02.12.2011 - VfL Osnabrück

Osnabrücker Fans gründen Opposition


Die Fans des VfL haben die Organisation „Nur für diesen Verein“ (NfdV) ins Leben gerufen und wollen damit die Ausgliederung der Fußballabteilung des Vereins in eine Kapitalgesellschaft verhindern. Weitere Forderungen sind mehr Transparenz und Offenheit im Verein.

Faszination Fankurve dokumentiert die ersten Mitteilungen von „Nur für diesen Verein“:

Im August 2011 mehrten sich die Berichte, der VfL Osnabrück beabsichtige die Fußballabteilung aus dem Verein in eine Kapitalgesellschaft auszugliedern.

Dieses Thema wurde in den bekannten Internetforen angeregt diskutiert, und bei vielen Fans wuchs die Befürchtung, der Verein könnte im stillen Kämmerlein Ideen ausbrüten, um dann seine Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung 2012 vor vollendete Tatsachen zu stellen. Fans und Mitglieder hatten ja bereits Anfang 2011 einschlägige Erfahrung gesammelt: Das VIP-Tower-Projekt z. B. wurde dreisterweise zu einem Zeitpunkt vorgestellt, als die Planungen bereits abgeschlossen waren.

Nicht nur auf diesem Gebiet waren Veränderungen angedacht, auch personell soll es nach den Vorstellungen der Vereinsführung 2012 einen Umbruch geben, da sowohl Präsident als auch Sportdirektor ihren Rückzug angekündigt haben.

Die Unzufriedenheit der Fans mit der Kommunikationspolitik des Vereins war greifbar, und so folgten einige dem Aufruf, dass sich die Fans, die endlich etwas ändern und Einfluss nehmen wollen, zusammensetzen sollten. Eine bunt gemischte Truppe aller Fangruppen (vom Ultra bis zum “organisierten Kabarettisten” [Originalton Rasch], vom Studenten bis zum Selbständigen) fand sich zum ersten Treffen ein, und schnell wurden die ersten Pläne geschmiedet und Aufgaben verteilt. Es galt Satzungen zu lesen, Jahresabschlüsse durchzugehen und sich anzueignen, wie man form- und fristgerecht Anträge einbringt. Dank moderner Medien arbeiteten nicht nur Osnabrücker, sondern auch viele „Exilanten“ mit, jeder stellte seine speziellen Fähigkeiten zur Verfügung und brachte persönliche Kontakte ein. Hilfreiche rechtliche Unterstützung erhielten und erhalten wir u. a. auch von Vertretern des Supporters Club des HSV bzw. der Fanvereinigung „Unsere Kurve“.

Die Jahreshauptversammlung 2011 stand vor der Tür, hier sollte über den Antrag des Wirtschaftsrates entschieden werden. Die Mitgliederversammlung wurde aufgefordert, dem Antrag des Wirtschaftsrates zuzustimmen, dass die Vereinsführung sich bis zur JHV 2012 Gedanken zur zukünftigen Struktur unseres VfL machen solle. Mit anderen Worten: Der Wirtschaftsrat fordert das Präsidium auf, ein Konzept für die Ausgliederung der Profi-Abteilung zu erarbeiten.

Unser Hauptaugenmerk lag in der Folge darauf sicherzustellen, dass die Mitglieder aktiv an diesem Denkprozess beteiligt werden. Wir formulierten den Antrag, der vorsieht, dass es bis zur Jahreshauptversammlung in festen vierteljährlichen Zeitabständen offene Mitgliederversammlungen beim VfL zu geben habe, auf denen die Vereinsführung über den aktuellen Planungsstand informiert, Fragen der Fans beantwortet und Anregungen aufnimmt. Auch die Rahmenbedingungen wie Ort und Uhrzeit wurden definiert bzw. vorgeschlagen, um möglichst jedem Interessierten die Teilnahme zu ermöglichen. Mit diesem Antrag sahen wir uns im Übrigen auf Kurs mit der Vereinsführung, die in den örtlichen Printmedien nicht müde wurde zu betonen, dass dieser Prozess völlig ergebnisoffen sei, man die Interessen der Anhänger ernstnehme und diese in die Entscheidungsfindung einbinden wolle.

Daneben war (und bleibt) Ziel unserer Arbeit eine weitere Öffnung und Transparenz des Vereins. Hier stellten wir zum einen die Anträge auf Information über den aktuellen Stand der Ermittlungen der Steuerfahndung sowie auf Veröffentlichung des Jahresabschlusses der Lila-Weiss Marketing GmbH.

Weiter wollen wir aktiv dazu beitragen, dass mehr Fans zu Mitgliedern werden und in einem ersten Schritt stellten wir einen Antrag, den Zahlungsmodus der Mitgliedsbeiträge zu flexibilisieren sowie ermäßigte Mitgliedsbeiträge für bestimmte Gruppen der Gesellschaft einzuführen.

unsere grundsätzlichen Ziele sind:

Demokratisierung des Vereins, stärkerer Einfluss und Einbeziehung der Mitglieder und Fans

Transparenz des Vereins, offene Kommunikation mit Anhängern und der Presse

Zur Jahreshauptversammlung fühlten wir uns gut vorbereitet. Die Anträge waren form- und fristgerecht gestellt, und ein professionell gestalteter Flyer wurde vorab an die Mitglieder in der Osnabrück-Halle verteilt, um über unsere Anträge zu informieren.

Mit leichter Verspätung begann die Jahreshauptversammlung mit einer Rede des amtierenden Vereinspräsidenten Herrn Dr. Dirk Rasch. Hier soll nicht weiter auf die Ausführungen Bezug genommen werden, nur eines irritierte uns als Zuhörer im Saal enorm:

Hieß es zuvor noch, die Frage der Ausgliederung der Profi-Abteilung sei noch völlig ergebnisoffen, stellte diese nunmehr nach seiner Meinung – quasi von einem Tag auf den anderen – die einzige Alternative für eine erfolgreiche Zukunft des finanziell klammen VfL dar. Diese plötzlich herangereifte Erkenntnis wiederholte der Präsident auch konsequent in dem im Anschluss an die JHV mit Harald Pistorius (Neue OZ) geführten Interview.

Der nächste erwähnenswerte Punkt der JHV war die Präsentation des Jahresabschlusses des VfL. War dieser bisher noch von einem Gewinn von 510.000 Euro für die abgelaufene Zweitliga-Saison ausgegangen, präsentierte man uns nun einen Verlust von 39.000 Euro. Dieser Umstand führte natürlich zu Rückfragen, die in den Augen vieler Anwesender nur unzureichend beantwortet werden konnten. Ähnlich verhielt es sich auch beim Jahresabschluss der Lila-Weiss Marketing GmbH, als auf Rückfrage einige Kostenpositionen nicht vollständig erklärt werden konnten. Die örtliche Presse brachte in ihrer Nachberichterstattung in der Folge mehr Licht ins Dunkel, doch wo Licht ist, da ist auch Schatten.

Die Unklarheiten in den vorliegenden Abschlüssen und die nicht abgeschlossene Betriebsprüfung unter Mitwirkung der Steuerfahndung bewogen in der Folge zahlreiche Mitglieder dazu, die Entlastung des Vorstands zu verweigern. Die nachfolgenden Wirren der Stimmauszählung konnte man der Berichterstattung entnehmen. Sichtbar war allerdings, dass die Mehrheit den anwesenden Mitglieder das Präsidium trotz der Unsicherheiten entlastete.

Die Stimmung unter den Mitgliedern schwankte zwischen unruhig und gereizt, als Herr Fip als Vertreter des Wirtschaftsrates an das Rednerpult trat und den Zuhörern den zuvor genannten Antrag auf Strukturprüfung (so möchten wir es hier einmal nennen) vorstellte. Wir halten die Ausgliederung der Profi-Abteilung nicht für das geeignete Mittel, um den Verein zukunftsfähig zu gestalten und befürchten eine weitere Abkapselung des VfL von seinen Fans, so dass wir und mit uns zahlreiche weitere Mitglieder diesen Antrag ablehnten. Dennoch erteilte die Mitgliederversammlung in der Gesamtheit ihre Zustimmung, so dass nunmehr unser Antrag auf Einbeziehung der Fans am (in unseren Augen seitens der Vereinsführung längst abgeschlossenen) Entwicklungsprozess zur Entscheidung kam.

Der Antragsteller Daniel Dincher erläuterte diesen Antrag zu später Stunde. Herr Fip erklomm ein weiteres Mal das Podium und nahm zu diesem Antrag Stellung. In seiner Gegenrede sprach er uns das Recht ab, diesen Antrag auf Mitwirkung zu stellen, da wir zuvor gegen seinen Antrag gestimmt hätten.

Dieser befremdlichen Auffassung konnten und wollten weder wir noch die überwältigende Mehrheit der anwesenden Mitglieder folgen. Mittlerweile stand für Redebeiträge auch ein Saalmikrofon zur Verfügung, so dass eine kritische Diskussion entstand, an deren Ende der Antrag zugelassen und von den Mitgliedern annähernd einstimmig angenommen wurde.

Ebenso erfolgreich, aber weitaus weniger umstritten, wurde unser von Thomas Höppner gestellte Antrag auf quartalsweise Zahlungsmöglichkeit als Satzungsänderung von der Mitgliederversammlung genehmigt, so dass ab 01.01.2012 neu eintretende Mitglieder nicht mehr den Jahresbeitrag von z. Z. 92 Euro in voller Summe im Voraus entrichten müssen.

Markus Schlosser zog seine beiden Anträge zurück, denn diesen wurde im Verlauf der Veranstaltung bereits weitestgehend vorgegriffen, so dass die Jahreshauptversammlung gegen 0:30 Uhr ihr Ende fand.

Hinter uns lagen fünf aufregende, unterhaltsame, aber auch anstrengende Stunden. Mit dem Ergebnis als solches waren wir recht zufrieden. Vor allem aber haben wir deutlich gemacht, dass die Mitglieder Einfluss auf ihren Verein nehmen können und dies auch müssen. Von vielen Seiten gab es ein positives Feedback, das wir als Dank für die vorangegangene intensive Arbeit aber auch als Verpflichtung ansehen, die aktuelle Entwicklung des VfL weiterhin kritisch zu begleiten.

kurzfristige Ziele sind:

sozialere Gestaltung der Mitgliedsbeiträge hinsichtlich Zahlungsmodalitäten und Beitragshöhe

Erweiterung der Mitgliedsbasis durch aktive Mitgliederwerbung

Ausrichtung von Veranstaltungen in jeder erdenklichen Form von und für Fans

Stärkung der sozialen Verantwortung des VfL gegenüber der Bevölkerung in und um Osnabrück

aktive Mitarbeit bei der strukturellen Modernisierung unseres Vereins unter Beibehaltung der Rechtsform des e.V. (kein Verkauf an Investoren!)

aktive Suche nach einem geeigneten Kandidaten für die Vereinspräsidentschaft

mittelfristig:

Gründung einer Abteilung fördernder Mitglieder

(Vorbilder sind der Supporters Club HSV und die AFM St. Pauli)

langfristig:

Unterstützung des Vereins bei infrastrukturellen Maßnahmen (z.B. Modernisierung Trainingsgelände)

weitere kurz- bis langfristige Ziele sind unter vielen, vielen anderen:

CL-Teilnahme

bis zum Eichstrich gefüllte Biergläser

saubere Toiletten

Erlangung des Weltfriedens

durchgebratene Bratwürstchen

Vollbeschäftigung

Fanfotos VfL Osnabrück




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