20.07.2011 - Eintracht Frankfurt

„Liste der Selbstverständlichkeiten“ für Fans


Nach diversen Vorfällen (unter anderem der Platzsturm beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln) in der vergangenen Saison hat Zweitligist Eintracht Frankfurt eine „Liste der Selbstverständlichkeiten“ veröffentlicht. Darin handelt es sich um Forderungen an die Fanszene.

Faszination Fankurve dokumentiert die gesamte Mitteilung der Eintracht Frankfurt Fußball AG:

Das Verhalten eines Teils der traditionsreichen Fanszene von Eintracht Frankfurt gab in den vergangenen Monaten seit längerem Anlass zur Sorge. Die Grenzen des Rechts sind klarer und häufiger überschritten worden als in den vielen Jahren zuvor, von den Grenzen des guten Geschmacks ganz zu schweigen.

Der negative Trend gipfelte insbesondere in den Vorfällen rund um die letzten Spiele der vergangenen Rückrunde und fand seinen Höhepunkt in den Szenen, die sich am 07. Mai nach dem Heimspiel gegen Köln zutrugen.

Die Aufarbeitung des Zurückliegenden ist noch lange nicht abgeschlossen. Bisher sind über 50 polizeiliche Ermittlungsverfahren anhängig. In mindestens noch einmal derselben Anzahl dürfte mit weiteren Ermittlungsverfahren gerechnet werden. Hinzu kommen zahlreiche Ordnungswidrigkeiten- bzw. Bußgeldverfahren für das Betreten des Innenraums unmittelbar nach dem Ende des Spiels gegen Köln.

Auf dem Spiel steht nicht weniger als der Ruf von Eintracht Frankfurt und der Ruf der gesamten Fanszene. Die Schäden sind zum Teil schon spürbar. Wirtschaftlich, atmosphärisch und imagemäßig und letztlich auch sportlich, da Eintracht Frankfurt nicht nur beim ersten Heimspiel sicher mehr als 14.000 Fans im Stadion gehabt hätte, sondern Eintracht Frankfurt sich permanent viel zu sehr mit sich und eben diesen fortwährenden eigenen Problemen beschäftigen muss, anstatt sich auf den Wettbewerb zu konzentrieren, um den es eigentlich geht.

Es ist an der Zeit für eine klaren Schnitt. Eintracht Frankfurt zieht einen Schlussstrich, schaut nach vorne und fängt bei einer Art Nullpunkt an. Der beigefügte Katalog definiert, was zukünftig von dem Verhalten der Fans und Anhänger von Eintracht Frankfurt erwartet wird, von jedem einzelnen und von jeder Gruppe, da letztlich niemand anderes als der Verein für das Verhalten materiell und immateriell haften muss.

Es ist eine Liste von Selbstverständlichkeiten. Ihre Beachtung sollte für keinen Fan ein Problem darstellen und könnte doch Großes bewirken. Die Liste ist der kleinste gemeinsame Nenner und gleichzeitig die größte gemeinsame Chance, wieder auf den richtigen Weg zu finden, der diesem Verein zur Ehre gereicht.

Eintracht Frankfurt Fußball AG Der Vorstand am 19. Juli 2011

Die „Liste der Selbstverständlichkeiten“

Die nachstehenden Forderungen richten sich an alle Anhänger und Fans von Eintracht Frankfurt, an jeden einzelnen, aber auch an jede Gruppe.

1. Keine Gewalt gegen Personen oder Sachen - weder im Stadion, noch im Stadionumfeld, noch auf der An- oder Abreise, weder bei Heim-, noch bei Auswärtsspielen.

2. Keine Pyrotechnik – weder im Stadion, noch im Stadionumfeld, weder bei Heim- noch bei Auswärtsspielen.

3. Keine Überfälle auf gegnerische Fangruppierungen und deren Einrichtungen.

4. Kein Raub von Bannern, Fahnen oder andere Fanutensilien gegnerischer Fans und Fangruppierungen.

5. Keine Gewalt beinhaltenden oder verherrlichenden Banner oder Spruchbänder.

6. Kein Werfen von Gegenständen gleich welcher Art auf das Spielfeld, insbesondere nicht in Richtung von Spielern oder Offiziellen.

7. Zuverlässige Einhaltung von Absprachen einzelner Gruppen, die mit Eintracht Frankfurt oder dem Stadionbetreiber getroffen wurden.

8. Zentrale Anmeldung von Fanutensilien (bei Auswärtsspielen), Spruchbändern und sonstigen Choreographien über die Fanbetreuung. Gewalt oder Straftaten darstellende oder verherrlichende Inhalte werden nicht zugelassen. Auch alle anderen Sonderaktionen (Verteilung von Flyern, Spenden- oder Sammelaktionen etc.) auf dem Stadiongelände sind genehmigungspflichtig.

Dieser Katalog stellt kein „Vertragsangebot“ dar, das einer Zustimmung oder Erklärung oder ähnlichem bedürfte, sondern ist die klare und einseitige Vorgabe von Regeln, die es für alle zu beachten gilt.

Insbesondere organisierte Verstöße können grundsätzlich den Verlust von gewährten Privilegien nach sich ziehen. Jeder Fall wird einzeln und sorgfältig geprüft und durch ein Gremium, bestehend aus den Abteilungen Recht, Sicherheit und Fanbetreuung, bewertet. Dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit wird dabei oberste Priorität eingeräumt. Die Schwere eines Verstoßes sowie die Häufigkeit und Regelmäßigkeit werden maßgeblich in die Bewertung und die Festlegung der Sanktion mit einbezogen. Die Maßnahmen können zeitlich begrenzt oder – je nach Art und Umfang des Verstoßes – dauerhaft ausgerichtet sein. Der erarbeitete Sanktionsvorschlag wird dem Vorstand zur abschließenden Entscheidung vorgelegt.

Eintracht Frankfurt Fußball AG Der Vorstand

Fanfotos Eintracht Frankfurt




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