27.12.2006 - FC Bologna

Proteste gegen Juve-Spiel


„Bologna – Juve ...die Wut wächst“ – das hatten die Gruppen der Curva Andrea Costa des FC Bologna schon auf einem Flugblatt gemeldet. Mehr noch: das Spitzenspiel der Serie B hätte nach Ansicht der Bologna-Ultras nie stattfinden dürfen.

Ihrer Meinung nach hätte Juventus als Hauptbeteiligte des Betrugsskandals eine weitaus härtere Strafe verdient gehabt habe, als diejenige, die der Verband gegen die „alte Dame“ erhängt hatte: „Wenn es im Fußball Gerechtigkeit gäbe, hätte ein Verein, der (mindestens) zwei komplette Meisterschaften fälscht, zumindest in der Serie C2 wieder anfangen müssen, da es Mannschaften wie Genua gibt, die den Fehler eines einzigen Spiels mit dem Abstieg aus der gerade errungenen Serie A in die Serie C1 bezahlen mussten“, so die Gruppen in ihrer Erklärung.

Der FC Bologna war am Ende der manipulierten Spielzeit 2004/2005 abgestiegen und gilt als Hauptleidtragender des Skandals. Bereits im Juni hatten sich über 5.000 Menschen an einer Demonstration für „einen anderen Fußball“ beteiligt und waren durch die Straßen der Hauptstadt der Provinz Emilia gezogen. Aus Protest gegen die „falsche und unnötige Partie“ (Bologna wäre ohne die manipulierten Spiele vermutlich nicht abgestiegen, während für Juve drastischere Sanktionen eine logische Konsequenz gewesen wären), entschlossen sich die Ultras, den ersten 15 Minuten der Begegnung symbolisch fernzubleiben: „Keine Gruppenbanner, keine Choreografie, insgesamt: NICHTS, weil dieses Spiel NICHTS zählt.“

Der Protest beim Spitzenspiel wurde Dienstagabend dann erfolgreich durchgeführt, auch wenn sich die Kurve nicht in der 15., sondern in der 8. Spielminute füllte, weil die Begegnung mit sieben Minuten Verspätung angepfiffen worden war. Der Protest der Bologneser Kurve, der sich auch auf Spruchbändern wie „2004-05, per Telefon abgestiegen“, oder „Wird dieses Spiel echt sein?“ manifestierte, sollte durch den Spielverlauf aber noch zusätzliche Brisanz bekommen: Dem FC Bologna wurde nicht nur ein eindeutiger Elfmeter verweigert, sondern auch der Siegtreffer des Rekordmeisters gegen den siebenmaligen Titelträger war nach einhelliger Meinung irregulär: Torschütze Zalayeta stoppte den Ball zuerst mit dem Arm, traf dann die Latte, der Ball sprang auf der Torlinie auf und Verteidiger Castellini konnte klären, ohne dass die Kugel die Torlinie mit vollem Umfang überschritten haben konnte. Entsprechend heftige Polemiken folgten nach Spielende, wobei Bolognas Präsident Alfredo Cazzola mit den Worten „Es ist ein Problem der Glaubwürdigkeit des Systems und nicht mehr der Fehler an sich“ genau das auf den Punkt brachte, was die Fans seines Vereins schon im Vorfeld erkannt hatten.

Trotz der vergifteten Atmosphäre respektierte die Bologneser Kurve aber die Schweigeminute für zwei tödlich verunglückte Spieler aus dem Juve-Nachwuchs. Mit einem Transparent. „Der Schmerz hat keine Farben, ciao Ale und Ricky“ erwiesen auch die rot-blauen Fas den Verstorbenen die letzte Ehre. (Faszination Fankurve / Matthias Bürgel, 23.12.06)

Fanfotos FC Bologna




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