03.10.2015 - Hamburger SV

Neues Abschlach Album gegen modernen Fußball erschienen


Faszination Fankurve sprach mit der Hamburger Kultband „Abschlach!“ über ihr heute erschienenes Album „Meist kommt`s anders“, die Schwierigkeiten für Fußballromantiker im modernen Fußball, das Volksparkstadion und die Negativschlagzeilen über den Hamburger SV.

Faszination Fankurve: Mit „Meist kommt's anders“ erscheint Anfang Oktober euer neustes Werk. Wie zufrieden seid ihr mit dem neuen Album?
Abschlach!: Der Sound ist definitiv der beste, den wir jemals abgeliefert haben. Gute Songauswahl (unserer Meinung nach) und wir haben dieses Mal relativ viel Zeit in den Prozess des Abmischens investiert. Das war uns wichtig, da dies bei den letzten Produktionen leider immer viel zu kurz gekommen ist. Für unseren Geschmack hat sich der Zeitaufwand aber gelohnt! Was man dann hinterher immer noch an Kleinigkeiten ändern oder ergänzen möchte … damit muss man halt leben. Das Baby ist raus und live werden wir uns in der Zukunft dann an den Songs abarbeiten. Wenn man eine CD aufnimmt, dann muss man irgendwann loslassen. Dann ist das Stück fertig und gut. Hinterher kann man es sich live wiederholen und je nach Stimmung und Pegel härter angehen oder eben auch leiser … bei uns in der Regel härter (lacht).


Faszination Fankurve: „Ihr habt die Seele des Fußballs verkauft, ihr habt sein Herz gegen Kohle eingetauscht“ heißt es in eurem neuen Song „Die Seele des Fußballs“. Eine Hymne gegen die Entwicklungen im modernen Fußball?
Abschlach!: Definitiv! Es geht in diesem Song um die Tatsache, dass im modernen Fußball alle Relationen verlorengegangen sind, es geht um das Aufzeigen einer Gegenbewegung und schließt doch irgendwie pessimistisch, denn der Lauf der Dinge wird sich nicht aufhalten lassen. Wir glauben nicht daran, uns aus dem System zurückziehen zu können, indem wir es uns ein paar Ligen weiter unten heimisch mache. Das Spiel geht um den Sieg. Der Sieg ist heute aber leider etwas das maßgeblich durch finanzielle Mittel ermöglicht wird. Man wird die Zeit nicht mehr zurückdrehen können, aber für die meisten von uns hat der sogenannte “moderne“ Fußball wenig bis gar nichts mehr mit dem zu tun, was bei uns vor 20 bis 30 Jahren die Begeisterung für den Sport und seine Fankultur ausgemacht hat. Modern football sucks!

Eine Hörprobe vom neuen Album im Video:

Faszination Fankurve: Würde ihr euch selbst als Fußballromantiker bezeichnen?Abschlach!: Ja, einerseits schon. Und stolz drauf! Aber wir sind auch Realisten. Man muss gewisse Entwicklungen aber trotzdem nicht mögen. Und früher war natürlich nicht alles besser. Guckt man sich die Dynamik des modernen Fußballs an, ist das schon eine sehr elegante Art und Weise die Idee des Fußballs auszulegen. Die Superstars faszinieren ja auch. Aber ebenso geht der fade Beigeschmack nicht verloren, dass der Fußball heute irgendwie maßlos erscheint.

Faszination Fankurve: Sind die kommerziellen Entwicklungen im Profifußball überhaupt noch aufzuhalten?
Abschlach!: Nein, das glauben wir nicht. Zumindest so lange nicht, bis die ganze Maschinerie in sich zusammen bricht. Und das wird kommen…


Faszination Fankurve: „Mein Hamburg lieb ich sehr - sind die Zeiten auch oft schwer“ heißt es in einem Eurer beliebtesten Songs. Euer Club sorgte zuletzt eher für Schlagzeilen, die Fans anderer Vereine zum Lachen brachten. Wie schwer ist es aktuell Fan vom Hamburger SV zu sein?
Abschlach!: Ganz ehrlich; die verdammten schwersten Zeiten – seit einige von uns in den 80ern beim Fußball sozialisiert wurden. Ausgliederung UND Erfolglosigkeit sind als Duo verdammt unsexy. Und unser HSV schafft es immerhin, den ganzen Scheiß der Vorsaison in der Folgesaison noch zu toppen, in negativer Hinsicht. Das muss man auch erstmal schaffen! Insofern haben wir, was das angeht, eine beeindruckende Kontinuität, um die uns sicher einige Vereine beneiden. Diese noch sehr junge Saison fing daher genauso an, wie es zu erwarten war: Pokalaus bei einem Viertligisten, der Inhalt aus Peter Knäbels Rucksack in irgendeinem Park verstreut und dann noch ein Foto von einer Hertha-Choreographie auf einem HSV T-Shirt. Das alles übrigens in nicht einmal einer Woche. Läuft bei uns, könnte man sagen!

Faszination Fankurve: „Alles wie immer. Wie ein Fluch macht Stillstand sich breit“ heißt es in einem Eurer neuen Songs. Eine Aussage, die auch auf die sportliche Situation beim Hamburger SV zutrifft?
Abschlach!: Genau aus diesem Grund wurde dieser Song geschrieben. Das Gefühl sich im Kreis zu drehen, auf der Stelle zu stehen, elendig. Aber Stillstand wäre im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich gar nicht so schlecht gewesen. Tatsächlich wurde es aber immer schlimmer – siehe vorherige Frage. In den ersten Bundesligaspielen hat die Mannschaft aber gelegentlich durchaus Moral bewiesen und auch mal wieder richtig gekämpft und gerackert – das lässt zumindest etwas hoffen! Mit den Top 4 oder 5 der Bundesliga werden wir uns sportlich nicht messen können, und das wahrscheinlich auch auf längere Sicht nicht – leider! Trotzdem MUSS mit dem Kader und der ungebrochenen Begeisterung für Stadt und Verein ein gesicherter Mittelfeldplatz Pflicht sein, ohne Wenn und Aber!


Faszination Fankurve: Das Volksparkstadion trägt nun auch wieder offiziell diesen Namen. Freut euch dies oder überwiegen die Bauchschmerzen, wenn man bedenkt, wie es zur Rückbenennung kam?
Abschlach!: Für die meisten von uns war es das immer und wird es auch immer der Volkspark sein. Ob der reiche Onkel dafür bezahlt und Teile des Vereins bekommt, drauf geschissen. Aber natürlich freuen wir uns darüber und hätten es auch ehrlich gesagt nicht erwartet. Aber uns ist auch klar, dass das Stadion bei nächster Gelegenheit wieder anders heißen wird, wenn ein anderer Sponsor genügend Geld auf den Tisch legt. Viel entscheidender ist die Tatsache, dass man als Fan seine Mitbestimmungsrechte voller Begeisterung abgewählt hat – um dann feststellen zu müssen, dass die Misere des HSV sehr viele Ursachen hat, es aber offensichtlich so rein gar nichts damit zu tun hat, ob man als e.V. oder AG vor sich hin stümpert.

Faszination Fankurve: „Getrennt in den Farben – in der Sache vereint“: HSV und St. Pauli Fans mobilisierten zuletzt gemeinsam gegen den „Tag der Patrioten“. Ein richtiges Zeichen?
Abschlach!: Ja, natürlich, absolut ja! Hier geht es ja auch überhaupt nicht um Fußball sondern um selbstverständliche Menschlichkeit! Auch wenn wir unserer Credo „keep politics out of football“ beibehalten werden. Es wurde und wird ja gerne in Schubladen gedacht und da sah es dann immer so aus, dass der dumpfbackige Rechts-Proll instinktiv zum Volkspark marschierte, während am Millerntor der Gutmensch in freudiger Eintracht mit den Benachteiligten unserer Gesellschaft ein paar schöne Stunden verlebte. Die Realität sah schon immer anders aus, aber das lässt sich halt schlecht verkaufen, wenn man nur schwarz und weiß sehen will.

Faszination Fankurve: Euren Song „Getrennt in den Farben“ habt ihr neu aufgelegt, warum?
Abschlach!: Neu aufgelegt haben wir ihn nicht, nur vom Sound her noch mal überarbeitet und in den Klang der neuen Songs eingebettet. Damit er besser in den Gesamt-Sound passt. Mit dem sind wir diesmal nämlich sehr zufrieden. Da es den Song bisher nur als digitale Download-Single gab, haben wir ihn noch mal mit auf das Album genommen. Ist ja immer noch zeitgemäß. (lacht) (Faszination Fankurve, 09.09.2015)


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Fanfotos Hamburger SV




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