06.12.2018 - VfB Oldenburg

Konflikt wegen Übergriff & Plakaten gegen die AfD


Der „VfB für Alle e.V.“ hat sich ausführlich zur aktuellen Situation beim VfB Oldenburg zu Wort gemeldet, wo zuletzt ein gegen die AfD gerichtetes Plakat vom Sicherheitsbeauftragten entfernt worden und es zu einem tätlichen Angriff sowie Rufen gegen antirassistische VfB-Fans gekommen sein soll. Heute reagierte auch der VfB Oldenburg auf die Vorwürfe.


Am 27. und 28. Oktober 2018 fand in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg der Landesparteitag der niedersächsischen Alternative für Deutschland (AfD) statt. Innerhalb der Fanszene vom VfB Oldenburg gibt es einen seit Jahren bestehenden antirassistischen Grundkonsens sowie Ultras und weitere aktive Fans, die sich aktiv gegen verschiedenste Formen von Diskriminierung positionierten. Die Zusammenarbeit mit dem VfB Oldenburg soll bei entsprechenden Themen in der Vergangenheit gut funktioniert haben, doch dies habe sich laut Einschätzung von „VfB für alle“ geändert.

Der Zusammenschluss aus Oldenburg-Fans, die sich gegen Diskriminierung positionieren und 2015 vom DFB mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet wurden, werfen dem VfB Oldenburg vor, beim Heimspiel im Vorfeld des Parteitags in Person des Sicherheitsbeauftragten Spruchbänder von VfB-Fans entfernt zu haben, die sich gegen die AfD richteten. „Im Oktober diesen Jahres folgte der vorläufige Tiefpunkt. Weitestgehend nichtsahnend, dass sich die Situation im Umfeld des VfB Oldenburg später noch verschärfen würde, fragten wir beim Vorstand an, ob sich der VfB vorstellen könne, einen breiten zivilgesellschaftlichen Protestaufruf gegen den Landesparteitag der AfD in Oldenburg zu unterstützen. Dies wurde abgelehnt, weil in der Satzung des Vereins festgehalten ist, dass der VfB politisch und konfessionell neutral sei. Das mag zwar richtig sein, denn der VfB Oldenburg ist als Verein überparteilich. Dies heißt jedoch nicht, dass er somit auch wertneutral ist. Wir hätten uns an dem Wochenende, an dem der Parteitag stattfand, zumindest eine Positionierung für Menschenrechte und gegen rechte Hetze gewünscht, wie es viele andere Vereine und Institutionen in Oldenburg gemacht haben. Dies blieb leider aus und es kam noch schlimmer. Während verschiedene Fangruppen sich beim Heimspiel deutlich durch Spruchbänder gegen eine Partei positionierten, die offenkundig den Schulterschluss mit extrem Rechten sucht und die Grenzen des Sagbaren nach rechts verschiebt, nahm sich der Sicherheitsbeauftragte das Recht heraus, die Plakate eigenständig zu entfernen, was ihm zum Teil auch gelang. Am nächsten Tag erfolgte eine schriftliche Mitteilung durch den Vorstand, Geschäftsführung und dem Sicherheitsbeauftragten (wohl gemerkt ohne dies mit dem Fanbeauftragten zu besprechen), dass in Zukunft schriftliche Äußerungen nicht mehr zugelassen werden. Banner, Spruchbänder und Choreographien, die über die Selbstdarstellung der Fangruppen hinausgehen, müssten zukünftig beim Verein angemeldet werden. Nicht angemeldete Banner/Choreografien werden zukünftig entfernt. Zudem wurde mitgeteilt, dass der Block A (Supportblock der Ultras) mit sofortiger Wirkung geschlossen werde. Hier muss der Richtigkeit halber darauf hingewiesen werden, die Schließung aber unterschiedliche Gründe hatte)“, heißt es dazu in der Stellungnahme von „VfB für Alle“. Auf der Webseite von „VfB für Alle“ wurde zudem eine Solidaritätserklärung veröffentlicht, in der der Umgang des VfB Oldenburgs mit den gegen die AfD gerichteten Plakate von zivilgesellschaftlichen Gruppen, Vereinen und Einzelpersonen kritisiert wird.


Heute hat der VfB Oldenburg auf die geäußerten Vorwürfe mit einer eigenen Stellungnahme reagiert. Darin wird die Entfernung der Spruchbänder begründet: „Der VfB Oldenburg verbietet das Zeigen und Aufhängen von Bannern/Transparenten, auf denen Personen und/oder demokratische Gruppen/Parteien konkret beleidigt oder diskreditiert werden. Doch genau das war der Fall. Die gezeigten Bannerinhalte, wie 'Fuck AFD' oder 'AFD weggrätschen', sind beleidigend oder im zweiten Fall ein klarer Aufruf zur Gewalt. Diese Inhalte sind mit dem Selbstverständnis eines Sportvereins, der sich als politisch und konfessionell neutral versteht, nicht vereinbar. Tatsächlich besteht kein generelles Verbot von Bannern/Transparenten. Selbstverständlich können auch weiterhin Banner/Transparente gezeigt werden, allerdings sollen die Inhalte im Vorfeld dem Verein/Sicherheitsbeauftragten mitgeteilt werden. Das ist keine neue, sondern eine bewährte Praxis.“ Auch beim Thema Schließung von Block A, dem Supporters Block der Oldenburger Ultràszene widerspricht der VfB Oldenburg. Dieser sei nicht geschlossen worden, jedoch seien die Ticketpreise wieder angehoben worden, nachdem die Oldenburger Fanszene dort zwischenzeitlich den Support einstellte (Faszination Fankurve berichtete).

Auch Vorfälle beim Auswärtsspiel des VfB Oldenburg beim SSV Jeddeloh II sorgten zuletzt für Aufregung im Oldenburger Fanlager. In den vergangenen Jahren waren die antirassistisch engagierten Ultràgruppen Commando Donnerschwee und Entourage führend in der Fanszene des VfB Oldenburg. Im Jahr 2017 gründete sich mit „Suburban“ eine neue Gruppierung in Oldenburg, die gemeinsam mit den schon länger bestehenden „Ammerländer Jungs“ auftreten und zuletzt Zulauf bekommen haben soll. Der Verein „VfB für Alle“ erklärte zu den Vorfällen in Jeddeloh im Hinblick auf diese beiden Gruppen: „Aus besagter Personengruppe heraus wurden sexistische, homophobe und antiziganistische Gesänge getätigt. Außerdem ist eine Person aus dem Umfeld dieser Gruppe gegen eine Frau mit Regenbogenfahne körperlich tätlich geworden. Im Nachgang zu dem Spiel erschienen Mitglieder beider Gruppen beim Fanprojekt, was von einigen Fans als Bedrohungsszenario aufgefasst wurde, zumal eine Person zwischenzeitlich von 'Zecken klatschen' sprach. Bei der Verabschiedung soll außerdem ein 'Hitlergruß' gezeigt worden sein. Dieses Verhalten steht aus unserer Sicht dem antirassistischen und menschenrechtsorientierten Konsens der Oldenburger Fanszene gegenüber und ist beschämend, sowohl für die Fanszene als auch für den VfB Oldenburg. Leider wurden die Vorkommnisse von den Vereinsverantwortlichen im Nachgang nur bedingt zur Kenntnis genommen und weitestgehend ignoriert.“ Gleichzeitig betont „VfB für Alle“, dass es sich bei besagten Gruppen „nicht um extrem rechte Gruppen“ handle, man die Gruppierungen dennoch als „rechtsoffen“ einstufe, während sich die Gruppen selbst als „normale Fußballfans“ sehen sollen. „VfB für Alle“ vermisst von beiden Gruppen eine Distanzierung von den Vorfällen in Jeddeloh. Beim VfB Oldenburg sieht man die Gruppen „Suburban“ und „Ammerländer Jungs“ hingegen nicht als rechtsoffen an. „Es wird der Vorwurf erhoben, dass es sich bei den Fangruppieren 'Ammerländer Jungs' und 'Suburban' um rechtsoffene Gruppen handelt. Dem VfB Oldenburg ist bekannt, dass ehemalige Mitglieder der Gruppierung 'CD01' heute bei den 'Suburban' aktiv sind. Um auch hier die kolportierten Vorwürfe zu verifizieren, hat der VfB Oldenburg dieses Thema aufgegriffen und ebenfalls den Kontakt zu den szenekundigen Beamten der Polizei gesucht. Auch in diesem Fall wurde der Vorwurf 'rechtsoffen' durch die Polizei nicht bestätigt“, teilte der Verein dazu heute mit, der sich rechtliche Schritte gegen „VfB für Alle“ vorbehalten will.


Beim Heimspiel nach den Vorfällen in Jeddeloh zeigten antirassistische VfB-Fans zuletzt eine Blockfahne im Regenbogenmuster und Spruchbänder zum Thema, um sich mit den betroffenen Fans zu solidarisieren. Der VfB Oldenburg erklärte hingegen, dass man zu den Vorfällen in Jeddeloh keine Erkenntnisse habe. Weiter Streitpunkte zwischen „VfB für Alle e.V.“ und dem VfB Oldenburg sind eine Regenbogen, die Marschwegstadion zuletzt nicht mehr zu sehen war und ein Informationstafel über rechte Modemarken, die im Oldenburger Stadion verboten sind, die zuletzt aktualisiert werden sollte. (Faszination Fankurve, 06.12.2018)

Hier geht es zur ausführlichen Stellungnahme von „VfB für Alle e.V.“ zum Thema.
Hier geht es zur Stellungnahme des VfB Oldenburgs zum Thema.
Hier geht es zur Solidaritätsbekundung zum Thema.

Fanfotos VfB Oldenburg




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