12.11.2018 - Eintracht Frankfurt

„Populisten wegsperren - Knast für Beuth!“


Nachdem der hessische Innen- und Sportminister Peter Beuth von der CDU zuletzt u.a. Gefängnisstrafen für Pyrozünder forderte (Faszination Fankurve berichtete) hat die Nordwestkurve Frankfurt heute ausführlich Position gegen Beuth bezogen. Gestern wurde in der Nordwestkurve auch ein Spruchband zum Thema gezeigt.

Neben der Verschärfung des Sprengstoffgesetzes hatte der Innenminister zuletzt die Idee vorgestellt, die Polizeibegleitung von Bussen mit „Problemfans“ den Fans selbst in Rechnung zu stellen. „Es ist bekannt, dass Peter Beuth von Fußballfankultur keinen blassen Schimmer hat, doch die aktuellen Forderungen sind selbst für ihn herausragend unsinnig. Da konterkariert er, was alle Fanforscher und auch Polizisten, die sich mit dem Thema auskennen, wünschen: eine geballte Anreise von Fans in organisierten Bussen. Fragt man jeden szenekundigen Beamten, jede Einsatzleitung einer Fußballstadt, sie alle wünschen sich am liebsten die Anreise mit Bussen. Dabei bleibt der Regelzugverkehr ungestört, die Züge sind nicht überfüllt, des Weiteren sind Busse für die Polizei viel besser zu kontrollieren als Autos. Beuths reflexartige Forderung zeigt einmal mehr, dass er lediglich dem Stammtischpublikum nach dem Mund reden möchte, mit absurden Forderungen, die man nach einer Minute Nachdenken bei Seite legen würde. Zu Recht wird er bei szenekundigen Institutionen, bei Vereinen und speziell den Fans gleichermaßen verlacht“, kritisiert die Nordwestkurve Frankfurt diese Forderung von Beuth. Dem hessischen Innenminister wird vorgeworfen, Wahlkampf für seine eigene Person zu betreiben. In Hessen wird nach den Landtagswahlen aktuell versucht eine neue Regierung zu bilden. In der aktiven Fanszene von Eintracht Frankfurt hofft man, dass Beuth nach den aktuellen Sondierungsgesprächen nicht mehr Innenminister ist.


Auch auf seine Aussage „Wer im Stadion zündelt,geht in den Knast“ geht der Nordwestkurve-Rat, der Beuth Inkompetenz vorwirft, in der heutigen Stellungnahme ein. Zudem macht der Nordwestkurvenrat öffentlich, dass gestern anlässlich des Heimspiels gegen Schalke 04 Polizisten die Nordwestkurve betraten, was von Fans, nicht nur in Frankfurt, als Provokation aufgefasst wird. Zu sicherheitsrelevanten Vorfällen soll es zuvor nicht gekommen sein. In der Nordwestkurve hing gestern zudem ein Spruchband zum Thema, auf dem „Eintracht-Fans fordern: Populisten wegsperren - Knast für Beuth!“ geschrieben stand. „Schaut man hinter die Fassade, wird klar: Es handelt sich um nichts anderes, als seine Positionierung für die Vergabe der Ministerämter. Er ist auf diesem Gebiet der inkompetenteste Innenminister, den wir in Hessen je hatten. Jegliche Experten zum Thema Fankultur verdrehen bereits die Augen, wenn nur sein Name fällt. Ahnungslose Populisten gibt es in der Politik viele, dass er aber nicht mal davor zurückschreckt, für seinen eigenen Privatwahlkampf eine Eskalation im Stadion zu provozieren, ist dann nochmal eine ganz andere Hausnummer. Nicht anders zu erklären ist das Großaufgebot an Polizei beim gestrigen Spiel gegen Schalke. Polizeieinheiten sind zwischenzeitlich sogar, ohne dass es jegliche Vorfälle gab, vor der Nordwestkurve aufmarschiert und haben diese sogar zwischenzeitlich betreten – ein außergewöhnlicher Vorgang und insbesondere ein extremer Affront für jede Fankurve, speziell wenn es nicht im Ansatz sicherheitsrelevante Vorfälle gab. Dies wurde offensichtlich gezielt angeordnet und mögliche Auseinandersetzungen wurden dabei nicht nur in Kauf genommen, sondern vermutlich sogar gewünscht. Profit daraus hätte schließlich Beuth bei seiner Positionierung für das Ministeramt schlagen können. Und für seinen eigenen Auftritt bei der Innenministerkonferenz Ende des Monats, bei der er sich sicherlich wieder als der größte Hardliner unter den Kollegen profilieren möchte. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich bei einer entsprechenden Regierungsbildung die relevanten Personen in den Polizeispitzen und im Ministerium endlich positionieren und ihre Hoffnung nach einem kompetenten Innenminister sich erfüllt“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Nordwestkurve Frankfurt. Bereits im September 2017 veröffentlichte die Nordwestkurve Frankfurt einen offenen Brief an Peter Beuth, nachdem damals ein „Führerscheinentzug für Randalierer“ diskutiert wurde.


50.700 Zuschauer, darunter 5.000 Gästefans, sahen das gestrige Bundesligaspiel im Frankfurter Waldstadion. Nach einer torlosen ersten Halbzeit gewann die Eintracht das Heimspiel durch ein Doppelpack von Jovic und ein Tor von Haller noch deutlich mit 3:0. Nach drei Siegen in Folge ist die Ruhe, die zwischenzeitlich beim FC Schalke 04 einkehrte, damit wieder dahin. In Frankfurt hält der Aufschwung hingegen weiter an. (Faszination Fankurve, 12.11.2018)


Fanfotos Eintracht Frankfurt




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