04.12.2017 - SV Darmstadt 98

Polizei durchsuchte Fanprojekt Darmstadt


Nach dem gestrigen Heimspiel vom SV Darmstadt 98 gegen den SSV Jahn Regensburg umstellte die Polizei das Fanprojekt Darmstadt, wo eine Weihnachtsfeier stattfand und nahm die Personalien der Besucher auf. Anschließend wurden die Räumlichkeiten des Fanprojekts durchsucht.


Grund für die Durchsuchungen soll ein Raub nach dem Spiel in der Nähe des Jugendstilbads gewesen sein. Die Polizei vermutete die unbekannten Täter, die keine Gewalt angewendet haben sollen, im Fanprojekt. „Da die Polizei die unbekannten Täter im Fanprojekt vermutete, wurde die Räumlichkeit von der Darmstädter Polizei, sowie einer eingesetzten Beweis- und Festnahmeeinheit umstellt. Die Einsatzleitung hatte scheinbar bei der Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungsbefehl für das Fanprojekt beantragt und auch ausgestellt bekommen. Daraufhin erfolgte eine Personalienkontrolle aller Anwesenden (rund 60 Fans) inklusive Bildaufzeichnung. Dabei war keinerlei nachvollziehbare Einsatzstrategie zu erkennen, da die eingesetzten Beamten den ersten 15-20 kontrollierten Personen ein willkürliches Platzverbot erteilten, um anschließend alle verbliebenen (größtenteils jüngere) Personen vor dem Fanprojekt einzukesseln und anschließend in der Kälte auf unbestimmte Zeit warten zu lassen. Im Anschluss durchsuchten die eingesetzten Beamten die Räumlichkeit sehr gründlich ohne irgendetwas Tatverdächtiges zu finden. Nur dem kooperativen Einsatz der Fanprojekt-Mitarbeiter und dem kühlen Kopf der anwesenden Lilienfans ist es zu verdanken, dass die Situation ohne jegliche Eskalation abgelaufen ist“, heißt es von der Lilien Fanhilfe zu den Durchsuchungen der Polizei.

Die Fanhilfe, die Darmstadt 98-Fans bei Problemen mit Polizei und Justiz unterstützt, verurteilt das Vorgehen der Polizei, das die Weihnachtsfeier des Fanprojekts beendete. Die Lilien Fanhilfe sieht durch die Durchsuchungen und Kontrollen einen Schutzraum in seiner Funktion verletzt.

„Wir verurteilen diesen Einsatz auf das Schärfste. Mit der Durchsuchung einer sozialpädagogischen Fan-Einrichtung, die seit 15 Jahren dafür bekannt ist als Anlaufstelle und Schutzraum für jugendliche Lilienfans zu fungieren, hat die Polizei eine deutliche Grenze überschritten und viel vertrauensbildende Arbeit an einem Abend zerstört. Die geplante Weihnachtsfeier, von der die Beamten auch durch den Fanprojekt-Beirat im Vorfeld Kenntnis hatten, konnte somit nicht wie geplant stattfinden. Stattdessen muss nun darüber diskutiert werden, ob der reine Verdacht für eine Straftat ausreichend ist, um ein etabliertes Jugendhaus in dieser Form zu kriminalisieren und das Verhältnis zwischen Polizei und Fanszene damit weiter wissentlich zu verschlechtern. Und das ohne am Ende einen Beweis für die Notwendigkeit der Maßnahme zu erreichen. Zudem bleibt auch die Frage, was genau mit den erfassten Daten passieren wird. Viele der kontrollierten Fans sind weder polizeibekannt (teilweise noch nicht mal volljährig) und müssen nun damit rechnen, dass ihre Daten in diesem Zusammenhang abgespeichert werden, obwohl sie sich nichts haben zu Schulden kommen lassen. Wie schnell heutzutage sein Name in Sammelkarteien wie der häufig kritisierten „Datei Gewalttäter Sport“ steht, ohne dass überhaupt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, ist weithin bekannt und verstärkt unsere Sorgen in dieser Richtung“, so die Lilien Fanhilfe weiter. (Faszination Fankurve, 04.12.2017)

Fanfotos SV Darmstadt 98




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