Miniumfrage unter den Fans der Löwen

Mit einer großangelegten Spendenaktion möchte der TSV 1860 München eine Million Euro von der Anhängerschaft der Löwen „erbetteln“. Eine Hälfte soll für die Konsolidierung des Vereins, die andere für neue Spieler verwendet werden.

Jeder Fan wird gebeten 50 Euro zu geben, damit „Ein starker Kader… mit Eurer Hilfe!“ für die nächste Saison zustande kommt. Im Gegenzug sollen die Spender einen besonderen Schal mit eingestickten Namen erhalten. Der aktuelle Stand liegt laut Homepage des TSV 1860 München bei 57.804,33 Euro. Faszination Fankurve sprach mit Anhängern der Blauen, ob sie spenden und was sie von dem Aufruf halten:

Basti Stömmer, Cosa Nostra

„Es ist eine Frechheit, dass der Verein so etwas fordert. Schuldenabbau heißt im Gegenzug den Roten Geld zu geben. Wegen der Stadionanteile bekommt Bayern Pacht. Außerdem würde man mit einer Spende den Verbleib in der Arena fördern. Ich denke, dass 20.000 Fans, die 50 Euro geben, absolut vermessen und utopisch sind. Wenn man jetzt etwas gibt, kommen sie alle zwei Jahre wieder.“

Joachim Trosch, Göppinger Löwen

„In den 80er Jahren hat der Verein so etwas Ähnliches schon einmal gestartet. Damals stand der Verein am Abgrund und hat mich mit der Aktion erreicht. Ich selber würde nicht spenden, bin auch nicht angeschrieben worden. Grundsätzlich finde ich es nicht gut, dass es keine Stückelung der Spenden gibt. Man hätte mit verschiedenen Beträgen arbeiten sollen. Und die Argumentation 50 Prozent für die Konsolidierung, 50 Prozent für den Kader halte ich ebenfalls für nicht sehr klug. Als Grundproblem sehe ich die generelle Stimmung im und um den Verein. Mit der Aktion wird an eine Einheit unter den Fans appelliert, die es gar nicht gibt. Über das Thema Allianz Arena ist die Fanszene nach wie vor gespalten. Und plötzlich soll die Vergangenheit vergessen werden. Bis zum 30. Juni werden die meiner Meinung nach keine Million zusammen bekommen.“

Hans Vonavka, Sprecher PRO 1860

„Prinzipiell werde ich diesen Verein immer unterstützen - wenn es notwendig ist. Sollten im Sommer Genussscheine ausgegeben werden, könnte ich mir vorstellen, eine fünfstellige Summe zu investieren. Die Betonung bei der Unterstützung liegt auf Verein und nicht KgaA. Alles in allem ist die Aktion als letzte Option ein Mittel, wurde aber zu dilettantisch vorbereitet und sollte auch von Anfang an durch sämtliche Gremien getragen werden. Jetzt muss die Spendensammlung gerettet werden, weil man so etwas nur einmal machen kann. Geschäftsführer Dr. Stefan Ziffzer muss sich deswegen Vorwürfe gefallen lassen. Vor allem die Definition für die Verwendung der Mittel halte ich für zu schwammig. Eine Million nur für Spieler wäre in Ordnung gewesen. Außerdem ist der Etat angeblich besser als erwartet worden war.“

Ulla Hoppen, Löwen-Fans gegen Rechts

„Ich finde das zweischneidig: Einerseits ist es legitim, wenn man Fans um Spenden bittet. Was Sankt Pauli macht, kann 1860 auch tun. Andererseits halte ich die 50 Euro für unverschämt, weil die Summe einfach zu hoch ist. Ich selber werde wohl spenden, das ist aber noch unter Vorbehalt. Der Verein hat mich gleich zweimal angeschrieben, also auch zweimal Porto ausgegeben. Den Schal als Gegenleistung halte ich nicht für notwendig, weil man als Fan keine Devotionalien mit eingesticktem Namen benötigt, um seine Liebe zum Verein zu beweisen. Gegen Dr. Ziffzer habe ich persönlich nichts. Er ist ein Mann, der zu seinem Wort steht und vielen Wünschen und Forderungen der „Löwen-Fans gegen Rechts“ grundsätzlich nachkommt.“

Manfred Riedl, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft aller Fan-Clubs des TSV München von 1860 (ARGE)

„Ich sehe die Spendenaktion positiv. Im Eishockey wurde so etwas schon häufiger mit Erfolg praktiziert. 1860 hat Fanpotential und wenn ein Großteil mitmacht wird das bestimmt ein Erfolg. Soweit ich informiert bin, handelt es sich bei den 50 Euro um einen Richtwert. Wer nicht soviel spenden kann, gibt eben das Machbare. Ich glaube Dr. Ziffzer, dass das Geld zur Hälfte für die Konsolidierung des Vereins und zur anderen Hälfte für den Profikader eingesetzt wird. Für eine halbe Million bekommt man schon einen guten Zweitligafußballer. Ich persönlich habe gespendet.“ (Faszination Fankurve, 18.4.2007)