01.11.2005 - Italien

Pisanu-Dekrete - Leere Kurven gegen die Erlasse


„+decreti -spettatori“, „mehr Gesetze, weniger Zuschauer“ – unter diesem Motto steht der Protest des vereinsübergreifenden „Movimento Ultras“ gegen die von Innenminister Pisanu erlassenen Neuregelungen, die durch den Senatsbeschluss vom 10. Oktober auch gesetzlich verankert wurden. Mit dem Slogan bedruckte Spruchbänder waren in den vergangenen Wochen dann auch in zahlreichen italienischen Kurven von Mailand über Siena bis Bari zu sehen. In einigen Fällen kam es sogar zum völligen Boykott: Blieben die Interisti bei ihrem Heimspiel gegen Livorno die ersten 15 Spielminuten vor den Toren, so bot sich den übrigen Zuschauern der Begegnungen Milan – Reggina und Juventus – Messina das Szenario einer über die komplette erste Halbzeit vollkommen verwaisten Heimkurve.

Eine ähnliche Aktion erfolgte in Parma, wo die Ultras (Boys Parma) in einer Bekanntmachung erklärten, dass „das Stadion einer stillen Wüste, einem kalten hermetisch abgeschlossen Behälter ähneln muss, wie es aufgrund der von der Politik beschlossen Regelungen bezüglich der Zuschauer, alle italienischen Sportstätten zu werden drohen“. Insbesondere richtet sich der Zorn der Fans gegen das Dekret, dass alle Eintrittskarten mit dem Namen des Zuschauers versehen sein müssen, was in der Tat in den vergangenen Wochen für einige abstruse Situationen in den Profiligen sorgte: Mussten schon die mitgereisten Ultras aus Livorno aus Messina abreisen, ohne das Spiel ihrer Mannschaft gesehen zu haben, so wurde auch eine größere Gruppe von Fans aus Reggio Calabria auf dem Weg nach Palermo direkt wieder von der Polizei umgeleitet, da sie sich nicht im Voraus mit Tickets versorgt hatten.

Aus Solidarität kehrten auch die anderen mitgereisten Reggini direkt wieder um. An anderen Orten, etwa beim Spiel zwischen Lazio Rom und Palermo, brach das Chaos am Stadion aus. Fans standen oft lange nach Anpfiff noch an den Kassenhäuschen, und es kam zu Tumulten. Nur einige der negativen Folgen der Dekrete, die es den Zuschauern erschweren, sich ein Spiel ihrer Mannschaft anzusehen – und außerdem, wie viele Gruppen, hier wiederum die Boys Parma, betonen, „gegen die Verfassung verstoßen und die persönlichen Freiheitsrechte einschränken“. Die leeren Kurven in Mailand und anderswo sind ein deutliches Signal seitens der Tifosi an die Verantwortlichen in den Vereinen und in der Politik; sie zeigen, was die letzte fatale Konsequenz der Bestimmungen sein könnte… (Faszination Fankurve, 01.11.2005)

Fanfotos Italien




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