Offener Brief an den Präsidenten

Der VfB Stuttgart hinkt den sportlichen Erwartungen in der aktuellen Saison weiterhin hinterher. Platz 17 nach dem 20. Spieltag. Die Initiative „Aktion VfB 2011“ verfasste ein Schreiben an Erwin Staudt und fordert dazu auf, das bisherige Handeln des Vorstandes zu hinterfragen.

Faszination Fankurve dokumentiert den Offenen Brief vom „Aktion VfB 2011“:

Sehr geehrter Herr Präsident,

trotz der Niederlage gegen Freiburg übt die Aktion VfB 2011 weiterhin den Schulterschluss mit der Mannschaft und wird diese in der aktuellen, sportlich prekären Lage unterstützen. Zur Abwendung des finanziellen und sportlichen GAU muss der Abstieg verhindert werden!

Probates Mittel des Managements in solchen, nicht unbekannten Situationen der letzten Jahre, war allerdings immer die „bequeme“ Trainerentlassung, anstatt sich, sein Tun und seine Strukturen auch einmal selbstkritisch zu hinterfragen. Aus dieser jahrelangen Erfahrung heraus wird von Seiten der Fans und Mitglieder aber nun ein klarer Unterschied zwischen der Unterstützung der Mannschaft und des Management/Vereinsstrukturen gezogen: „Mannschaft unterstützen, aber Strukturen und Personalien hinterfragen“.

Und so bleibt, unabhängig davon, dass wir natürlich alle hinter der Mannschaft stehen, die berechtigte Kritik und der Reformbedarf an persönlichen – und konzeptionellen Fehlern des Managements und Aufsichtsrates und den strukturellen Missständen im Verein bestehen.

Wenn, wie Herr Hundt es versteht, der VfB sich dem Anspruch und den Parametern eines Wirtschaftsunternehmens unterwerfen soll, dann muss der Verein um erfolgreich zu sein, in anderen Strukturen - u. a. im Bereich Information und Mitbestimmung - aufgestellt werden.

Denn hier besteht aktuell ein Ungleichgewicht zwischen den Rechten der Mitglieder und denen des Vorstandes und Aufsichtsrates. Die Mitglieder haben in der aktuellen Ausgestaltung der Vereinssatzung kein Informationsrecht, zu wenig Transparenz, keine Möglichkeit bestimmte Missstände vorzubringen und hierauf zu reagieren.

Daher muss es entsprechende Satzungsänderungen und strukturelle Reformen geben. Wo sehen wir Änderungs- und Handlungsbedarf:

1) Organe:

Die Sinnhaftigkeit und Effektivität des Ehrenrates ist für die Mitglieder in der aktuellen Form zu hinterfragen. Hier ist ein neues Organ für die Interessen der Mitglieder, ein „Mitgliederrat“, bestehend aus vier von der MV gewählten hauptamtlichen Mitgliedern (1 Vors., 1 stv. Vors sowie 2 Beiräte - oder jegliches anderweitiges Mitglieder-Mitbestimmungsmodell in den Organen) im Verein zu installieren, der:

- über je zwei Mitglieder (Vors.+ Beirat) organisatorisch als „erweiterter Vorstand“ ein Informations-, Vertretungs- und Votierungsrecht bei Vorstandssitzungen besitzt,

- über zwei Mitglieder (stv. Vors. + Beirat) beratend an Aufsichtsratssitzungen teilnimmt,

- gemeinsam mit dem Ehrenrat die sonstigen Aufgaben wahr nimmt.

2) Mitgliederversammlung (MV):

- Veröffentlichung der Zahl der stimmberechtigten Mitglieder auf der MV

- Verlängerung der Einladungsfrist für eine MV auf 6 Wochen

- Ergänzungen der Tagesordnung: erforderliche Mehrheit von 5 % der anwesenden Mitglieder auf einer MV

- erforderliche Mehrheit zur Einberufung einer a. o. MV: 2.500. Anträge von stimmberechtigten Mitgliedern an den Verein (Schriftform, Fax, e-voting o. ä.).

- Die ordentliche MV ist abzuhalten im Monat nach Ende des Geschäftsjahres.

3) Beschlussfassung:

- Satzungsänderungen werden auf den MV mit einfacher Mehrheit der anwesenden Mitglieder beschlossen

4) Vorstand:

- Rückzug des Präsidenten. Vorschlagsrecht des Mitgliederrates für die Besetzung von Präsident und Vorstandsmitgliedern, Wahlen durch Mitglieder auf der MV. Beschlussfassung der Mitglieder in allen das Amt und der Personen des Präsidenten und der Vorstandsmitglieder betreffenden Angelegenheiten: 50% + 1 Stimmen

5) Aufsichtsrat (AR):

- Rückzug des AR - Vorsitzenden. Vorschlagsrecht des Mitgliederrates für die Besetzung des AR- Vorsitzenden und der AR- Mitglieder. Wahlen durch Mitglieder auf der MV. Beschlussfassung der Mitglieder in allen das Amt und die Person des AR- Vorsitzenden und der AR Mitgliedern betreffenden Angelegenheiten: 50% + 1 Stimmen

Die Aktion VfB 2011 fordert das Management und den Aufsichtsrat auf: Unterstützten Sie aktiv die Reformen zum Wohl des Vereins und zur Sicherung der sportlichen Zukunft des VfB. Stellen Sie persönliche Befindlichkeiten und Existenzdenken hinten an! Denn es ist, wie Bruno Labbadia schon sagte, „später als fünf vor 12“ und das trifft auch auf die Leistung von Management und Aufsichtsrat zu.

Sollten Sie von einem Dialog und der Zusammenarbeit mit Fans und Mitgliedern weiter absehen wollen, werden wir uns Schritte gegen den Verein zur Herausgabe der Mitgliederdaten vorbehalten um so eine Mitgliederversammlung weiter zu forcieren. Denn die Mitglieder sind der Verein und jedes Mitglied hat ein Recht darauf, sein Sorgen und Anliegen im Verein vorzubringen. (Faszination Fankurve, 03.02.2011)