17.05.2017 - KSC/Dynamo Dresden

Kein Polizist wurde schwerwiegend verletzt


Anlässlich des Zweitligaspiels von Dynamo Dresden beim Karlsruher SC wurden 15 Polizeibeamte und 21 Ordner verletzt. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte die Polizei Karlsruhe nun, dass keiner der Beamten schwer verletzt oder stationär im Krankenhaus behandelt werden musste.

Bei den 15 verletzten Polizeibeamten handelte es sich demnach durchweg um Knalltraumata, die durch zahlreiche Böller ausgelöst wurden, die von Dynamo Fans geworfen worden sein sollen. Schwindel und Gleichgewichtsstörungen können Symptome eines solchen Knalltraumas sein. Laut aktuellen Informationen des Pressesprechers der Polizei Karlsruhe, Martin Plate, liegen bisher jedoch keinerlei Krankmeldungen von Polizeibeamten wegen der Vorfälle beim Gastspiel von Dynamo Dresden in Karlsruhe vor. Einzelne Beamte hätten sich ärztlich behandeln lassen, seien aber dienstfähig geblieben. Die Verletzungen zogen sich alle der 15 Polizisten laut Polizeiangaben auf dem Fanmarsch oder am Eingangsbereich zum Gästeblock zu.


Die schwerste Verletzung des Spieltags hat sich hingegen ein Polizeibeamter zugezogen, der nach dem Spiel beim Verladen eines Polizeipferdes von dem Tier angegangen und am Kopf verletzt wurde. Dies erklärte Pressesprecher Plate unserer Redaktion. An diesem Vorfall war kein Fußballfan beteiligt.

Neben den 15 Polizisten haben sich auch 21 Ordner als verletzt gemeldet. Wie bei den Polizisten kam es auch bei eingesetzten Ordnern zu Knalltraumata. Hinzu kamen bei Mitarbeitern des Ordnungsdienstes Prellungen und Schürfwunden, die aus dem Gedränge und einem Blocksturm resultieren sollen. Verletzungen wegen des von Polizisten eingesetzten Pfeffersprays sollen auch unter der Auflistung der 21 verletzten Ordner sein. Laut Polizeiangaben gab es bei den Ordnern ebenfalls keine schwerwiegenden Verletzungen.

Die Polizei Karlsruhe wertet den Polizeieinsatz beim Heimspiel des KSC gegen Dynamo Dresden als Erfolg, ohne die Verletzungen relativieren zu wollen, da beide Fanlager Märsche organisierten, dabei polizeilich strikt voneinander getrennt wurden und es zu keinem Aufeinandertreffen beider Fanlager sowie keinen Schwerverletzten kam. Die KSC-Fans marschierten mit 700 Leuten zum Stadion, bei Dynamo sollen es circa 1.500 Fans im einheitlichen Militäroutfit gewesen sein.

Die Polizei Karlsruhe erklärte gegenüber unserer Redaktion, dass wegen der Vorfälle am Sonntag eine mehrköpfige Ermittlungsgruppe bei der Polizei eingerichtet wurde, in der nun Ermittlungsergebnisse zusammengetragen und Videomaterial ausgewertet wird.

Während der Auftritt der Dynamo Dresden Fans deutschlandweit eine hitzige Debatte auslöste, sieht man die Vorfälle bei der Polizei Karlsruhe sachlich. Die Schilderungen der Polizei Karlsruhe machen deutlich, dass die Forderungen von Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU), der sich für die Einführung personalisierter Tickets aussprach oder von Martin Kind von Hannover 96, der die Abschaffung von Stehplätzen in die Debatte einbrachte, ins Leere laufen. Die Verletzungen durch Böller, die außerhalb des Stadions gezündet wurden, hätten sich dadurch wohl nicht verhindern lassen.


Es gab in der deutschen Fanszene eine Zeit, in der die Verwendung von Böllern weitestgehend unterbunden wurde. Dies gelang nicht den Vereinen, Verbänden oder der Polizei, sondern den Ultràgruppen, die sich in der „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“ Kampagne organisierten. Als 2011 mit dem DFB über die Legalisierung von Pyrotechnik gesprochen wurde, leisteten die beteiligten Ultràgruppen aktiv Aufklärungsarbeit, legten sich beim Thema Pyrotechnik eigene Regeln auf und sprachen sich gegen die Verwendung von Böllern aus, was weitestgehend auch funktionierte. Federführend mit dabei waren damals auch die Ultras Dynamo, die sich in der „Pyrotechnik legalisieren“-Kampagne stark engagierten und sich 2011 öffentlich von Böllerwürfen distanzierten (Faszination Fankurve berichtete). Nach Abbruch der Gespräche durch den DFB, der ein Rechtsgutachten zum Thema veröffentlichte, ist in den letzten Jahren wieder ein vermehrter Einsatz von Böllern zu beobachten. Auch Pyrotechnik wird seitdem eher mehr als weniger eingesetzt.

Bei der Polizei Karlsruhe gibt es zudem die Einschätzung, dass die Szenen vor dem Gästeblock darauf zurückzuführen sind, dass Dynamo-Fans ohne Eintrittskarte und/oder mit Pyrotechnik unkontrolliert ins Stadion wollten. Ohne die Strafe des DFB-Sportgerichts wären mindestens doppelt so viele Dynamo-Fans nach Karlsruhe gereist, die sich kurzfristig um die Fahrt nach Baden bringen ließen oder eben ohne Ticket nach Karlsruhe fuhren.

Zu dem militärischen Auftreten inklusive der „Krieg dem DFB“-Rhetorik bleibt zu sagen, dass sich der Konflikt zwischen aktiven Fanszenen bzw. den Ultràgruppen aktuell deutschlandweit zuspitzt, nicht nur in Dresden, auch wenn Dresden hier eine Vorreiterrolle belegt. Das Strafensystem der DFB-Sportgerichtsbarkeit wegen angeblicher Fanvergehen gerät in den Fankurven zunehmend in die Kritik. Der Ausschluss tausender Fußballfans, wie durch die sehr kurzfristige DFB-Strafe zuletzt in Karlsruhe, findet seinen Ausdruck dann schon Mal in martialischen Begriffen, wie „Krieg dem DFB“. Eine Sprache, die Personen außerhalb der Fankurven fremd wirken dürfte, dort aber schon seit Jahrzehnten zum Umgangston gehört. So zeigten Ultras des Karlsruher SC beispielsweise, ebenfalls im Wildparkstadion, in der Saison 2007/2008 beim Derby gegen Stuttgart ein Spruchband mit der Aufschrift „Es ist wie Krieg“, wie das Wort „wie“ durchgestrichen war. (Faszination Fankurve, 17.05.2017)