Oberkörperfrei bei zehn Grad minus

Am ersten Spietlag nach der Winterpause in der 1. Liga Polens kam es im niederschlesischen Legnica zum Aufeinandertreffen des heimischen MKS Miedz mit dem überraschend starken Aufsteiger von Odra Opole. So ganz ohne Brisanz ist dieses Duell nicht, wofür die Freundschafts- und Feindschaftsgeflechte in Polen sorgen.

Miedz ist befreundet mit dem ärgsten Rivalen von Odra, mit Slask Wroclaw. Odra wiederum ist befreundet mit dem ärgsten Feind von Slask, mit Zaglebie Lubin, welche in Legnica auch nicht gern gesehen sind. Odra Opole wurden am vergangenen Freitag von vier Busladungen begleitet, welche etwa eine Stunde vor dem Spielbeginn ins Stadion gefahren wurden. Im Gepäck hatten sie ihre neue Zaunfahne „Spolecznosc Honorowa“ („Ehrenwerte Gesellschaft“). Bei Provokationen gegen den Gegner - so wurden u.a. die Gastgeber fortwährend antiziganistisch beschimpft - und dem Werfen von Würstchen und Getränkeflaschen in Richtung Heimfans auf der Haupttribüne musste man am guten Geschmack der Jungs zweifeln. Da zeigte auch der Wasserwerfer kurz Präsenz, einschreiten musste er letztlich nicht.

Die Heimseite schmückte ihre Tribüne mit einer Plane mit durchsichtigen Buchstaben, durch die sich die Miedz-Fans als die Repräsentanten eines speziellen Legnicer Stiles ausgaben. Letztlich wurde wie gewohnt eine Blockfahne nach oben gezogen, worunter sich erstens vermummt werden konnte und zweitens auch diverse Pyrotechnik abgebrannt wurde. Passend dazu heizten auch die Spieler der Gastgeber den Zuschauern gut ein, ein jederzeit verdienter Heimsieg sorgte dafür, dass rund 150 Heimfans ihre Feierlichkeiten bei minus zehn Grad Celsius oberkörperfrei begingen, während der Großteil der etwas mehr als 2.600 Zuschauer nach Abpfiff schnellstmöglich den Weg in die gute Stube suchte. (Faszination Fankurve, 09.03.2018)