11.11.2014 - Ultras

Ost-West Konflikt 25 Jahre nach dem Mauerfall?


Am vergangenen Wochenende wurde nicht nur in Berlin der 25. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert. Aber nicht überall war die Freude groß: Am Samstag zeigten Ultras des MSV Duisburg beim Spiel gegen Rot-Weiß Erfurt ein Spruchband mit der Aufschrift „25 Jahre? Es reicht!“

Zuvor zeigten die Erfurter Fans ein Spruchband mit der Aufschrift "Rote Karte für Wessis" und zeigten dazu rote Karten, in Anlehnung an die "Wir zeigen RB die rote Karte" Aktion, die neben den Dusiburger Fans, zahlreiche Fanszenen am vergangenen Wochenende durchführten.


Ein Hinweis für eine misslungene Wiedervereinigung innerhalb der Fanszene? In der deutschen Fußballfanszene ist das Thema Ost-West Konflikt bzw. Unterschiede zwischen der Fankultur in Ost und West insgesamt selten so wenig beachtet worden, wie heutzutage.

Der Höhepunkt war sicherlich im Jahr 2005 erreicht, als die Diskussion über Style in Ost und West dominierte. Das damalige Faszination Fankurve-Magazin widmete dem Thema eine Titelstory und sprachen damals u.a. mit den Ultras Frankfurt, Mirko Otto (Macher von Blickfang Ost ), Suptras Rostock, Ultras Aue, Ultima Raka, Ultras Chemnitz, Diablos Leutzsch, der Wilden Horde und der Armata Fidelis über das Thema. Die gesamte Titelstrecke aus dem Jahr 2005 kann hier nachgelesen werden und gibt fast zehn Jahre später nochmal Einblicke in damalige Gedankengänge, nicht nur von Ultras.

Bei einzelnen Spielen feiert die Ost-West Rivalität sicherlich hin und wieder ein Revival, wie zuletzt am Samstag beim Spiel Duisburg gegen Erfurt. Allgemein findet das Thema in der Fanszene jedoch immer weniger Anklang. Die Freundschaften über die ehemalige Grenze sind weiter gefestigt, auch wenn einige eingeschlafen sind und neue entstanden. Das im Jahr 2005 viel beachtete Fanzine Blickfang Ost heißt mittlerweile Blickfang Ultra und hat sich schon seit Jahren als ein Leitmedium für die gesamtdeutsche Ultràszene etabliert. In Bündnissen und Kampagne arbeiten Fanszenen aus beiden Teilen der Republik Seite an Seite. Ob es aktuell bei der Kampagne „Nein-zu-RB!“ oder zuvor bei der „Pyrotechnik legalisieren“ Kampagne der Fall war oder auch in Fanbündnissen wie ProFans, das ohne Union Berlin z.B. nur schwer vorstellbar erscheint.

Die gegenseitigen Einflüsse sind offensichtlich. Ostdeutsche Ultras öffneten sich in den letzten Jahren immer mehr der Bündnisarbeit und glichen sich auch dadurch immer mehr den Westdeutschen Großgruppen an, während sich in Westdeutschland Abspaltungen von den großen Ultràgruppen gebildet haben, die teilweise ein Stil verfolgen, den man im Jahr 2005 noch als Polenstyle bezeichnete. Reisen Westdeutscher Ultras in den ehemaligen Ostblock finden Woche für Woche statt. Bei teilweisen Unterschieden, die es zwischen Ostdeutschen und Westdeutschen Ultrà- und Fangruppen auch im Jahr 2014 noch gibt, scheinen die Gemeinsamkeiten mittlerweile jedoch deutlich zu überwiegen. Ein Ultrà aus Ostdeutschland hat mit einem Ultrà im Westen der Republik mittlerweile wohl deutlich mehr Gemeinsamkeiten, als mit vielen anderen Fans in seiner Kurve. (Faszination Fankurve, 11.11.2014)







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