19.10.2015 - SV Wehen Wiesbaden

„Nein zur Fusion“: Wehen Fans wenden sich ab


Die Gruppe Supremus Dilectio verließ am Samstag beim Heimspiel gegen Holstein Kiel nach 19:26 Minuten das Stadion, um gegen eine mögliche Fusion des SV Wehen Wiesbaden mit dem SV Wiesbaden zu protestieren. Sollte es zu der Kooperation kommen, will die Gruppe alle Aktivitäten einstellen.

In den Augen der SV Wehen Wiesbaden Fans käme die Kooperation beider Vereine einer Fusion gleich. An einen neuen Namen und ein neues Logo wollen sich die Fans nicht gewöhnen. In den ersten 19:26 Minuten machte die Gruppe deutlich, wie die Stimmung im Stadion mit aktiven Fans ist, die nach eigenen Angaben überwiegend nicht aus Wiesbaden, sondern dem Umland kommen.

Anschließend verließ die Gruppe das Stadion, hinterließ das Spruchband „Kooperation ablehnen“ und machte sich in den angefertigten weißen „Nein zur Fusion“ Shirt auf in Richtung Geschäftsstelle und VIP-Bereich des Stadions, wo die Verantwortlichen zur Rede gestellt wurden.

Die Ultras der Gastmannschaft aus Kiel kommentierten die Proteste der Wehen Fans mit folgenden Worten: "1. Wenn Fans eines Kunstproduktes wegen einer angedachten Fusion boykottieren, wirkt das lächerlich, 2. bei einer „Wollt ihr das…oder wollt ihr das?“ Aktion sollte man schon einen einen Unterschied merken zwischen vor- und nachher", so Supside Kiel.

Bis zur Mitgliederversammlung des SV Wiesbaden am 23. November 2015 wird die Gruppe keine Auswärtsspiele des SV Wehen Wiesbaden mehr besuchen. Anders als beim SV Wehen Wiesbaden können die Mitglieder des SV Wiesbaden noch über die Kooperation entscheiden (Faszination Fankurve berichtete). Beim SV Wehen Wiesbaden ist dies ohne Mitgliederzustimmung möglich. Ausgerechnet die SV Wiesbaden Fans bestimmen somit, ob die Supremus Dilectio ihrem eigenen Verein den Rücken kehren werden.

Sollte es zu der Kooperation kommen, will die Gruppe dem „neuen“ Verein fernbleiben. Mit „Ohne Wehen – Ohne Uns!“ stellt die Gruppe klar, dass für sie keine Zukunft gibt, sollte der aus Taunusstein nach Wiesbaden umgezogene Verein in Zukunft auf das Wort des Stadtteils Wehen verzichten.

Die Gruppe könnte somit noch in diesem Jahr das gleiche Schicksal erleiden, wie die Psychopathen Wehen, die 1999 gegründete Ultràgruppe des SV Wehen. Diese löste sich 2007 auf, weil für die Ultras ein Umzug in die Landeshauptstadt und die Umbenennung in SV Wehen Wiesbaden nicht in Frage kam. Für Supremus Dilectio kommt nun die Streichung des Wortes Wehen nicht in Frage. Die Bilder der gestrigen Proteste gibt es oben in der Galerie. (Faszination Fankurve, 19.10.2015)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme von Supremus Dilectio:

Stellungnahme zur Ankündigung der geplanten „Kooperation“ des SV WEHEN mit dem SV Wiesbaden

Am Morgen des 29.09.2015 mussten wir durch einen Artikel des Wiesbadener Kuriers von der geplanten „Kooperation“ mit dem SV Wiesbaden erfahren.
Der Schock sitzt tief und die Enttäuschung groß. Zumal erst vor zwei Wochen ein Fanvertretertreffen stattfand. Bei dieser Gelegenheit wurden diese Pläne mit keinem Wort erwähnt. Ganz im Gegenteil, es wurde von einer Annäherung an Taunusstein gesprochen. Wieder einmal fühlen wir uns betrogen und hintergangen.
Aber dies ist nichts Neues, wie ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt:
Bereits im Juni 2011 fiel die erste Entscheidung ohne uns Fans. Es sollte nur noch „Wiesbaden“ ohne „Wehen“ auf die Trikots gedruckt werden.
Dies sorgte für heftige Proteste seitens großer Teile der Fans.
Die verwunderte Geschäfts- und Vereinsführung lud die Fans zum Gespräch ein, um die Protestwelle aus der Welt zu schaffen. Seitens der Fans wurden innerhalb von zwei Tagen über 1000 Unterschriften gegen den neuen Aufdruck gesammelt. Dies geschah unter maßgeblicher Beteiligung unserer Gruppe.
Die Entscheidung wurde zurückgenommen.
Es blieb immerhin „SV Wehen Wiesbaden“ auf dem Trikot erhalten.
Durch den Aufdruck „Wiesbaden“ sollte eine bessere Identifikation für Wiesbadener*innen gewährleistet werden, hieß es. Schon damals stellte sich die Frage, wie durch ein fortschreitendes Auslöschen der eigenen Vergangenheit, eine Identifikationsmöglichkeit geschaffen werden sollte.
Hatte man doch bereits beim verdient erspielten Aufstieg 2006/2007 große Teile der eigenen Tradition und Werte geopfert, um den Anforderungen an die 2. Bundesliga gerecht zu werden. Nicht zuletzt war dies der mangelnden Infrastruktur Taunussteins geschuldet.
Uns als Gruppe, welche fast ausschließlich aus Nicht-Wiesbadener*innen besteht, ist es ein großes Anliegen den Verein an seine Herkunft und Tradition zu erinnern und diese zu bewahren. Nicht zuletzt wird dies auch durch die ausschließliche Verwendung des „alten“ Wappens auf unseren Fanmaterialen und Merchandise deutlich.
Der Geschäfts-und Vereinsführung sollte zu diesem Zeitpunkt klar geworden sein, dass die (Taunussteiner) Fans die Wichtigkeit Wehens nie außer Acht lassen werden.
In diesem Sinne: Ohne Wehen – Ohne Uns!
Natürlich gelobte die Vereinsführung Besserung und versprach solche Belange zukünftig frühzeitig mit der Fanszene zu kommunizieren.
Allerdings musste die Vereinsführung um Markus Hankammer ihre Lernresistenz 2013 unter Beweis stellen. Dieses Mal wurde eine Kooperation mit Galatasaray Istanbul angestrebt, welche Investments explizit nicht ausschloss. Der Verein drohte, bei einer solchen Vereinbarung in Abhängigkeit zu geraten. Abermals erfuhren die Fans die Informationen aus der Zeitung. Daraufhin formierte sich schnell Widerstand in der Fanszene. Wir und viele andere Fans sahen die Unabhängigkeit/Autonomie unseres Vereins bedroht und wollten diese Pläne nicht akzeptieren.
Infolge der Proteste innerhalb der Fanszene wurden diese Pläne verworfen.
Bereits hier zeigt sich die Bereitschaft des Vorstandes, auf Kosten der Souveränität des Ursprungsvereins, Vereinbarungen mit potenten Geldgebern zu treffen.
Wieder gelobte die Vereinsführung Besserung und eine verbesserte Kommunikation. Allerdings sollte jedem Fan klar gewesen sein, was von diesen Versprechungen zu halten ist.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Vereinsführung jedes Vertrauen verspielt und nur durch leere Versprechen und absurde Ideen geglänzt. Zudem blieb der immer wieder heraufbeschworene sportliche Erfolg aufgrund von Fehlentscheidungen aus.

Abschließend an diese beiden Beispiele bleibt festzuhalten, dass sich die aktive Fanszene deutlich und unmissverständlich positioniert hat. Ebenfalls wurden die eigenen Anliegen artikuliert und entsprechende Proteste organisiert. Somit ist davon auszugehen, dass alle darauf folgenden Aktionen, seitens der Vereinsführung, den Widerstand zumindest billigend in Kauf nehmen.
Zurück in die Gegenwart:
Am Morgen des 29.09.2015 war im Wiesbadener Kurier von der „Zusammenführung“ der beiden Teams des SV Wehen und des SV Wiesbadens zu lesen. Dabei handle es sich aber natürlich nicht um eine Fusion. Dies fällt schwer zu glauben. Die ersten Mannschaften bis einschließlich der U16 sollen zusammengeschlossen werden. Zudem soll ein neues Wappen und ein neuer Name her.
Diese absurde Idee formuliert die Vereinsführung unter der Maxime der „Kräftebündelung“ und natürlich der Möglichkeit sich besser in Wiesbaden zu etablieren und neue Fans zu gewinnen. Dabei werden bewusst bestehende Konflikte zwischen den Fans beider Lager ignoriert.
Die erschreckende Ignoranz der Verantwortlichen wird somit erneut deutlich. Aus den vergangenen Konflikten wurde offensichtlich nichts gelernt.
Sollte dies bestritten werden, muss davon ausgegangen werden, dass der Vereinsführung mögliche, keinesfalls sichere, finanzielle Optionen wichtiger erscheinen als die verbliebenen Stadionbesucher*innen.
Das wirft Fragen auf: Wie nimmt sich dieser, offenbar fanfeindliche Vorstand das Recht, sein Handeln mit dem „Gewinnen von neuen Fans“ zu legitimieren?
Wie sollen so neue „Fans“ gewonnen werden?

Zunächst ist festzuhalten, dass große Teile der aktiven Fanszene, ähnlich wie unsere Gruppe, aus Nicht-Wiesbadener*innen bestehen. Dennoch scheint die Vereinsführung gewillt diese zu opfern, um neue Fans zu gewinnen. Dieses Handeln ist schlicht und ergreifend paradox. Es entlarvt den Vorstand samt seiner vorgeschobenen Ausreden. Es soll verschleiern, dass Fan- und Mitgliederinteressen bereitwillig verkauft und geopfert werden.

Wie sollen durch ein neues Wappen und einen neuen Namen Fans gewonnen werden?

Bereits jetzt kann festgestellt werden, dass diese „Kooperation“ dazu führen wird, dass sich große Teile der Fans abwenden werden. Nichts bliebe von den Ursprungsvereinen, außer leeren Hüllen für bürokratische Spielereien des Vorstandes. Wer in Wiesbaden Fußball sehen möchte, hat längst seine Mannschaft gefunden. Wie sollte sich da ein neuer Klub etablieren, wenn es nicht einmal die Alteingesessenen schaffen?
Und seien wir mal ehrlich: Wer einfach nur guten Fußball sehen möchte, hat in der direkten Umgebung deutlich attraktivere Alternativen.
Kleine Vereine, wie der unsere, oder auch der SV Wiesbaden leben von der Identifikation mit dem Verein und nicht vom sportlichen Erfolg. Wird dieser Aspekt zunehmend zerstört, bleibt nichts mehr übrig.
Denn mittelfristig wird jenes geplante Gebilde sportlich nicht mit den „Großen“ in der Region mithalten können.
Da wir durch die sogenannte „Kooperation“ mit dem SV Wiesbaden, welche einer Fusion gleichkommt, die Identität unseres Vereins erneut in einem ungeahnten Ausmaß bedroht sehen, lehnen wir diese ab!
Zudem fordern wir die Mitglieder des SV Wiesbadens auf die geplante „Kooperation“ ebenfalls abzulehnen und bei der Mitgliederversammlung entsprechend abzustimmen!
Wir als Gruppe „Supremus Dilectio“ lehnen die geplante „Kooperation“ mit dem SV Wiesbaden in aller Deutlichkeit ab. Ein solches Vorhaben ist nicht akzeptabel und wird von uns nicht hingenommen. Der Vorstand beweist erneut, dass er weder an dem Verein noch an den Fans interessiert ist.
Kommt diese (de facto) Fusion zustande, sehen wir uns gezwungen unser Engagement rund um den SV Wehen dauerhaft einzustellen. Und den Spielen dieses geplanten Mutantenklubs fernzubleiben.

– Supremus Dilectio , 01.10.2015

Update1:
Aufrgund der geplanten Kooperation mit dem SV Wiesbaden, welche in ihren Ausmaßen einer Fusion gleichkommt, werden wir die kommenden Auswärtsspiele nicht besuchen.
Dies wird vorerst bis zum Entscheidungstermin der Mitglieder des SV Wiesbaden am 23.11.2015 der Fall sein.
Wie es danach mit dem Verein und der Gruppe weitergeht steht noch in den Sternen.

Fanfotos SV Wehen Wiesbaden




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