01.09.2004 - SV Waldhof Mannheim 07

Niederlage im Derby


Wäre es vor rund zwei Jahren nach den Wünschen der Mannheimer Wirtschaft gegangen, so hätte es das 135. Stadtderby zwischen dem SV Waldhof und dem VfR Mannheim gar nicht gegeben. Doch weil sich die Fans der Waldhöfer erfolgreich gegen eine Fusion mit dem Ortsrivalen gewehrt haben, kam es am zweiten Spieltag der Oberliga Baden-Württemberg zum Derby. Für die Fans des SVW sollte es ein unerfreulicher Tag werden.

Als die 1:3-Niederlage feststand, ergab sich für die 2.500 Blau-Schwarzen unter den 3.600 Zuschauern die Gewissheit, dass der Waldhof noch nie in seiner 97-jährigen Geschichte schlechter stand – einen letzten Tabellenplatz in der 4. Liga hatte es bis dato noch nie gegeben. Dass der Nachbar VfR zudem zum ersten Mal seit 1973 vor dem SVW platziert war, streute zusätzlich Salz in die Wunden.

„Mannheim sind wir!“ lautete vor dem Spiel das Motto der Choreo, welche es auf der vom Regen schlammig geworden Gegengerade gab. Fan-Betreuer Eric Wickenhäuer (34) erklärt, warum man den Gegner nur wenig Respekt entgegen bringt: „Das sind nur Rentner. Man sieht zwar eine handvoll Fahnen, hört aber keine Gesänge – eigentlich ein toter Club. Deshalb fand ich auch unser zweites Spruchband ganz amüsant.“ Dieses lautete: „Während wir durchs Leben turnen, warten auch Euch schon die Urnen.“ Wickenhäuser: „Nur leider wurde das in der Presse übel ausgelegt.“ Was als eine Anspielung auf die überalterte Fanszene des Meisters von 1949 gemeint war, lässt sich auch wie eine Gewaltandrohung lesen. Das „Futter“ für diese Deutung lieferten die Fans der Presse allerdings frei Haus.

Einige Anhänger nahmen strittige Schiedsrichterentscheidungen zum Anlass, ihren Aggressionen freien Lauf zu lassen. Nachdem Papptafeln, Feuerzeuge, aber auch mit Lehm gefüllte Bierbecher auf VfR-Spieler geworfen wurden, war das Spiel für rund zehn Minuten unterbrochen. Diskussionen gab es im Anschluss um die Rolle des „Vorsängers“, der in dieser Phase Gesänge wie „Sieg oder Spielabbruch“ oder „Wir sind die asozialen Mannheimer“ anstimmte. Am Rhein-Neckar-Stadion wurde nach dem Spiel ein Sachschaden von rund 5.000 Euro, hauptsächlich durch herausgerissene Wellenbrecher und durch mit Acrylharz verklebte Schlösser, festgestellt.

Die Konsequenzen blieben nicht aus. Der Verein distanzierte sich in einer Presseerklärung vom Verhalten seiner Fans, strebt jetzt an, ein Fan-Projekt auf die Beine zu stellen. Vorübergehend wurde sogar diskutiert, das Spiel der Zweitvertretungen zehn Tage später unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen, denn der Aufwand, denn die notwendige Polizei und Ordnerpräsenz stünde in keinem Verhältnis zu der Bedeutung eines Landesligaspiels.

Der Ruf der Waldhof-Fans scheint hingegen nicht erst seit diesen Vorkommnissen dauerhaft beschädigt. Eric Wickenhäuser: „Wir werden über alle Maßen drangsaliert. Wir fahren zum Beispiel mit 100 Fans nach Au an der Iller und in der Luft kreist ein Polizei-Hubschrauber. Auswärts sind manchmal mehr Polizisten als Fans da.“ (Faszination Fankurve, 01.09.2004)

Fanfotos SV Waldhof Mannheim 07




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