04.05.2019 - Dresden/St. Pauli

Mottotour, geklaute Artikel & Plakate bei Dresden - St.Pauli


Im Rudolf-Harbig-Stadion kam es am gestrigen Abend vor 30.803 Zuschauern zum Zweitligaduell zwischen Dynamo Dresden und dem FC St. Pauli. Ultrà Sankt Pauli hatte für das Spiel eine „Alle in Rot nach Dresden“-Mottotour ausgerufen. Im Stadion kam es dann zu Provokationen.

Die Fans des FC St. Pauli waren aufgerufen, in roter Oberbekleidung nach Sachsen zu reisen, um dort ein einheitliches Bild abzugeben. Vorm Gästeblock in Dresden wurde dann ein abgeändertes Hammer und Sichel-Logo gezeigt, bei dem ein Hammer und ein Anker zu sehen waren. Zudem schwenkten die rot gekleideten Gästefans zahlreiche rote Fahnen und hielten vier Doppelhalter hoch, die einen „FCSP“-Schriftzug ergaben. Ein Intro, das sicherlich auch die linksgerichtete Einstellung der FC St. Pauli-Fanszene zeigen sollte.


Zudem wurde im Gästeblock als Parodie auf die bekannten „Ost- Ost- Ostdeutschland“-Gesänge der Dynamo-Fans ein „Nie- nie- nie wieder Deutschland“-Gesang angestimmt. Erst vor zwei Wochen hatten Kölner Fans in Dresden mit „Wo- wo- wo ist die Banane“-Gesängen eine Parodie auf die „Ost- Ost- Ostdeutschland“-Aktion der Dynamo-Fans geliefert (Faszination Fankurve berichtete). Die „Nie wieder Deutschland“-Gesänge sorgten gestern für Aufregung bei dem ein oder anderen Dynamo-Fan im Stadion.


Auch auf Seiten der Dresden-Fans kam es zu Provokationen gegenüber den Gästefans. So wurden im K-Block geklaute Fanartikel von FC St. Pauli-Fans präsentiert. Im Hinspiel zeigten Dynamo-Fans am Millerntor sexistische Plakate, auf denen „Ihr müsst heute Abend hungern, weil eure F***n mit euch im Block rumlungern“ und „Allen USP Frauen einen schönen 1.Advent“ geschrieben stand. Dazu wurde statt einem Adventskranz eine Küchenherd mit einer heißen Herdplatte gezeigt (Faszination Fankurve berichtete). In den folgenden Wochen wurde die Provokation fortgesetzt. Diese Aktionen sorgten für Aufregung und Aufmerksamkeit. Beim gestrigen Heimspiel gegen St. Pauli wurde im K-Block erneut eine ähnliche Aktion durchgeführt. Dieses Mal stand auf einem Plakat „Eure USP Fo... blieben heute hoffentlich zuhaus' - Bei dem Wetter trocknet's schneller - Die Wäsche muss raus!“. Statt eines Küchenherds war dieses Mal eine Waschmaschine im K-Block auf einer Fahne zu sehen.


Sexistische Plakate von Dynamo-Ultras in Richtung Ultrà Sankt Pauli sind bei Spielen von Dresden gegen St. Pauli fast schon zu einer Tradition geworden. „Burka Pflicht für USP Frauen → Euch will keiner sehen!!!“ „USP Frauen aus dem Gästeblock, damit die Küche lebt.“ und „USP Frauen: Der K-Block steht hinter euch“ waren beispielsweise vorherige Episoden dieser Historie an Provokationen (Faszination Fankurve berichtete). Die Frauen von Ultrà Sankt Pauli reagierten darauf auch schon mit einem nicht ganz ernst gemeinten Mobfoto, bei dem die USP-Frauen Küchenutensilien in der Hand hielten. „Und ihr habt ja recht, wir sind auch alle wirklich gute Köchinnen und können äußerst geschickt mit unserem Werkzeug umgehen. So ein Dresdner Sauerbraten aus dem fetten Keulenstück eines ostdeutschen Ochsen ist schon was Feines. Braucht man allerdings scharfe Messer für. Kommt doch mal zum Essen vorbei; zum Nachtisch gibt’s dann Dresdner Stollen. Da ihr eh viel Alkohol trinkt, müssen die Rosinen auch nicht mehr extra in Rum eingelegt werden“, erklärten die „Küchenfeen von Ultrà Sankt Pauli“ damals.


Neben dem Gästeblock zeigten unbekannte Dynamo-Fans gestern zudem noch ein „Antifa = Linksfaschisten - Ihr habt Blut an euren Händen“-Banner, das auch bei Teilen des Dynamo-Fanlagers nicht gut ankam. „Es gibt Klärungsbedarf!“, erklärte beispielsweise die antirassistische Dresdner Faninitiative „1953international“ zu dem Spruch. „Wir haben eine krasse Woche hinter uns, wir gewinnen trotzdem 2:1 und machen den Klassenerhalt quasi klar. Trotzdem gibt es selbst an so einem Tag geistige Tiefflieger, die unseren Verein als Plattform für ihren Schwachsinn nutzen müssen. Zum Kotzen!“, schreibt ein anderer Dynamo-Fan dazu bei Twitter.

Dynamo Dresden ging gestern vor 30.803 Zuschauer im Rudolf-Harbig-Stadion durch einen von Ebert in der 23. Minute verwandelten Handelfmeter in Führung. Diamantakos erzielte in der 57. Minute den Ausgleich, bevor Burnic in der 75. Minute für Dresden zum 2:1 Endstand traf. Dynamo machte somit einen großen Schritt zum Klassenerhalt. Ein direkter Abstieg aus der 2. Bundesliga ist nun nicht mehr möglich und auch ein Abfallen auf den Relegationsplatz fast ausgeschlossen. Nach Abpfiff feierten Fans und Spieler von Dynamo, anders als in der Vorwoche in Ingolstadt, zusammen. Dies lag auch daran, dass Torwart Markus Schubert, der den Verein zum Saisonende verlassen wird und deswegen großen Unmut auf sich zog (Faszination Fankurve berichtete), nicht spielte. (Faszination Fankurve, 04.05.2019)