Kurvenrat Leverkusen fordert Verlegung von Pokalfinale

Das diesjährige DFB-Pokalfinale zwischen dem FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen wird am 04. Juli 2020 im Berliner Olympiastadion als Geisterspiel ausgetragen. Für Bayer Leverkusen ist es das erste Pokalfinale seit elf Jahren. Bayer 04-Fans fordern nun eine Verlegung der Partie.

Der Kurvenrat Leverkusen hat nach der Final-Qualifikation der Werkself Stellung genommen und eine Lösung mit der Öffnung des Berliner Olympiastadions beim Pokalfinale für eine geringe Anzahl an Fans abgelehnt: „Wir freuen uns für unsere Jungs auf dem Rasen, die dieses Endspiel absolut verdient haben. Wir gönnen Ihnen von Herzen, ein Finale zu spielen. Aber mehr als diese Freude will bei uns allen einfach nicht aufkommen. Der Schmerz, wahrscheinlich nicht dabei sein zu können, überwiegt bei weitem, unser Schwarz-Rotes Herz blutet. Was tun in dieser Situation? Sich über die Worte Rudi Völlers und anderer Offizieller freuen, die sich dafür aussprechen, wenigstens einer kleinen Zuschauerzahl die Chance zu geben dabeizusein? Wir freuen uns tatsächlich über diese Worte, dass man uns zumindest hier in Leverkusen nicht total vergisst. Es ist dennoch keine Option für uns. Auch mit beispielsweise 1.000 oder 2.000 Fans pro Team unter Einhaltung der Abstandsregeln und mit Maske ist ein Finale nicht das, was ein Finale sein sollte. Dazu würde eine verringerte Zuschauerzahl ein weiteres Problem aufwerfen, bei dem nicht nur wir uns fragen, wie man das gerecht lösen könnte. Nämlich die Frage, wer überhaupt ein Anrecht auf das reduzierte Kartenkontingent hätte. Jahreskarteninhaber? Auswärtsfahrer? Vips? Sponsoren? Altgediente Kämpen, die schon die Titel 88 und 93 erlebt haben, aber heute nicht mehr jedes Spiel mitnehmen können? Jungspunde, die jedes Spiel sehen, aber das Pech haben so jung zu sein, dass sie erst seit zwei Jahren zum Bayer gehen? Wir sehen keine gerechte Lösung für eine solche Frage. Schon 2009 war es enorm schwer alle Kartenwünsche zu bedienen, viele Fans sind auf der Strecke geblieben. Das wäre 2020 weitaus schlimmer, den Spalt, den so etwas zwischen Fans treiben könnte, weil die einen dabei sein könnten und die anderen nicht, könnte man wohl kaum schnell schließen. Ist eine Verlosung die Lösung? Jeder hat die gleiche Chance, natürlich. Aber ist es am Ende das, was alle glücklich macht? Wohl kaum“, heißt es dazu in der Stellungnahme des Kurvenrats Leverkusen.

Ein Bayer Leverkusen-Fan startete eine Online-Petition, die eine Verlegung des deutschen Pokalfinals forderte, bis wieder Zuschauer in den Stadien erlaubt sind (Faszination Fankurve berichtete). Da sich sowohl Leverkusen, als auch der FC Bayern in der Liga für Europa qualifizieren werden, ist die Nominierung der Europapokalteilnehmer kein Hinderungsgrund für eine Verlegung des Finals. Vorbild könnte das spanische Pokalfinale zwischen Athletic Bilbao und Real Sociedad sein. Beide baskischen Vereine wollen kein Finale ohne Zuschauer und haben deswegen einen Antrag auf Verlegung gestellt, bis wieder vor vollen Rängen gespielt werden kann (Faszination Fankurve berichtete). Diesem Antrag wurde mittlerweile zugestimmt.

Der Kurvenrat Leverkusen fordert nun den eigenen Verein, den FC Bayern und den DFB auf, ebenfalls eine solche Lösung für Deutschland anzustreben: „Das spanische Pokalfinale musste verschoben werden. Die beiden Finalisten, Real Sociedad San Sebastian und Athletic Bilbao, haben beim spanischen Verband angefragt, das Pokalfinale so lange zu verschieben, bis es möglich ist, dass wieder Zuschauer zugelassen werden. Natürlich ist auch das schwer, weil niemand sagen kann, ob und wann das der Fall sein wird. Weil niemand sagen kann, ob das vor Beginn der neuen Europapokalsaison der Fall sein kann. August? September? Womöglich erst im kommenden Jahr? Der spanische Verband hat noch nicht entschieden. Aber was spricht tatsächlich gegen diese Lösung? Außer der zeitlichen Komponente nichts. Gegen eine Austragung des Finals zum jetzigen Zeitpunkt, in Deutschland geplant am 4.7. spricht jedoch sehr viel. Aus unserer Sicht alles. Spieler und Fans beider Mannschaften werden um ein Erlebnis betrogen, welches sie in ihrer Karriere nicht allzuoft erleben werden. Auch der neutrale Fan im Stadion, der Zuschauer am Bildschirm daheim wird um ein Highlight gebracht. Ein Spiel ohne Fans ist schon jetzt schwer zu ertragen. Schon jetzt zeigt man dem Fan im Stadion damit, wie unwichtig er letztlich ist. Das große Geld wird woanders verdient. Ein Finale ohne Fans wäre dafür eine weitere Bestätigung. Ein Finale ohne Fans wäre ein Spiel, dem ein würdiger Rahmen fehlt. Den kann man auch nicht durch Public Viewing schaffen, wenn Zuschauer im Stadion nicht sinnvoll sind, dann sind es Menschenansammlungen an anderen Orten auch nicht. Stellen wir uns nur mal vor, wir gewinnen den Pott tatsächlich. Wie feiert dann die Mannschaft? Wie wir Fans die Mannschaft und mit der Mannschaft? Auch das wäre nicht möglich, nicht sinnvoll, nicht nur für ein Finale, erst Recht für einen Titel wäre der Rahmen absolut unwürdig. Den Ball rollen zu lassen, nur damit er rollt, ist für uns keine Option. Wir fordern daher die Verantwortlichen von Bayer04 Leverkusen auf, Kontakt zum FC Bayern aufzunehmen, Kontakt zum DFB aufzunehmen und hier gemeinsam nach einer möglichen Option zu suchen, um das Spiel zu verschieben, um die Interessen der Fans zu berücksichtigen. Was in Spanien geschieht, das ist vorbildlich. Warum sollte das nicht auch hier möglich sein, dass Rivalen der Fans wegen gemeinsame Sache machen und ihre Argumente in die Waagschale werfen?“, so das Statement vom Kurvenrat Leverkusen weiter. Außerdem werden die Fans von Bayer Leverkusen aufgerufen, ihre Meinung zu einer Verlegung des Finals an den DFB und den eigenen Verein zu kommunizieren, um so Druck zu erzeugen. (Faszination Fankurve, 12.06.2020)
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