09.10.2009 - TSV Alemannia Aachen

Offener Brief an die DFL


Vor kurzem erklärte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert im Kicker, dass die neuen Anstoßzeiten bei den Fans sehr gut ankommen. In einem offenen Brief kritisiert die Interessengemeinschaft der Alemannia Fans und Fan-Clubs die Äußerungen Seiferts.

Faszination Fankurve dokumentiert das Schreiben an die DFL

Sehr geehrter Herr Seifert

Mit großem Erstaunen nimmt die „Interessengemeinschaft der Alemannia Fans und Fan-Clubs e.V.“ Ihre Kommentierung zur Akzeptanz der Anstoßzeiten in der 1. und 2.

Bundesliga zur Kenntnis. Mit Ihrem nicht aus einer seriösen Umfrage gewonnenen Fazit, reden Sie die in Fan- und Zuschauerkreisen unbeliebten Zeiten in unverantwortlicher Weise schön. Eine Bewertung einzig und allein anhand der dokumentierten Zuschauerzahlen und Einschaltquoten ist in höchstem Maße unseriös. Sie ist der untaugliche Versuch, fan- und zuschauerfeindliche Anstoßzeiten zu etablieren.

Sehr weit weg von der Basis

Lustige Kommentare statt nachvollziehbare Argumente

Wie weit weg vom „gemeinen Fußballvolk“, von der Grundlage eines funktionierenden Profisystems muss man eigentlich sein, kommt man zu einem Ergebnis wie dem Ihren? Sehr weit weg! lautet die Antwort. Insbesondere wird dies belegt durch Ihre unsachliche Reaktion auf den Kommentar des Trainers Peter Neururer. Statt der Kritik sachlich zu begegnen, reagieren Sie mit einer unverschämten und nur bei erstem Hinsehen lustigen Antwort. Es liegt uns fern den Trainer Neururer zu verteidigen, doch ist Ihre Reaktion eines DFL-Geschäftsführers unwürdig. Sie scheinen nicht an vernünftigen Gesprächen interessiert. Sie versuchen mit allen Mitteln, und sei es mit noch so unsinnigen Argumentationen wie den „Kick-Offs“ in der englischen Premierleague, das „Anstoßzeiten-Diktat“ der DFL als Erfolg darzustellen. Hierbei ignorieren Sie die großen Widerstände, die es auch in England gibt.

Entlarvende Äußerungen

Besonderes Interesse verdient folgende Äußerung:

„Mit dem neuen Modell erwirtschaftet die DFL nach Angaben Seiferts diese Saison mehr als 430 Millionen Euro für die Clubs. Damit werde der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr gehalten, obwohl die Inlandserlöse um etwa 40 Millionen Euro zurückgegangen sind.“

Diese Äußerung ist ein Schlag ins Gesicht aller Fans und Beleg für Ihre wahre Intention. Sie lässt nur eine Interpretation möglich erscheinen:

„Lieber in Deutschland vor leeren Rängen, als den internationalen Markt nicht bedienen zu können.“

Wären die Inlandserlöse, die Zuschauerzahlen oder gar die Pay-TV-Abos in die Höhe geschnellt, dann könnte man Ihrer ursprünglichen Argumentation zumindest ein wenig entgegenkommen.

Ihr Statement ist also in der Summe unglaubwürdig, arrogant und ignorant.

Das Gegenteil ist der Fall

Unsere Wahrnehmung zur Annahme bzw. Nicht-Annahme der Anstoßzeiten ist eine vollkommen andere. Diese Wahrnehmung begründet sich nicht auf uninterpretierbare Zahlen, sondern auf das Gespräch mit dem Fan vor Ort. Bereits nach Bekanntgabe Ihrer Pläne wiesen wir wie auch andere regionale und überregionale Fanorganisationen auf die zu erwartenden Probleme hin. Es ist müßig, Sie an dieser Stelle erneut hiermit zu belästigen.

Vielmehr möchten wir die Fans selber sprechen lassen. Da wir davon ausgehen, dass Sie nicht die Zeit haben unzählige Leserbriefe oder Foreneinträge zu durchforsten oder gewillt sind mit den Fans in einen persönlichen Dialog zu treten, haben wir Ihnen diese Mühe abgenommen. Im Folgenden finden Sie Wortmeldungen von Fans aus der gesamten Republik (Quelle: diverse Vereinsforen, Kommentare von Zeitungslesern, Gespräche mit Fans) zu Ihrer fragwürdigen Interpretation:

„Der neue Spielplan ist der schlechteste, den es je gegeben hat.“

„Ich als Dauerkartenbesitzer habe jetzt eher einen großen Nachteil durch die verschiedenen Anstoßzeiten, da ich nicht immer zum Spiel kann.“

„Ich sehe deutlich weniger Spiele als vorher, nehme den Spielplan nur mit großem Ärger notgedrungen an“

„Solange die Fans trotzdem ins Stadion kommen und vor den Fernseher, ist es der DFL egal ob ihr das alte besser findet. Wenn ihr den Spielplan nicht haben wollt, geht um 13 Uhr nicht ins Stadion und kündigt euer Sky-Abo, wenn das genug Leute machen, wird der Spielplan ganz schnell wieder umgestellt.“

„Der Seifert hat sie nicht mehr alle“

„Ein Besuch zu einem Freitagsspiel ist aufgrund der Entfernung fast nie möglich.“

„Wie glatt muss man sein, um vor lauter Geldberge den Unmut der Fans zu übersehen. Jaja, der Zweck heiligt die Mittel, natürlich ja, jetzt, wo der Kirch-Deal am A.rsch gegangen ist ...“

„Die Termine sind katastrophal. Ich werde die jetztige Dauerkarte noch absitzen und nach der Saison neu überlegen. Samstag und Sonntag sind durch die Spielansetzungen hoffnungslos zerschnitten, insbesondere, wenn man von weiter herkommt.“

„Ist schon irgendwo zwischen frech und unverfroren, was der Seifert da von sich gibt. Aber was soll er sonst auch sagen? Eine Aussage a la "wir machen den Fans zwar das Spiel kaputt, scheffeln dafür aber viel mehr Kohle" wäre ja auch nicht so richtig doll hier angekommen.“

„Finde diese Stückelung des Spieltages nicht so positiv. Mir war es lieber, als mehr Spiele zur selben Zeit stattgefunden haben!“

Nicht mit uns – Es reicht!

Die „Interessengemeinschaft der Alemannia Fans und Fan-Clubs e.V.“ wehrt sich gegen die Behauptung, die Fans nehmen die Termine und Spielzeiten an. Wir wehren uns gegen die Termine und Spielzeiten. Sie ...

• sind fanfeindlich

• sind familienfeindlich

• gehen zu Lasten der Amateur- und Jugendabteilungen

• schaden insbesondere den Vereinen der zweiten Bundesliga

Wir wehren uns ferner gegen dilettantisch angesetzte Spielplanungen. Wir wehren uns gegen das Diktat der DFL und fordern Sie auf, mit den organisierten Fans, insbesondere der „Interessengemeinschaft Unsere Kurve“, dem „Bündnis aktiver

Fußballfans“ und der Faninitiative „profans“, in einen für alle Seiten gewinnbringenden Dialog zu treten und Lösungen zu erarbeiten.

Selbstverständlich freuen wir uns über eine Antwort. Bitte verschonen Sie uns aber vor einer standardisierten, unpersönlichen Antwort, wie sie unzufriedene Fans regelmäßig von Ihnen bzw. der DFL erhalten.

Für den Vorstand der „Interessengemeinschaft der Alemannia Fans und Fan-Clubs e.V.“

Dirk Heinhuis

Fanfotos TSV Alemannia Aachen




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