23.07.2021 - TSV1860/Cottbus/SVS

Kein organisierter Support bei 1860, Cottbus & Sandhausen


Vorm heutigen Saisonstart in der 2. Bundesliga, der 3. Liga und in der Regionalliga haben weitere Fan- und Ultraszenen bekannt gegeben, dass es an ihrem jeweiligen Standort vorerst keinen organisierten Support geben wird. Zu Wort meldeten sich die Münchner Löwen, die Szene 1916 und die Fanszene Energie Cottbus.

„Am Samstag beginnt die Saison für unsere Löwen. Da nun auch im Grünwalder Stadion wieder Zuschauer zugelassen werden, möchten wir Euch über unser weiteres Vorgehen informieren: Bis auf Weiteres wird es keinen organisierten Support bei den Spielen der Münchner Löwen unter den aktuellen Rahmenbedingungen geben. Wir können und wollen unsere Fankultur unter den aktuellen Bedingungen nicht ausleben. Deswegen weisen wir euch darauf hin, dass die Zaunfahnenplätze in den Blöcken G und H frei bleiben werden. Selbstverständlich beurteilen wir die Situation immer wieder neu, und werden euch über unsere weiteren Schritte bei eventuellen Lockerungen der behördlichen Maßnahmen informieren. Jeder Löwenfan im Stadion ist trotz allem dazu angehalten die Mannschaft lautstark zu unterstützen“, teilte der Ultra-Dachverband Münchner Löwen im Vorfeld des morgigen Heimspiels vom TSV 1860 München gegen die Würzburger Kickers mit.


Die Szene 1916 erklärte vorm Heimspiel des SV Sandhausen am Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf: „Seit Beginn der Pandemie ist es das erste Heimspiel mit Stehplätzen. In Verbindung mit der 3G-Regelung sicherlich ein positiver Schritt in Richtung zurückkehrender Normalität. Allerdings gilt dies nicht für Gästefans, die für unser Verständnis eines normalen Stadionalltags elementar sind. Vor allem die Begründung der Nichtzulassung von Gästefans an den ersten beiden Spieltagen stößt uns übel auf. Das Verbot ist nicht etwa auf eine potentielle Maßnahme zur Eindämmung des Infektionsgeschehens, sondern auf die Vermeidung von zu großem Aufwand für die Vereine zurückzuführen. Wer seit 16 Monaten darauf wartet, endlich wieder regelmäßig seinen Verein unterstützen zu können, kommt bei einer solchen Begründung nicht mehr aus dem Kopfschütteln heraus. Dieser zeitliche Engpass für Vereine resultiert vor allem aus der Terminierung der entsprechenden DFL-Mitgliederversammlung lediglich neun Tage vor Saisonbeginn. Das unterstreicht die geringe Bedeutung, die aktiven Fans beigemessen wird. Auch die ab dem dritten Spieltag geplante Auslastung des Gästekontingents von 5% der zugelassenen Zuschauer empfinden wir als unsinnig, da bei Einhaltung der 3G-Regelung kein wesentlicher Unterschied zwischen Heim- und Gästefans auszumachen ist. Deshalb möchten wir euch auf diesem Weg darüber informieren, dass wir am Sonntag keinen Support organisieren werden. Selbstverständlich sehnen wir uns danach, so bald wie möglich wieder unsere Mannschaft nach vorne zu treiben. Deshalb beobachten wir die Entwicklung der Handhabung mit Gästefans genau und beurteilen die Situation fortlaufend.“

Der FC Energie Cottbus startet ebenfalls am Sonntag in die neue Saison, doch auch im Stadion der Freundschaft wird es in der Regionalliga Nordost vorerst keinen organisierten Support geben: „‘Alle oder keiner‘ - Angesichts des Zuschauerschnitts der vergangenen Spielzeiten im Stadion der Freundschaft könnten wir diesem Credo mit einem klaren „Alle“ gegenübertreten. Doch sollte man der Sehnsucht nachgeben und ins Stadion einziehen oder doch lieber die moralischen Aspekte in den Vordergrund stellen und die Sache rationaler betrachten? Es fängt bei der Personalisierung beim Kauf von Tickets an. Ein altes leidiges Thema, dem man sich deutschlandweit seit Jahren entgegenstellt und dem man nun wieder eine neue Chance zur Etablierung ermöglicht. Weiter geht es auf der Nordwand beziehungsweise im gesamten Stadion mit der Einhaltung von Abständen. Es fällt uns schwer sich vorzustellen, als Kollektiv auftreten zu wollen, aber wie in einem löchrigen Käse platziert zu werden. Während Atmosphäre, Emotionen, zwischenmenschliches Miteinander unterdrückt werden, verleiht es dem Ganzen einen Eventcharakter, der mit dem eigentlichen Volkssport Fußball in keiner Weise etwas zu tun hat. Schlussendlich, um nur mal ein paar schwerwiegende Argumente offenzulegen, ist die Frage nach den Gästefans nicht ansatzweise durchsichtig. Genauso wie zu einem Fußballspiel zwei Mannschaften gehören, die um den Sieg kämpfen, gilt dies auch auf den Rängen mit zwei Fanlagern und dafür müssen die Möglichkeiten klar definiert und gegeben sein. Alles in allem sehen wir die aktuellen Gegebenheiten nicht als zielführend an, um unseren Ansprüchen im Stadion gerecht zu werden. Der aktuell angepriesene Weg zur sogenannten Normalität findet über Restriktionen statt, wodurch ein dauerhafter Charakter hin zur „neuen Normalität“ geebnet wird, den wir entschieden ablehnen. Es ist und bleibt legitim und gut den Verein mit dem Stadionbesuch finanziell und die Mannschaft akustisch zu unterstützen, jedoch wird die organisierte Ultraszene nicht mit den gewohnten Stilmitteln als Kollektiv auftreten. Wir werden die Entwicklungen, die maßgeblich von politischen Entscheidungen abhängen und denen unser Verein gezwungenermaßen ausgesetzt ist, weiterhin kritisch beobachten und unsere nächsten Schritte stets abwägen. Auf in die neue Saison - immer vorwärts Energie!“, so das Statement der Fanszene Energie Cottbus. Von der Gruppe Ultima Raka aus Cottbus heißt es hingegen: „Nach einer erneut trostlosen Saison mit quälendendem Stillstand lechzt das Fan-Herz schon lange nach der Rückkehr ins Stadion. Die Vorzeichen stehen besser als es zumindest vor einigen Monaten noch zu erwarten war: die Vorbereitung verlief vielversprechend und auch jenseits des Rasens wurden viele Hebel in Bewegung gesetzt, um unseren Verein hoffentlich bald wieder in ruhigeres Fahrwasser führen zu können. Da ist die Freude umso größer, dass uns das SdF nach über 9 Monaten nun endlich wieder zu einem Pflichtspiel erwartet. Sicherlich wird längst nicht alles beim Alten sein. So müssen wir euch schweren Herzens mitteilen, dass der Conti pandemiebedingt bis auf Weiteres geschlossen bleiben muss. Auch das Stadionerlebnis wird ein anderes sein. Nach Absprache wird es keinen gewohnten, organisierten Support geben. Im Stimmungskern Schulter an Schulter zu stehen wäre wohl ohnehin kaum im Sinne eines Hygiene-Konzepts gewesen, welches uns nun mit 8.000 Zuschauern immerhin eine Kulisse jenseits des gewohnten Regionalliga-Alltags gewährt. Sehen wir es positiv: Auch ohne Fahnen und Trommeln wird uns nichts daran hindern, unsere Mannschaft lautstark zu unterstützen und zum Sieg zu treiben. Darüber hinaus ist frische Stadionluft trotz aktueller Umstände immer noch um ein Vielfaches erstrebenswerter als der Blick in die heimische Röhre. Obendrein kann heutzutage nicht oft genug erwähnt werden, dass jeder Zuschauer einen wichtigen Teil zur finanziellen Gesundung unseres Vereins beiträgt. In diesem Sinne wünschen wir uns allen eine erfolgreiche Saison und hoffen auf euer zahlreiches Erscheinen. Immer vorwärts Energie- wir sehen uns in Block I!“ (Faszination Fankurve, 23.07.2021)