aus der Entfernung nicht zu erkennenden Personen einzuprügeln.

Die Gewaltbereitschaft der Aachen Ultras, die sich hier anscheinend in der Opferrolle positionieren möchten, wurde in den letzten Tagen noch dadurch unterstrichen, dass mehreren Führungspersonen unserer Gruppe sogenannte „Hausbesuche“ (Ein Mensch wird an seinem Wohnort aufgesucht und dort unvorbereitet von einer größeren Personengruppe mit Tritten und Schlägen malträtiert) angedroht wurden.

Sämtliche in der Stellungnahme der Aachen Ultras berichteten Vorkommnisse sind schlichtweg erlogen, verkehrt dargestellt oder uns wird eine nicht vorhandene Beteiligung an selbigen unterstellt.

Wir, die Karlsbande Ultras, distanzieren uns seit dem Tag unserer Gründung von jeglichen politischen Umtrieben. Hierzu verweisen wir auch auf den entsprechenden, bereits vor Monaten publizierten Schriftsatz auf unserer Homepage (http://www.karlsbande.de/?site=ueberuns). Ein kleiner Auszug aus unserem Regelwerk, welches in aller Konsequenz und ohne Ausnahme umgesetzt wird:

Das Verbreiten von nationalsozialistischem oder kommunistischem Gedankengut führt zum Ausschluss aus der Gruppe, dies gilt sowohl am Spieltag, als auch in der Freizeit

Personen die sich politisch aktiv einbringen (Gruppierungen, Demos usw.) dürfen nicht Mitglied der Gruppe werden, bzw. bei Zuwiderhandlung erfolgt der sofortige Ausschluss

Das Tragen von politischer Kleidung ist in unserer Gruppe untersagt und führt beim Verstoß zum sofortigen Ausschluss

Wir tolerieren ebenfalls nicht, dass politische Kleidung in unseren Bussen von anderen Mitreisenden getragen wird

Wir dulden es nicht, dass Leute sich im Schutze unserer Gruppe aufhalten, die unsere geliebte Alemannia als Plattform für ihre politischen Ansichten nutzen

Der Kampf gegen politischen Extremismus beim Fußball kann aus unserer Sicht nur gewonnen werden, indem wir unentschlossene Jugendliche nicht dogmatisch und per se als „Nazis“ oder „Zecken“ stigmatisieren, sondern in einer apolitischen Atmosphäre konsequent daran arbeiten, dass von politischen Äußerungen Abstand genommen wird. Im vollen Bewusstsein der Tatsache, dass jedes Individuum als solches politisch denkt und handelt, haben wir dennoch das Ziel, durch die bewusste Zurücknahme aller, ein harmonisches Miteinander sämtlicher Alemannen, unabhängig von Weltanschauung oder Herkunft zu erwirken. Mit aller Entschiedenheit sprechen wir den Aachen Ultras die Befähigung ab, ein Urteil über die politische Couleur oder über die Handlungsmotive von Einzelpersonen, Gruppierungen und ganzen Fanszenen abgeben zu können.

In diesem Kontext richten wir uns auch an die Redakteure und Journalisten der lokalen Medien. Wir halten es für sehr gefährlich, die Angaben einiger linksradikaler Gruppen oder Bloggern unreflektiert und ohne weitere Prüfung zu übernehmen und somit eine unpolitische Gruppe mit einem Umfeld von mindestens 400 jungen Menschen aller gesellschaftlichen Schichten zu diskreditieren. Die erhobenen Anschuldigungen, insbesondere in Bezug auf den politischen Bereich, entbehren jeglicher Grundlage und sind zudem äußerst gefährlich, da diese unsere Mitglieder massiv diffamieren und unter Umständen lebenslänglich Konsequenzen für deren beruflichen -, sowie privaten Werdegang mit sich ziehen können. Ebenfalls ist es uns schleierhaft, auf Grundlage welcher Information sich Gruppen aus weit entfernten Städten in der Lage sehen, Stellungnahmen zu den Vorfällen abzugeben und darüber hinaus noch Handlungsempfehlungen geben zu können.

Die mangelhafte Fanarbeit in Aachen und die, zum Teil dadurch entstandenen Gräben innerhalb der Fanszene, gehen in unseren Augen auch sehr stark auf die defizitäre Leistung des Fanprojekts Aachen und seiner hauptamtlichen Leiterin zurück. In unserer Wahrnehmung ist sie, teilweise aufgrund von häufigen Urlaubsreisen, auch während der laufenden Saison, nur sehr selten als Ansprechpartnerin präsent und die publizierten Öffnungszeiten des damaligen Fanprojektcontainers wurden, nach unserer Erfahrung, selten eingehalten, sodass es wiederholt dazu kam, dass Jugendliche vor verschlossenen Türen standen. Das durch Mittel von der Stadt Aachen, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Deutschen Fußball Liga finanzierte Fanprojekt beschäftigt weiterhin drei Hilfskräfte auf 400€ Basis (Dies entspricht einem Jahreslohn von knapp 5000€ pro Person). Von den aktuell angestellten sind zwei Mitglieder der Aachen Ultras und keine der drei Personen hat jemals für uns merklich in irgendeiner Form zur sozialpädagogischen Arbeit beigetragen.

Trotz all dieser Mängel haben wir lange nach Kräften versucht, die Arbeit des Fanprojekts zu unterstützen und eine Verbesserung der Situation herbeizuführen. Viele der von der Fanprojekt Leiterin als Vorzeigeprojekt präsentierten Veranstaltungen wurden von uns initiiert, durchgeführt und allen anderen Fällen zumindest maßgeblich unterstützt.

Projekte wie ein regelmäßig stattfindendes Fußballtraining für Jugendliche oder einer karitativen Spendenaktion für Afrika wurden fast ausschließlich von unseren Mitgliedern besucht bzw. beworben. Der Szenetreff nach jedem Heimspiel wurde zunächst von den Aachen Ultras, später dann von uns in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt durchgeführt. Veranstaltungen wie der mehrfach veranstaltete Traditionsabend (einer Diskussionsrunde mit ehemaligen Spielern der Alemannia), dem Maltag für die „Aleminis“ (dem offiziellen Fanclub für Kinder von 0 bis 14 Jahren) wurden von uns geplant und abgehalten. Parallel hierzu entwickelte sich auch auf privater Ebene ein guter Kontakt zur Leiterin des Fanprojekts, sodass es beispielsweise dazu kam, dass sie nach einem Auswärtsspiel auf St. Pauli und zu vielen anderen Gelegenheiten nächtelang mit erwachsenen Männern aus der Hooligan- und Ultraszene feierte. Dies geschah sicherlich und ausschließlich lediglich im Rahmen ihres sozialpädagogischen Auftrags.

Erst vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es zu einem Bruch kam, nachdem die sich verschlimmernden haltlosen Zustände in Bezug auf das Geleistete mehrfach von uns angemahnt wurden, ist zu erklären, dass die Leiterin des Fanprojekts uns, die noch wenige Monate zuvor in verantwortungsvolle Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eingebunden wurden, verleumdet und bar jeglicher Grundlage als politische Extremisten darzustellen versucht. Momentan beobachten wir die Tendenz, lediglich Klientelveranstaltungen für eine kleine politisch unterwanderte Randgruppe zu organisieren (vgl. Ausschluss politisch neutraler Zuschauer von oben genannter Lesung), mit Sorge. Wir wünschen uns von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) eine kontrollierende Instanz, die die bisher doch sehr überschaubare Arbeit des Fanprojekts Aachen kritisch evaluiert.

Ein Hauptgrund für unsere Trennung von den Aachen Ultras war, dass wir es für uns nicht mehr verantworten konnten, als Gruppe mehr und mehr in ein antidemokratisches und linksextremes Spektrum abzurutschen. Für uns ist es traurig zu sehen, wie einige Mitglieder der Aachen Ultras über Alternativen zum demokratischen System schwadronieren und sich mit dem alltäglichen Mitführen von Teleskopschlagstöcken und Pfefferspray für den politischen Kampf rüsten. Unsere Differenzen mit den Aachen Ultras 1999 heute dagegen begründen sich trotz all diesem in erster Linie auf die doch sehr gegensätzlichen Ansichten bezüglich der Schwerpunktsetzung bei der bestmöglichen Unterstützung der Mannschaft und des Aachener Turn- und Sportvereins Alemannia 1900 e.V. . Wir unterstellen keinem der Beteiligten in diesem Punkt böse Absichten, dennoch erachten wir eine Abgrenzung von allen anderen Fans, sowohl räumlich bei Heim- und Auswärtsspielen, als auch in der Art und Weise des akustischen Supports, als nicht förderlich, insbesondere in dieser für den Verein existentiell bedrohlichen Situation.

Einziges und alleiniges Anliegen der Karlsbande ist es, unseren geliebten Verein Alemannia Aachen nach allen Kräften zu unterstützten. Hierzu braucht es insbesondere in diesen für die Alemannia so schicksalhaften Zeiten eine geeinte und lebendige Fanszene. An dieser Stelle möchten wir für die zahlreichen Solidaritätsbekundungen unzähliger Fanclubs und Einzelpersonen danken.

Lasst euch nicht entzweien und politisieren!

Nicht Rot, nicht Braun, nur Schwarz und Gelb sind unsere Farben!

Karlsbande Ultras

Fanfotos TSV Alemannia Aachen




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