Die aktive Fanszene von Hannover 96 ist zum vergangenen Samstag wieder in den Stimmungsboykott getreten. Flyer mit einer Erklärung dazu durften die Fans im Niedersachsenstadion nicht verteilen. Entsprechende Flyer sollen einkassiert worden sein.
„Doch das Verteilen der Flyer wurde seitens Hannover 96 verhindert, indem diese den verteilenden Personen durch das Ordnungspersonal abgenommen wurden. Den stimmungsboykottierenden Fans blieb im Stadion somit diese Möglichkeit verwehrt, um zu den Hintergründen für die Fortsetzung des Stimmungsboykotts Stellung zu beziehen und so um Verständnis zu werben“, heißt es dazu im Fanmagazin aus Hannover. In den Flyern stand der gleiche Text, über den Faszination Fankurve am Samstag vor Anpfiff berichtete.
Stimmung kam im Niedersachsenstadion am Samstag also mal wieder nicht auf. Und einige Stadionbesuchen zeigten wieder, dass sie Ultras und aktive Fans lediglich als Stimmungsdienstleister wahrnehmen, die man kritisieren kann, wenn sie ihren „Verpflichtungen“ in Sachen Support nicht nachkommen. Für andere Fans gelten diese Anforderungen jedoch nicht, sie wollen schließlich unterhalten werden und dürfen sich passiv verhalten.
So sieht das auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der Ultras gegenüber Sportbuzzer als „ärgerliche Randerscheinung“ bezeichnete und ihnen Dialog- und Lernfähigkeit absprach. Zudem sprach er den Ultras ab, Fan von Hannover 96 zu sein, da man der Mannschaft aktuell schaden würde.
Vergessen hat der Altkanzler dabei wohl, dass die geplante Podiumsdiskussion von Hannover 96 und nicht von der Fanszene abgesagt und sich dabei einer Argumentation bedient wurde, die die Fanszene als Lüge bezeichnete. Auch vergessen wird, dass es tausende andere Fans im Stadion gibt, die die eigene Mannschaft lautstark unterstützen könnten, die jedoch häufig nur bei „Ultras raus“-Rufen den Mund aufbekommen.
Medial wird nun darüber spekuliert, dass der Verein den Ultras und anderen aktiven Fans für die kommende Saison die Dauerkarten entziehen könnte. So erklärte Martin Kind nach dem letzten Spiel in Bezug auf die Ultras: „Das Einfachste ist doch, dass sie wegbleiben.“
Die Demonstration vor wenigen Wochen für den Erhalt der 50+1-Regel hat eindrucksvoll gezeigt, dass nicht nur Ultras äußert unzufrieden mit dem Verhalten von Hannover 96 sind. Und auch neutrale Beobachter dürften zu dem Schluss kommen, dass der Verein in den vergangenen Jahren bei Konflikten mit der Fanszene häufig unsouverän gehandelt hat. 96-Manager Horst Held erklärte nach dem Heimspiel gegen Mönchengladbach vor laufenden Fernsehkameras, dass ihn die aktuelle Situation ankotze: „Wir beschäftigen uns mit allem anderen, nur nicht mit Fußball. Und deswegen ist es, wie es ist. Vielleicht haben wir es auch nicht anders verdient.“ Seinen letzten Satz könnte man durchaus auch als Kritik an Martin Kind und andere Verantwortliche bei Hannover 96 interpretieren, denen an einem ernsthaften Dialog mit der Fanszene nichts zu liegen scheint.
Die Fanszene von Hannover 96 will jedenfalls über das weitere Vorgehen wieder in großer Runde beraten und basisdemokratisch entscheiden. Deshalb steht am kommenden Freitag das schon sechste Fanszene-Treffen in dieser Saison an, zu dem jeder interessierte Hannover 96-Fan eingeladen ist. Eine Offenheit, wie sie die Fanszene schon seit Saisonbeginn praktiziert. Von Hannover 96 ist man da anderes gewohnt. Konkret gesprochen werden soll am Freitag auf dem Treffen der Fanszene im Lokal „Bei Chez Heinz“ über die „Reaktion seitens 96 auf die gestellten Minimalforderungen“. Nach einer Annäherung zwischen Fanszene und Verein sieht es aktuell nicht aus, am Demokratieverständnis der Fanszene liegt dies aber nicht. (Faszination Fankurve, 27.02.2018)
Die monatliche TOP 100-Zuschauertabelle mit allen deutschen Mannschaften, die eine „Ball"-Sportart betreiben. 
