28.06.2017 - Hannover 96

Polizei prüft erneut Aufenthaltsverbote & erntet Kritik


Ein Sprecher der Polizei Hannover erklärte gegenüber der Neuen Presse, dass man auch für die kommende Saison wieder „präventivpolizeiliche Maßnahmen“ gegen Fans von Hannover 96 prüfe. Wie schon in der vergangenen Saison sollen Hannoveraner Fans wohl mit Aufenthaltsverboten vom Niedersachsenstadion ferngehalten werden.

In der vergangenen Saison waren über 40 Fans von Hannover 96 mit langfristigen Aufenthaltsverboten belegt worden, die ihnen ein Betreten der Gegend um das Niedersachsenstadion und Teilen der Innenstadt in Hannover bei Spielen der Profis und der Amateure von Hannover 96 verboten hatten (Faszination Fankurve berichtete). Auch die Stadien in Hannover, in denen die zweite Mannschaft von Hannover 96 die Heimspiele austrägt, waren als Tabuzone für die betroffenen Personen eingeschlossen. Die Bereichbetretungsverbote waren bis Saisonende gültig, doch nun drohen neue Betretungsverbote, die teilweise ohne vorherige Verurteilung der betroffenen Personen ausgesprochen wurden.

Um mit einem solchen Verbot, das auf dem niedersächsischen Sicherheits- und Ordnungsgesetz basiert, belegt zu werden, reichte beispielsweise eine mehrfache Personalienfeststellung aus. Der Nachweis von Straftaten bzw. eine Verurteilung vor einem deutschen Gericht ist nicht erforderlich. Die Klagen von drei betroffene Hannover 96 gegen die Betretungsverbote scheiterten 2016 vor dem Verwaltungsgericht Hannover (Faszination Fankurve berichtete), eine Entscheidung des niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts steht zu den Fällen steht noch aus. Die Polizei will die Gerichtsentscheidung offenbar nicht abwarten und das umstrittene Vorgehen aus der vergangenen Saison auch in der Erstligasaison 2017/2018 fortsetzen.

Die Jungen Liberalen, die Jugendorganisation der FDP, aus Hannover kritisieren das Vorgehen der Polizei Hannover: „Während terroristische Gefährder unkontrolliert laufen gelassen werden, sollen unschuldige Fußballfans weggesperrt werden. Hier fehlt jeder Realitätsbezug: Aufenthaltsverbote ohne vorherige Verurteilungen widersprechen unserem Rechtsstaatsprinzip“, erklärte der Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen Hannover, Björn-Christian Seela. Nach Ansicht der JuLis sollten Aufenthaltsbeschränkungen nur für rechtskräftig verurteilte Straftäter durchgesetzt werden.

Laut des Zeitungsberichts wolle die Polizei Hannover bald entscheiden, welche Fans in der kommenden Saison mit einem Aufenthaltsverbot belegt werden. Von den zuletzt betroffenen Fans habe laut Einschätzung der Polizei niemand gegen die Auflagen verstoßen. Da die Polizei in der abgelaufenen Saison beispielsweise in Hildesheim und Berlin fleißig Personalien von Hannover 96 Fans einsammelte, ähnlich wie in der Vorsaison auf der Anreise nach Mönchengladbach, könnten in der kommenden Saison möglicherweise noch mehr Hannoveraner Fans betroffen sein. (Faszination Fankurve, 28.06.2017)

Fanfotos Hannover 96




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