01.08.2006 - Österreich

Österreich vor dem Saisonstart


Österreichs Anhänger waren sich schnell einig. Das neue Kind der Bundesliga – das so genannte Allstar-Game – hatte bei ihnen keine Chance.

Die Idee ist der NBA entliehen. Doch es ging nicht um die Besten aus den Eastern- oder Western-Divisions, sondern um „T-Mobile-All-stars“ gegen „Red-Zac-Allstars“, was in der entamerikanisierten Übersetzung nichts anderes als „Erstligaauswahl gegen Zweitligaauswahl“ bedeutet. Und wenn ein Volleyschusswettbewerb mit Vorlagen aus der Ballschussmaschine den Slam-Dunk-Contest ersetzen soll, ist ein Motto schnell gefunden. Praktisch alle Fanszenen malten es auf’s Spruchband: „Allstar Game – Football’s Shame“. Das kollektive Scheiternlassen funktionierte. Zwar konnten die Dauerkarteninhaber aller Clubs das Spiel für einen Euro verfolgen, doch Mitglieder der aktiven Fanszenen waren unter den 1.200 Zuschauern im Stadion von Ried praktisch nicht anwesend. Dem Vernehmen nach soll es schon im nächsten Jahr einen weiteren Anlauf geben. Ein neuer Modus und ein besserer Termin sollen dem Event mehr Popularität verleihen. SK-Sturm-Fan Tom Lang von der Brigata Graz meint: „Der Saisonstart ist in Österreich ohnehin zu früh, und oft fehlt in den ersten Runden das Interesse. Ein noch früheres Event braucht kein Mensch.“

„Football’s Shame“ fand wenige Wochen zuvor auch in Pasching statt. 2.000 Fans von Austria Wien waren zur Meisterfeier gereist. Was als krönender Saisonabschluss gedacht war, endete in Szenen, die Pasching-Boss Franz Gerd später als die „unterste Form des Menschentums“ bezeichnen sollte. Die entgleiste Party im Zeitraffer: Nachdem einige Feuerwerkskörper aufs Feld flogen, enterten Teile des FKA-Anhangs das Feld, wo prompt ein Tor zerstört wurde. Unterdessen wurde versucht, die Südtribüne der Pasching-Fans zu stürmen. Später kam es noch zur Verwüstung des Kabinentrakts und zu Diebstählen in der medizinischen Abteilung. Nun drohen nach Auswertung der Videoaufzeichnungen zwar rechtliche Schritte, doch trotz der Parallelität der Ereignisse zu dem Ausschreitungen im Basel (siehe nebenstehende Seite),stehen umfassende Anti-Hooligan-Gesetze nicht zur Debatte.

Bei Red Bull Salzburg wird Fehlverhalten unterdessen im Keim erstickt. Zwei Fans, die beim ersten Saisonspiel mit Pyro hantierten, wurden „aus den eigenen Reihen verpfiffen“. Was in etablierten Fanszenen gegen die Kurvenregel verstößt, sorgt vorerst für interne Diskussionen. Es scheint, die Kurve muss ihren Weg noch finden.

Mehrere andere etablierte und bekannte Gruppen feiern derweil Jubiläen. Die Tornados Rapid, die Supras Ried und die Grazer Sturmflut, sie alle begehen 2006 ihr Zehnjähriges.

Beim Grazer AK sortiert sich derweil die weitaus jüngere „Red Firm“ als größte Gruppe neu. Nach einem zunächst offenen Mitgliedersystem wird eine Reduzierung von über 200 auf möglicherweise unter 100 Mitglieder angestrebt.

Immer noch präsent, aber aufgrund ihrer jüngeren Geschichte weiterhin im Fokus: die Fans von Austria Salzburg. Obwohl sie und ihr neu gegründeter Club inzwischen in der untersten Liga, d. h. in der Siebtklassigkeit angekommen sind. Die zunächst angestrebte Fusion mit dem PSV Salzburg scheiterte an Widerständen des Gesamtvereins. Am 22. Juli gab es in der 1. Runde des Landespokals ein (neues) historisches erstes Spiel, das erste Austria-Salzburg-Spiel nach 418 Tagen: 0:6 gegen den USK Anif. (Faszination Fankurve, 01.08.2006)

Fanfotos Österreich




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